Mühevolle Anerkennung

23.5.2014, 00:00 Uhr

Die in Deutschland als Putzfrau arbeitende Ärztin mit Migrationshintergrund und der ausländische Taxifahrer, der in seiner Heimat ein technisches Studium absolviert hat, haben hierzulande traurige Berühmtheit erlangt. Das Anerkennungsgesetz des Bundes und ein entsprechendes bayerisches Landesgesetz wollen diese Missstände abbauen und Menschen, die sich im Ausland beruflich qualifiziert haben, eine bessere Integration in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen.

Insbesondere bei Handwerkern gelinge das inzwischen oft sehr gut, sagte Agaby-Expertin Yuliya Gorbunova. Dort gibt es sogar die Möglichkeit, erworbene Qualifikation durch Arbeitsproben und praktische Prüfungen zu beweisen, wenn die Antragsteller – beispielsweise weil sie aus ihrer Heimat geflohen sind – keine Dokumente vorlegen können.

In Gesundheitsberufen oder bei Juristen dagegen sei ein solches, sogenanntes alternatives Anerkennungsverfahren selbstredend sehr viel schwieriger bis unmöglich. Manchmal könnten dann Konsulate oder das Rote Kreuz helfen und die fehlenden Zeugnisse beschaffen.

Extrem problematisch sei die Situation von Lehrern, die in Bayern keine Chance auf Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Qualifikation hätten, berichtete die Referentin. Dieser Umstand gewinnt an Brisanz, wenn er in Relation zu den bundesweiten Anfragen gesetzt wird: Beinahe jeder fünfte der insgesamt 13200 Anträge, die zwischen April 2012 und Dezember 2013 gestellt wurden, stammte von einem Pädagogen.

Leichter hätten es ausländische Ingenieure, die laut Statistik zweitgrößte Gruppe von Antragstellern. Ihnen böte das Ingenieurgesetz sogar die Möglichkeit, den deutschen Titel Diplomingenieur zu beantragen und damit von einer Regelung abzuweichen, die sonst für Akademiker in nicht-reglementierten Berufen gilt: Sie müssen genau die Bezeichnung führen, wie sie in ihren Zeugnissen steht, dürfen also nicht einfach deutsche Übersetzungen wie Betriebswirt oder Agrarwissenschaftler verwenden.

Beratungsstellen helfen

„Ich empfinde das als enorm diskriminierend“, erklärte Gorbunova am Ende der zweistündigen Veranstaltung des ver.di Migrationsausschusses in Mittelfranken. „Eine der Hauptforderungen von Agaby bezüglich der Anerkennung von Abschlüssen ist deshalb, eine Gradumwandlung für Akademiker zu ermöglichen, wie sie für Spätaussiedler gilt.“

In jedem Fall sei es sinnvoll, die Beratungsstellen zu nutzen, die es zum Beispiel bei der Stadt Nürnberg gibt und die unter der Rufnummer (0911) 231-10552 zu erreichen ist. Mit deren Hilfe ließe sich beispielsweise leichter der richtige Referenzberuf finden. Schließlich gibt es nicht zu jedem Beruf im Ausland ein deutsches Pendant.

Auch kostet ein Antragsverfahren — selbst wenn es abgelehnt wird — schnell mehrere Hundert Euro. Aber nicht nur aus Kostengründen erlebt Gorbunova vonseiten der Migranten-Organisationen viel Zurückhaltung: „Viele sind enttäuscht und haben jemanden in ihrer Familie, der sich erfolglos um eine Anerkennung in Deutschland bemüht hat.“

www.anerkennung-in-deutschland.de
 

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