Mit Katzen hat der Name nichts zu tun

2.8.2012, 10:53 Uhr
Die evangelische Pfarrkirche: Unsere Liebe Frau mit ihren 500 bis 600 Jahre alten Kunstwerken ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Das Pfarrhaus wurde 1780 erbaut.

© Roland Fengler Die evangelische Pfarrkirche: Unsere Liebe Frau mit ihren 500 bis 600 Jahre alten Kunstwerken ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Das Pfarrhaus wurde 1780 erbaut.

Unter der Bezeichnung „Chazuuangen“ wurde Katzwang erstmals im Jahre 1152 erwähnt, ist aber vermutlich wesentlich älter. 1296 wurde das bis dahin zum Kloster Ellwangen gehörende Dorf an das Kloster Ebrach verkauft und blieb, obwohl seit 1527 lutherisch, bis 1803 Klostergut dieses Zisterzienserklosters im Steigerwald. Die Landeshoheit beanspruchte der Markgraf von Ansbach.
 

Mit Katzen hat der Name nichts zu tun

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Der Ursprung des Namens ist teilweise ungeklärt. „wang“ geht auf den Flurnamen „feuchte Wiese, Aue“ zurück; „katz“ hat aber mit einer Katze nichts zu tun. Insofern ist das auf mittelalterliche Vorlagen zurückgehende, 1951 neu geschaffene Wappen der Gemeinde mit einer Katze auf grüner Wiese und dem Bischofsstab für das Kloster Ebrach nur ein sprechendes, volksetymologisch entstandenes Wappen. 1972 wurde Katzwang nach Nürnberg eingemeindet, wobei bis heute der alte Dorfteil seine Schwabacher Telefonvorwahl behalten hat. Diesem (Alt)Katzwang wollen wir uns nun widmen.

Mit Katzen hat der Name nichts zu tun

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Unseren Spaziergang beginnen wir am Lindenplatz, wo auch die Buslinien 52 und 62 halten. Hier fällt der Blick auf die alte Schule von 1888, die jetzt ein Kinderhort ist. Wenn man die Johannes-Brahms-Straße entlanggeht, wird schnell klar, dass die um sich greifende Verstädterung den ehemals dörflichen Charakter zunichte gemacht hat. Noch vor einigen Jahren prägten Fachwerkscheunen die rechte Seite der Straße, die Stadelseite der Höfe lag in der Hans-Traut-Straße. Sie wurden abgebrochen bzw. umgebaut und mit einer dicken Isolierschicht unkenntlich gemacht.

Der weitere Weg führt in der Hans-Traut-Straße vorbei an modernen Bauernhöfen (1950 gab es im Dorf noch 35 Milchbauern, 2012 nur noch acht aktive Bauernhöfe, davon drei mit Kühen!). Im alten Katzwanger Rathaus von 1922 (Nr. 8) befindet sich eines der drei nach der Gebietsreform in Nürnberg eingerichteten Bürgerämter, das Bürgeramt Süd. Die Nesthilfe am Dach hat leider schon lange kein Storch mehr benützt.

Das Kellerhaus neben der Pfarrscheune ist Nürnbergs ältester Profanbau außerhalb der Altstadt.

Das Kellerhaus neben der Pfarrscheune ist Nürnbergs ältester Profanbau außerhalb der Altstadt. © Roland Fengler

Bevor Sie hinter dem Bürgeramt die Treppe nach unten gehen, werfen Sie noch einen Blick auf den Neubau des Hauses (1973) mit einem griechischen Restaurant. Vorbei die Zeit, als hier am Gasthaus „Zum Hirschen“ in seinem fränkischen Biergarten mit den großen Kastanien Kirchweih gefeiert wurde. Wieder in der Johannes-Brahms-Straße, können Sie bei Nr. 39 noch einen Kuhstall sehen.

Weiter bis zum Fluss. Hier findet während der Kirchweih (dieses Jahr vom 10. bis 14. August) das Sautrogrennen statt. Eine Brücke über die früher wichtige Furt wurde – wie die Kirche – nach 1287 von den Zisterziensermönchen mit Ablassgeldern gebaut. Die jetzige Brücke ersetzt die von der Wehrmacht im April 1945 gesprengte Eisen-Betonbrücke.

Am Eingang zum Kirchengelände finden Sie eine Martersäule, auf den Schmalseiten St.Leonhard und St. Lorenz, ein Sühnekreuz und einen flachen Sandstein, die Schüssel des früheren Taufsteins. Die Bildsäule von 1498 schlichtete einen Mordversuch zweier Katzwanger an ihrem Pfarrer.

Mit Katzen hat der Name nichts zu tun

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Die evangelische Pfarrkirche Unsere Liebe Frau ist noch großenteils von Resten einer mittelalterlichen Wehrmauer umgeben, die erahnen lassen, wie notwendig der Schutz der Bevölkerung in Kriegszeiten war. Schade, dass man Teile des Wehrgangs nicht wieder aufbauen darf. Das 1780 erbaute, mit drei Öfen sehr komfortabel ausgestattete Pfarrhaus, ist sanierungsbedürftig, da es wie seinerzeit viele andere mit giftigen Holzschutzmitteln renoviert wurde.

Versuchen Sie, die vor der Kirche liegenden und stehenden verwitterten Grabsteine zu entziffern. Das Schlagwerk der Uhr am Kirchturm zieht der Mesner immer noch täglich per Hand auf. Werfen Sie noch einen Blick auf den ehemaligen Karner links vor dem Eingang zur Kirche. Hier wurden jahrhundertelang die Gebeine der Toten vom Kirchhof aufbewahrt; bis Ende der 60er Jahre wohnte hier die Mesnerfamilie; heute ist er Jugendtreff.

Auch wenn die Wehrkirche – der Zugang zum Turm ist typischerweise nur über die Empore möglich – zu den ältesten und schönsten Dorfkirchen Frankens zählt, so ist aus Platzgründen leider keine nähere Beschreibung möglich. Es sei nur auf die herausragenden, etwa 500 bis 600 Jahre alten Kunstwerke hingewiesen, die im Kirchenführer ausgiebig gewürdigt werden (Marienaltar von Hans Traut; Wandfresken; der Leonhardsaltar; Auferstehungstafeln; Sakramentshaus; der lebensgroße Kruzifixus von Veit Wirsberger).

Als beim Dammbruch des Kanals 1979 das Wasser durch die Johannes-Brahms-Straße schoss, wurden die Kirche (Altar) und 120 Häuser beschädigt, ein zwölfjähriges Mädchen kam ums Leben.

Gehen Sie nun wieder zurück zum Pfarrhaus und durch das Tor rechts daneben in den Pfarrgarten, um nochmals tief in die Ortsgeschichte einzutauchen. Eine Tafel links an der Wehrmauer weist Sie darauf hin, dass hier einst das private Badhaus für den Pfarrer stand. Ein Dorfbadhaus, Lage unbekannt, bestand bis 1745. Das Backhaus weiter hinten (wohl 1662) wird auch heute noch beim Pfarrfest in Betrieb genommen.

Mit Katzen hat der Name nichts zu tun

© NZ-Infografik

Die ältesten Teile der Pfarrscheune (Dach und inneres Fachwerk) stammen von 1468, und das ehemalige Kellerhaus, ganz unscheinbar rechts daneben, ist immerhin Nürnbergs ältester Profanbau außerhalb der Altstadt (Dach und rückwärtige Fachwerkwand von 1436).

Nun geht es die Rennmühlstraße aufwärts weiter, dann links in den Nasbacher Weg mit schönem Blick ins Rednitztal. In der Straße Am Hammer gehen Sie nach links, an einem schottischen Pub vorbei, ehemals Drahtwerk, dann vom Fernsehen verdrängtes Kino (bis 1971). Die Hausnummern6 ersetzen das vor einigen Jahren abgerissene älteste Fachwerk-Wohnstallhaus (1806).

In der Straße Am Hammer befindet man sich im historischen Mühlenbereich. Die hier abgebildeten Häuser wurden saniert.

In der Straße Am Hammer befindet man sich im historischen Mühlenbereich. Die hier abgebildeten Häuser wurden saniert.

Sie sind nun im historischen Mühlenbereich. An den sanierten Wohnungen Nr. 11a-13a und an Nr. 15 vorbei erreichen Sie den Steg über den Mühlgraben und das Wehr. Wegen ungelöster Zuständigkeiten ist er seit Jahren gesperrt. Wenigstens ist Ihnen ein Blick auf den Einlauf zur Turbine gewährt, die immer noch Strom erzeugt, auch wenn der Mühlenbetrieb seit 1969 ruht. Es gibt auch eine Fischtreppe als ökologische Maßnahme.

Eine Mahlmühle gab es in Katzwang mindestens seit dem 15. Jahrhundert; 1830 waren es zwei Getreidemühlen und eine Hammermühle für Goldbronze. Die Zeit der Industrialisierung brachte zusätzlich einen Silberhammer für gewalzte Metallfolien und Rauschgold für Goldschläger.
 

Das Wappen am Haus Nr. 23 in der Straße Am Hammer erinnert an Georg Nicolaus Eckert, der hier im Jahr 1758 die abgebrannte Mühle neu errichten ließ. Der Hausteil – mit großem Zwerchdach mit Fachwerkgiebel, Schopfwalm und Wetterfahne – wird heute noch bewohnt.

Das Wappen am Haus Nr. 23 in der Straße Am Hammer erinnert an Georg Nicolaus Eckert, der hier im Jahr 1758 die abgebrannte Mühle neu errichten ließ. Der Hausteil – mit großem Zwerchdach mit Fachwerkgiebel, Schopfwalm und Wetterfahne – wird heute noch bewohnt.

Der Hausteil Nr. 23, Inschrift: „Fritz Sommer, Kunstmühle“, mit großem Zwerchdach mit Fachwerkgiebel, Schopfwalm und Wetterfahne wird noch bewohnt. Mehl, Futtermittel, Düngemittel, Gartenbedarf gibt es nicht mehr zu kaufen. Das Wappen über der Tür erinnert an G(eorg) N(icolaus) E(ckert), der 1758 die abgebrannte Mühle neu errichten ließ.

Schlendern Sie nun am Mühlengebäude entlang. Vielleicht erinnern Sie sich dabei an eine brutale Episode in der Mühle, beschrieben in Sabine Weigands historischem Roman „Das Perlenkollier“? Auf Ihrem Weg zurück zum Lindenplatz lassen Sie nochmals die idyllische Stimmung dieses leider gefährdeten Industriedenkmals auf sich einwirken.

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