Millionenschwerer Betrug: Zwei Franken vor Gericht

28.9.2016, 06:00 Uhr

Das Landgericht Düsseldorf wirft den mutmaßlichen Drahtziehern in der Anklage vor, durch geschönte Bilanzen ein Schneeballsystem installiert und 9000 Anleger geschädigt zu haben. Die Düsseldorfer Beteiligungen AG hatte demnach Anlegern Wertpapiere mit einer Verzinsung von 5,5 bis sieben Prozent pro Jahr versprochen, Renditen also, die auch damals deutlich über dem Markt lagen. Die Kunden hätten laut Staatsanwaltschaft den sogenannten Inhaber-Teilschuldverschreibungen nur deshalb vertraut, weil ihnen falsche Tatsachen vorgespiegelt worden seien.

In Prospekten, die nach Recherchen unserer Redaktion auch in Nürnberg angefertigt wurden, war etwa ein hohes Eigenkapital ausgewiesen worden, während tatsächlich ein Minus in Millionenhöhe vorlag. Hauptangeklagter ist der Nürnberger Kaufmann Jürgen Schlögel (52). Er soll nach Ansicht der Staatsanwälte das Firmengeflecht gesteuert haben. In einem anderen Verfahren aus dem großen Komplex "Düsseldorfer Beteiligungen AG" im Jahr 2014 hatte das Oberlandesgericht Düsseldorf bereits geurteilt, Schlögel sei der "wahre Inhaber der DMB AG" gewesen.

Verfahren gegen Schlögel eingestellt

Schließlich seien seine Gesellschaften wie die "Leipzig-West Liegenschaften AG" oder die "J.S. Unternehmensbeteiligungen GmbH" maßgeblich an den Transaktionen beteiligt gewesen. Doch Schlögel sitzt jetzt dennoch nicht auf der Anklagebank: Das Landgericht hatte das Verfahren gegen ihn erst einmal eingestellt, da er in einem weiteren Verfahren in Leipzig eine ungleich höhere Strafe zu erwarten habe, wie es bei Gericht heißt: Die Wohnungsbaugesellschaft Leipzig West AG, die auch von Schlögel beherrscht wurde, fuhr ebenfalls im Jahr 2006 in den Konkurs.

Rund 38.000 Gläubiger bundesweit verloren ihre Einlagen in Höhe von 360 Millionen Euro. Ob allerdings in Leipzig gegen ihn verhandelt werden kann, ist fraglich. Aufgrund seiner Alkoholkrankheit gilt Schlögel als sehr eingeschränkt verhandlungsfähig. Deshalb müssen sich in Düsseldorf zunächst einmal Hannes Kuhn (52) und der frühere DMB-Vorstand Michael Gronemeyer (55) verantworten. Kuhn ist Gründer des Erlanger Steuerberatungsunternehmens Balance ebenso wie der Solar Millenium AG, die einst die Stromversorgung mittels Solarthermie revolutionieren wollte.

Verhandlungstage bis 2017 terminiert

Doch im Dezember 2011 musste Solar Millenium Insolvenz anmelden. Das Unternehmen hatte weltweit Solarkraftwerke projektiert und finanziert. Nach Angaben von Insolvenzverwalter Volker Böhm (Nürnberg) wurde ein Großteil dieser Projekte über fünf Inhaber-Teilschuldverschreibungen mit einem Anleihevolumen von knapp 227 Millionen Euro finanziert, die vorwiegend an 16.000 Kleinanleger verkauft wurden. Insgesamt macht Böhm Forderungen gegen die Gesellschaft in Höhe von 250 Millionen Euro geltend.

Im Düsseldorfer Gerichtssaal steht Kuhn nun Verteidigerin Simone Kämpfer zur Seite. Sie ist Fachanwältin für Steuerstrafrecht. Bis 2006 war Kämpfer als Staatsanwältin tätig, zuletzt in der Schwerpunktabteilung für Wirtschaftskriminalität bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf.

Simone Kämpfer, Jahrgang 1966, ist gebürtige Nürnbergerin. Das Gericht hat Verhandlungstage bereits bis 2017 terminiert.

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