Mordversuch im Archivpark? Messerstecher vor Gericht

19.4.2018, 07:33 Uhr
Der Archivpark wurde im vergangenen Herbst Schauplatz einer Messerstecherei. Ein Streit zwischen einem 38-jährigen Kraftfahrer und einem 40-jährigen Karosseriebauer war eskaliert.

© Alexander Brock Der Archivpark wurde im vergangenen Herbst Schauplatz einer Messerstecherei. Ein Streit zwischen einem 38-jährigen Kraftfahrer und einem 40-jährigen Karosseriebauer war eskaliert.

Es ist schon dunkel, als sich Can M. und Tarek S. (Namen geändert) am Abend des 8. September vergangenen Jahres im Archivpark zu einer "Aussprache" treffen wollen. Der 38-jährige M. und sein Schwiegervater stehen im Schutze eines Baumes. Mit dem Handy dirigiert der Lkw-Fahrer den zwei Jahre älteren S. in seine Richtung und gibt ihm Lichtsignale.

Die Situation eskaliert, als der Bruder und der Schwager von Tarek S. in der Grünanlage auftauchen. M. kommt aus dem Gebüsch, S., ein ehemaliger Boxer, verpasst ihm einen Faustschlag ins Gesicht. Der 38-Jährige taumelt zunächst etwas zurück, zieht dann aber ein Messer und geht damit auf S. los. Laut Anklage sticht er die Klinge in den Unterbauch seines Widersachers. Ohne eine Notoperation hätte der Mann nicht überlebt, sagt Oberstaatsanwältin Gabriele Ebenhöch.

Gerangel um das Messer

"Er hat ein Messer, er hat ein Messer", schreit der Schwerverletzte. Seine beiden Begleiter und auch der stark blutende Tarek S. versuchen den Angreifer zu entwaffnen und mit Schlägen außer Gefecht zu setzen. Bei dem Gerangel bekommt der 37-jährige Bruder von S. ebenfalls mehrere Stiche und Schnitte ab. Die Wunden müssen genäht werden.

Auch Can M. kommt mit Prellungen, einer Stich- und einer Bisswunde ins Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Can M. seine Widersacher aus niederen Beweggründen umbringen wollte und hat deshalb Anklage wegen versuchten Mordes in zwei Fällen und gefährlicher Körperverletzung erhoben.

Can M. räumt die Messerangriffe ein. Es tue ihm leid, er habe die Männer nicht töten wollen, beteuert er vor dem Schwurgericht. Er habe Angst bekommen, als in dem Park plötzlich drei Männer auf ihn zugekommen seien. Deshalb habe er das Messer gezogen. Eigentlich habe er sich mit Tarek S. nur treffen wollen, um Missverständnisse auszuräumen, so der 38-Jährige.

Der Angeklagte fühlte sich in seiner Ehre verletzt

Weitschweifig - und für Unbeteiligte nicht ganz einfach nachzuvollziehen - beschreibt der Lkw-Fahrer, um was es sich bei den Missverständnissen gehandelt haben soll. Offenbar hatte Tarek S. die Ehre des Angeklagten und seiner Ehefrau mit unbedachten Äußerungen verletzt. Unter anderem gab es Gerüchte, dass die Frau von Can M. im Wagen eines anderen Mannes gesehen wurde.

Tarek S., der in dem Prozess als Nebenkläger auftritt, erzählte gestern, dass er immer noch unter psychischen Folgen der Messerattacke leidet. Der Karosseriebauer ist deswegen arbeitsunfähig. Der 40-Jährige berichtete außerdem, dass er nach der Tat von Angehörigen des Angeklagten dazu gedrängt wurde, seine Anzeige zurückzuziehen. Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil wird Anfang Mai erwartet.