Mit dem Handy auf Rattenjagd: Kammerjäger packt aus

20.8.2016, 06:00 Uhr
Ekel-Alarm: Ratten und Mäuse sind vor allem in der Altstadt eine echte Plage.

Ekel-Alarm: Ratten und Mäuse sind vor allem in der Altstadt eine echte Plage.

1989 kam der Antennentechniker ins Schädlingsbekämpfungsgeschäft, über eine Zeitungsanzeige. "Meine Vorstellung, da bräuchte man nicht so viel lernen und es sei wohl nicht so schwer, erwies sich rasch als Trugschluss“, erzählt Michael Bischoff. Schon zwei Jahre vor der Selbstständigkeit  arbeitete er bereits 1992 bei einer Schädlingsbekämpfungsfirma im Außendienst. "Da habe ich gesehen, wie umfangreich dieser Aufgabenbereich ist. Nur von der Biologie bis zur Chemie und zum Holzschutz kann man den geprüften Schädlingsbekämpfer erwerben."

An den Aufträgen wird es in seinem Familienbetrieb sicher nicht scheitern. Die Zahl der Schädlinge habe eindeutig zugenommen – die der Schädlingsbekämpfungsfirmen übrigens auch. "Als ich angefangen habe, gab es im Nürnberger Raum etwa fünf entsprechende Firmen, jetzt sind es über 30", sagt Bischoff. In Nürnberg böten U-Bahnschächte, Flussgebiete, die langen Abwasserkanäle und Gebiete in der Altstadt den Ratten paradiesische Voraussetzungen - Hunderttausende dieser Anpassungskünstler gibt es in der Stadt bereits.

Die Unmengen an Taubenkot bereiten auch vielen Nürnbergern Kopfzerbrechen.

Die Unmengen an Taubenkot bereiten auch vielen Nürnbergern Kopfzerbrechen. © Fotos: dpa, Günther Wittek privat, „marderprofi.de/dpa/gms“

Bischoff habe übrigens mit dem der ursprünglichen Kammerjäger gar nichts mehr zu tun. So gebe es mittlerweile Köderboxen, die miteinander online verbunden sind. "Dann bekommst du eine Nachricht aufs Handy, wenn eine Maus durchläuft", so Bischoff. Und es sind gerade die Mäuse, die den Schädlingsbekämpfern besonders viel Kopfzerbrechen bereiten, "weil die ganz einfach nicht alles fressen, was es so an Mitteln gibt." Deshalb werde seit geraumer Zeit wieder die Schlagfallenmethode angewendet.

Exkremente und Knabbertiere: So beschädigen sie Hab und Gut

Kakerlaken gebe es nicht mehr so viel wie früher. Bischoff: "Früher wurde umfangreich gesprüht, das Ungeziefer wurde aufgescheucht und viele blieben übrig - lebendig." Heutzutage führe man eine Spotbehandlung an, bei der gezielt Fraßgel ausgesetzt werde, umweltschonend und mit durchschlagendem Erfolg.

Bei den Tauben, das weiß natürlich auch Michael Bischoff, scheiden sich die Geister. Der Stadtfeind Nummer 1 ist als Friedenstaube romantisiert und als fliegende Ratte verhasst. Neben den Exkrementen sind die Nester als sehr promblematisch anzusehen, die hochgradig schädlingsfördernd sein könnten. So könne beispielsweise eine Taubenzecke das ganze Haus befallen und "lässt sich nur sehr schwer bekämpfen." Doch auch Spechte und Spatzen machen sich an Häusern zu schaffen.

Marder lenken ihre Wut auf Autos

Und dann gibt es noch die bei Autobesitzern so gefürchteten Marder, die sich schon lange auch in städtischen Bereichen pudelwohl fühlen. Zu gerne frisst er sich nach Bischoffs Erfahrungen "von unten nach oben durch die Wärmedämmung von Häusern durch, hinterlässt überall seine Exkremente." Um ihn zu vergrämen, werde ein entsprechendes Mittel ausgebracht, das die Marder meiden.

Mit dem Handy auf Rattenjagd: Kammerjäger packt aus

© F.: privat

Das Zerbeißen von Kühlschläuchen, Kabeln und Ähnlichem - das "aggressive Beißen" - wird beim Marder als Verteidigung seines Reviers gewertet. Durch den Geruch eines vermeintlichen Rivalen provoziert, lenkt der Marder sein aggressives Verhalten auf Zündkabel und Kühlschläuche um. Wie in fast jeden anderen Beruf gebe es auch bei der Schädlingsbekämpfung ständig Neuerungen: „Früher hast du etwas eingesprüht, heute sind wir mit der Mikrowelle unterwegs - Einsatz ganz ohne Chemie.“ Die ständige Weiterbildung ist nach seinen Worten auch für den Schädlingsbekämpfer ein Muss, "sonst bist du weg vom Fenster."

4 Kommentare