Münchner Filmstudenten drehten in Nürnberg

11.2.2014, 09:02 Uhr
Als Männer noch echte Kerle waren: Schauspieler Erol Sander (li.) mit Regisseur  Manuel Vogel.

Als Männer noch echte Kerle waren: Schauspieler Erol Sander (li.) mit Regisseur Manuel Vogel.

Konrad Simon ist zufrieden. Der Dreh ist gut gelaufen. Sämtliche Aufnahmen sind im Kasten, der Rohschnitt steht und wurde von den Professoren bereits abgenommen. Jetzt geht es an Feinschnitt und Farbkorrektur. Auch diverse Spezialeffekte müssen noch eingebaut werden, wie das Mündungsfeuer der Pistolen oder die Landschaft, die vor den Zugfenstern vorbeizieht. Parallel wird ein eigener Soundtrack komponiert.

Großes Kino für einen kleinen Film, aber immerhin ist „Schnee in Rio“ die Abschlussarbeit von Manuel Vogel (22, Regie) und Konrad Simon (23, Produktion und Kamera) an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in München im Fach „Film und Fernsehen“ – und ihre Visitenkarte für den Einstieg in die Welt des Profi-Films.

„München ist drehmüde“

Wie kamen die zwei jungen Münchner auf Nürnberg als Drehort? „Wir haben lange nach einer passenden Lokomotive gesucht und schließlich bei der fränkischen Museumseisenbahn unseren Traumtyp gefunden“, erzählt Simon. Und schwärmt, wie toll der Verein der Eisenbahnfreunde mit Sitz am Nürnberger Nordostbahnhof das Drehteam aus der Landeshauptstadt unterstützt hat.

Der Kurzfilm ist der Uni-Abschluss der Münchner Studenten.

Der Kurzfilm ist der Uni-Abschluss der Münchner Studenten.



„Außerdem ist München so eine drehmüde Stadt. Wenn du da wo anklopfst, haben die Menschen entweder keine Lust, dass bei ihnen gefilmt wird, oder sie verlangen eine Wahnsinns-Kohle. So einen historischen Zug, wie wir ihn wollten, gab es aber auch in ganz München nicht.“

„Schnee in Rio“ ist zu gleichen Teilen Parodie wie Hommage an den klassischen Agentenfilm der Marke James Bond, Jerry Cotton und Edgar Wallace. Held des „Actionfilms auf ganz engem Raum“ ist ein ganz normaler Mann, der auf einer nächtlichen Zugfahrt von Ost nach West durch den Eisernen Vorhang eine Leiche auf der Toilette findet. Ursprünglich sollte die kleine Geschichte in den 1980er Jahren spielen, doch nach Drehentwurf Nummer 15 stand fest: Am besten funktioniert die Parodie in den 60er Jahren – und in Schwarz-Weiß.

Mit Andreas Thiele („Sturm der Liebe“), Jil Funke („Anna und die Liebe“), Erol Sander, Norman B. Graue und Finja Martens fanden sich Profi-Schauspieler, die sich – wie auch sämtliche Mitwirkende hinter den Kulissen – unentgeltlich an dem Kurzfilm beteiligten. Obwohl sich Hochschulproduktionen in der Regel sozialkritischen Themen widmen und Action und Waffen eher verpönt sind, konnten Konrad Simon und Manuel Vogel eine Filmförderung an Land ziehen.

Die Dreharbeiten gestalteten sich anstrengend, da es in dem Zugabteil sehr eng zuging. Um die Illusion auf der Leinwand perfekt zu halten, hielten sich die Filmemacher an die alte Regel „There is no maybe on the screen“ und legten Wert auf eine möglichst hohe optische Detailtreue.

Bis Sommer soll „Schnee in Rio“ fertiggestellt sein. Mit dem 20-Minüter wollen sich die Macher weltweit auf Festivals bewerben. In der Drehstadt Nürnberg ist eine eigene Filmpremiere geplant.

facebook.com/schneeinrio
 

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