Monsterrechner im Olivetti-Design

3.3.2016, 20:56 Uhr
Monsterrechner im Olivetti-Design

© Foto: Eduard Weigert

Heute ist es fast unvorstellbar: Eine geschlagene Viertelstunde brauchte der erste Großrechner im Rechenzentrum der Uni zum Hochfahren. Das war im Jahr 1962 die Zuse Z23, benannt nach Konrad Zuse, dem Erfinder des Computers. Dieser Rechner ist ein Monstrum, rund eine Tonne schwer, ein mehrteiliger Schrank, der 2700 Transistoren und 6800 Dioden enthält. Trotzdem gäbe es ohne ihn die elektronische Datenverarbeitung an der Uni Erlangen-Nürnberg nicht. Nur 98 Exemplare wurden von der Z23 gebaut, zwei davon existieren heute noch in der Region Nürnberg. Die in der Ausstellung präsentierte Z23 funktioniert nach zweijähriger Restaurierung wieder.

Interessant an der „Zeitreise durch die Geschichte des Rechnens, der Informatik und Computer“ (Museumsleiter Matthias Murko), die jeder Besucher beim Rundgang antritt: An einer ganzen Reihe von Stationen kann man selbst tüfteln und etwas ausprobieren, zum Beispiel die Technik des parallelen Rechnens, die auf den Erlanger Informatik-Pionier Wolfgang Händler zurückgeht und auf deren Grundlage die ersten Smartphones arbeiteten. Wer will, darf sich auch seine eigene Lochkarte stanzen und dabei nachvollziehen, nach welchem Prinzip ein Computer codiert, was der Mensch eingibt. Lochkarten und -streifen waren sozusagen die ersten Speichermedien und damit Vorgänger von Diskette, USB-Stick, MP3-Player oder SD-Karte. Wie die Datenträger mit der Zeit immer kleiner geworden sind, kann man sehr schön erkennen.

Monsterrechner im Olivetti-Design

© Foto: Eduard Weigert

Murko und der Chef der Erlanger Informatik, Dietmar Fey, betonen die fränkischen Informatik-Pionierleistungen, die in der Ausstellung erklärt werden. Dass mit der Informatik auch ein wichtiges Kapitel der Wirtschaftsgeschichte in der Metropolregion begann, lässt sich an Exponaten ablesen, die mit Firmen wie Diehl, AEG oder Triumph-Adler verbunden sind. Die Datev hat ebenfalls einen Hingucker als Leihgabe zur Verfügung gestellt: die Telebanda, ein Datenerfassungsgerät, mit dem man gleichzeitig auf Lochstreifen und ins Grundbuch schreiben konnte. Und das im schicken Olivetti-Design!

Auch richtig kuriose Dinge gibt es zu bestaunen: etwa eine „Festplatte“, eine Magnetscheibe mit Loch in der Mitte und fast einem Meter Durchmesser aus dem Jahr 1973. Trotz dieser Größe hatte sie nur die – inzwischen lächerlich anmutende – Speicherleistung von 15 MegaBite! „Ein ehemaliger Mitarbeiter des Rechenzentrums wollte einen Gartentisch daraus bauen“, erzählt Guido Nockemann von der Erlanger Informatiksammlung, aus der er noch ein weiteres Juwel präsentiert: den Großrechner CM-5 von Thinking Machines von 1991, dessen rote Lämpchen alle fünf Minuten zu blinken beginnen – wie im Film „Jurassic Park“, durch den die CM-5 Berühmtheit erlangte.

Der Rundgang startet mit dem Nachbau eines römischen Abakus und endet mit der neuesten Entwicklung, dem Exascale-Computer, der in weiteren 50 Jahren aber auch schon wieder veraltet sein wird.

Bis 30. April im Museum Industriekultur, Äußere Sulzbacher Straße 62. Di.–Fr. 9–17 Uhr, Sa. + So.10–18 Uhr.

www.iser.uni-erlangen.de

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