Mit Messer im Slip Helferin beklaut: Haft für Köpa-Diebe

21.6.2017, 22:13 Uhr
Am Heiligen Abend wurde eine Frau Opfer eines Diebstahls, als sie gerade Erste Hilfe leistete.

© Roland Fengler Am Heiligen Abend wurde eine Frau Opfer eines Diebstahls, als sie gerade Erste Hilfe leistete.

24. Dezember 2016, kurz vor 20 Uhr: Eine damalige Auszubildende (32) durchquerte die Königstorpassage im Hauptbahnhof. Sie hatte den Heiligen Abend bei ihrer Familie verbracht, und war auf dem Weg nach Hause, als ihr ein Mann auffiel. Hilflos lag er am Boden und rang offensichtlich nach Atem. Sie überlegte nicht lange.

Sie alarmierte die Rettungskräfte, stellte ihre Handtasche neben sich auf den Boden und brachte den Hilflosen in die stabile Seitenlage. Als der Notarzt eintraf, stellte sie fest, dass ihr Handy, ihr Geldbeutel und eine goldene Halskette weg waren. Vier 50-Euro-Scheine steckten in ihrer Börse, das Geld war ein Weihnachtsgeschenk.

Kamera filmte Diebstahl

Um es vorweg zu schicken: Zumindest ihre 200 Euro bekommt die junge Frau zurück. Eine Überwachungskamera hatte die dreisten Diebe gefilmt, anhand dieser Aufzeichnung wurden die Männer (38 und 39 Jahre) wenig später in der Mittelhalle des Hauptbahnhofes festgenommen.

Nun sitzen die zwei Diebe vor Amtsrichter Armin Eberl. Die Tat - ohnehin wiegt die Beweislast schwer - räumen sie ein. Während der Jüngere für Ablenkung gesorgt hatte, griff sein Komplize zweimal in die Handtasche. Nun geben sie zerknirscht zu Protokoll, dass die Geschädigte das sichergestellte Geld und die Kette zurück bekommen solle.

Als die Männer auf der Polizeiwache durchsucht wurden, entdeckten die Beamten zwei 50-Euro-Scheine und Rauschgift in der Jacke des älteren Mannes, der Jüngere hatte in seinem Geldbeutel 50 Euro, in seiner Unterhose verbarg er einen weiteren 50-Euro-Schein, dazu den Schmuck der Frau und ein Messer. Die Staatsanwaltschaft warf ihm daher zunächst Diebstahl mit Waffen vor. "Die Klinge war eingeklappt", kommentiert der Polizist im Zeugenstand, "das beruhigt mich", gibt der Richter zurück.

Was noch beruhigender für den Angeklagten (38) ist: Er trug seine Hose mit einem Gürtel, an das Messer kam er während der Tat nicht heran - er wird daher nicht wegen Diebstahls mit Waffen verurteilt, sondern, ebenso wie sein Komplize, wegen besonders schwerem Diebstahl.

Beide hatten die Hilflosigkeit der Ersthelferin ausgenutzt. Die Männer kämpfen mit ihrer Rauschgiftsucht und sind mehrfach vorbestraft, der 38-Jährige sitzt derzeit in Haft - er konnte eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen nicht bezahlen. Dies wurde nun in die gerade verhängten neun Monate einbezogen.