Mit böhmischer Musikanten-Emphase

22.2.2013, 00:00 Uhr

Robert Schumanns zweites Quartett lässt spüren, wie die romantische Zwiespältigkeit mit polyphonen Feinheiten durchsetzt ist. Und die Messlatte bei Schumanns Kompositionen für Streicher liegt stets ziemlich hoch. Nicht nur, dass die immer ein wenig pianistisch gedachten Werke schwer zum Klingen zu bringen sind. Es gilt auch, die oft mit umständlichen Läufen gespickten Sätze aus jeglicher etüdenhaften Mechanik herauszuhalten.

Kein Problem für die Virtuosen aus Prag. Kräftig geben sie dem übermütig drängenden Scherzo die Sporen. Ihr perfekt organisiertes Spiel zeigt einen verantwortungsbewussten Umgang mit der sperrigen Textur. Allen Sätzen merkt man die für Schumann typische unruhige Poetik an.

Auch Heimatliches aus Böhmen, Antonín Dvoráks As-Dur Quartett, lässt aufhorchen — ein verzahnt konstruiertes Stück, das voller Winkelzüge und Verästelungen steckt. Die mitreißenden Furiant-Rhythmen im Scherzo werden nicht nur schnell und flüssig, sondern auch überaus pointiert und kraftvoll dargeboten. Und ein wenig schimmert schon der knorrige Einzelgänger Leos Janácek durch.

Dass Dvorák nicht nur an die Freunde einer rustikal zupackenden Quartett-Sprache dachte, zeigt das differenziert ausgeschriebene Notenbild. Um die Formkräfte auch prägnant zu akzentuieren, hat das Viererteam viel Spürsinn walten lassen. Und man gewinnt den Eindruck, dass Dvorák in seinen letzten Streichquartetten besonders nachdenklich komponiert hat – überlegter als in seinen letzten Sinfonien.

Als hellhörige Ausdeuter Mozartscher Geheimnisse profiliert sich die Stamitz-Truppe schließlich im Quartett KV 387, das erste 1782 in Wien vollendete Opus aus dem Zyklus der so genannten „Haydn-Quartette“. Recht süßlich im Vibrato bebt das „Andante cantabile“ allerdings in den Stimmbeiträgen der Primgeige. Doch im „Molto Allegro“ offenbart sich die meisterliche Kontrapunktik in klaren Linien. Da wetterleuchtet bereits das Finale der Jupiter-Sinfonie.
 

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