Mit Oberbürgermeister Maly: Digital Festival eröffnet

13.10.2018, 14:40 Uhr
Mit Oberbürgermeister Maly: Digital Festival eröffnet

© Edgar Pfrogner

Es ist ein kurzes, simples Gedankenexperiment, das Blogger Sascha Lobo anstellt: Man versuche einmal, einem beliebigen Teenager sein Iphone wegzunehmen. Die Reaktion? Leicht vorhersehbar: Panikartige Attacken. Ein Leben ohne Smartphone ist für viele unvorstellbar. Und das bei einem Gerät, das in seiner Form vor gerade einmal elf Jahren auf den Markt gebracht wurde.

Für Lobo, die Galionsfigur der Netzgemeinde, ist das nur ein Beispiel dafür, dass wir in einer Zeit des exponentiellen Fortschritts leben: Unsere Welt wandelt sich immer schneller, mit oft nicht kalkulierbaren Konsequenzen. Daten, die wir gestern für komplett egal gehalten haben, können morgen ganze Branchen durchwirbeln, glaubt Lobo. Dabei liege es an uns, den Nutzern, dieses Netz zu gestalten. "Nicht Technologien verändern die Welt, sondern die Art und Weise, wie Leute sie nutzen", sagt er. 

Das ist eine der Grundfragen, mit denen sich das Nürnberg Digital Festival - bisher besser als Nürnberger Web Week bekannt - beschäftigt. Auch bei dem Eröffnungsabend im Germanischen Nationalmuseum zieht sich das durch. Chris Heilmann, einer der Netz-Pioniere, heute tätig für Microsoft, sieht das heutige Internet kritisch. "Wir haben es verwahrlosen lassen", sagt er. Dazu gehöre auch, dass sich immer mehr Menschen in Netzwerken wie Facebook bewegen, dort in ihren Blasen schwimmen und von ihnen beeinflusst werden. "Doch an Facebook ist nichts soziales, das ist nur eine Maschine, die Menschen zum Teilen und Liken bringen will", sagt Heilmann. 

Auch Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly schlägt nachdenkliche Töne an. "Die digitale ist keine schöne neue Welt", sagt er. Aber: "Auch keine apokalyptische." Er zitiert Studien, nach denen Digitale Kompetenz die einzige Kulturtechnik ist, die die Mehrzahl der Sechsjährigen beherrscht, wenn sie in die Schule kommt. Das kann man beklagen - man kann es aber auch nutzen. Etwa um Kinder aus bildungsfernen Schichten über digitale Hilfsmittel an Bildung heranführen, es könnte zu einer zunehmenden Demokratisierung von Wissen führen. 

Florian Bailey, einer der beiden Gründer des Digitalen Festivals, kann die technischen Veränderungen gar nicht schnell genug gehen, man brauche einen radikalen Fortschritt. "Digitalisierung hat viele Herausforderung, sie ist aber keine Bedrohung", sagt er. Und mit Blick auf drohende Katastrophen wie den Klimawandel hat er "sogar die Hoffnung, dass wir die Kurve noch kriegen können". Denn in den Veränderungen könnten dringend notwendige Lösungsansätze liegen.

Auch wegen dieses globalen Gedankens hat sich die frühere Web Week nun in Digital Festival umbenannt: Die Veranstaltung soll breiter aufgestellt werden, alle Bereiche des Digitalen und des Lebens abbilden. Auch stehen nicht nur klassische IT-Veranstaltungen auf der Agenda, Mobilität spielt eine große Rolle, auch die Auswirkungen des Netzes auf die Gesellschaft. 

Insgesamt werden bis zum 22. Oktober rund 170 Veranstaltungen im Großraum Nürnberg angeboten - auch die Nürnberger Nachrichten sind mit drei vertreten: Am Montag, 15. Oktober diskutiert NN-Chefredakteur Michael Husarek mit dem Informationsdirektor des Bayerischen Rundfunks, Thomas Hinrichs (moderiert von der Leiterin des Museums für Kommunikation, Marion Grether) über die Frage: Ist noch Platz für seriösen Journalismus im digitalen Zeitalter? 
Am 16.10. laden die Nürnberger Nachrichten zum Instawalk durch das Redaktionsgebäude. 

Am 19.10. diskutieren auf Einladung der Nürnberger Nachrichten und des Museums für Kommunikation Nürnberg Experten über praktische und ethische Fragen von Künstlicher Intelligenz.  

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