Mit Spaß voneinander lernen

13.7.2016, 20:35 Uhr
Mit Spaß voneinander lernen

© Foto: Michael Fischer

Dieser Ort ist der richtige. Hier entdeckt jeder etwas, das Emotionen und Erinnerungen weckt. Im Spielzeugmuseum treffen sich die Generationen, um gemeinsam auf Entdeckungsreise zu gehen: 15 Frauen und Männer vom Seniorenzentrum Südstadt West und zwölf Neuntklässler, die die Sperberschule im Stadtteil Hummelstein besuchen. Die Themen heute lehnen sich an den Titel der aktuellen Sonderausstellung an: „Bitte lächeln! Kinder, Spielzeug, Fotografien.“

Schnell ist man ins Gespräch gekommen, es geht um die ersten Lieblingsspiele, um Dinge, die man nicht vergisst. Da werden Erinnerungen an die Kindheit bei der Familie auf dem Land wach, wo die Stadtkinder Gänse füttern durften. Die jungen Leute hören den Senioren gerne zu. „Es ist interessant, was sie erzählen“, sagt Oliver, der bald 16 Jahre alt wird. „Ich unterhalte mich zwar oft mit meiner Oma. Sie erzählt mir von ihrer Kindheit. Aber es ist gut, auch mal andere Erfahrungen zu hören.“ Was den Jungen besonders beschäftigt: Wie es die Menschen geschafft haben, im Krieg als Kinder die Angst zu ertragen. Manchmal hat ein Spielzeug geholfen. Einer der Teddybären in der Vitrine, der freundlich stumm durch die Scheibe blickt. Aber die Senioren leben auch im Hier und Jetzt. Und sie wollen Neues lernen. Gabi Gehrold, 65 Jahre alt, erzählt begeistert davon, wie sie von den jungen Leuten in die Geheimnisse der Tablet-Computer eingewiesen wurde. Auch da ging es um das Spielen. Die kleinen Geräte haben in der Beziehung schließlich auch einiges zu bieten. „Wir haben uns prima unterhalten“, sagt Gabi Gehrold. „Das war sehr kurzweilig.“ Gerade hält sie ein ganz und gar technikfreies Teil in der Hand: ein Sandförmchen. Aus einem kleinen Fundus hat sich jeder ein Spielzeug aussuchen sollen, das ihm einst etwas bedeutet hatte. „Damit habe ich als Kind gerne gespielt. Ich war sehr gerne im Sandkasten.“ Oliver erzählt ihr von den Massen an Playmobil-Männchen, die er zu Hause hat. Manchmal spielt er seinem kleinen Bruder zuliebe noch damit. „Die Senioren sind in einer ganz anderen Welt aufgewachsen als wir“, sagt Kevin, 17 Jahre alt. „So ganz ohne Technik.“ Er selbst, sagt er, habe am liebsten mit Autos gespielt.

Gemeinsam drehen Schüler und Senioren ihre Runden durch die Ausstellung, unterhalten sich und fotografieren sich am Ende gegenseitig. Vor diesem Termin haben sie sich schon zum Erfahrungsaustausch im Südstadtforum und in der Schule getroffen. Für die Jugendlichen ist das Projekt Teil ihres Kunstunterrichts. Mit ihrer Lehrerin Sylvia Günther haben sie sich auf die Begegnungen vorbereitet und Fragen ausgearbeitet – heute eben zum Thema Spielsachen. Insgesamt sieben Termine stehen auf dem Programm, das im Juni gestartet ist. Am Ende werden die Fotos, die nun im Spielzeugmuseum entstanden sind, in einem Raum im Germanischen Nationalmuseum ausgestellt.

Organisiert hat das generationenübergreifende Projekt das Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ), gefördert wird es von der Bürgerstiftung. Das KPZ bietet schon seit einiger Zeit nicht nur Programme für Kinder und Jugendliche an, sondern auch für Senioren – oder für alle zusammen, so wie jetzt. „Die Generationen lernen sehr viel voneinander“, sagt Jessica Mack-Andrick, die stellvertretende KPZ-Leiterin. „Das Spielzeugmuseum eignet sich für dieses Projekt sehr gut. Es ist ein wunderbarer Ort der Begegnung.“

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