Museum im „Schwedenhaus“

14.12.2013, 08:59 Uhr
Museum im „Schwedenhaus“

© Haderlein

Dass das Haus in der Großreuther Straße98 überhaupt noch steht, ist genau genommen einer Waschmaschine zu verdanken. Die Vorbesitzer wohnen nämlich am äußersten Zipfel der Rollnerstraße und sind nicht an die städtische Wasserversorgung angeschlossen. Deshalb deponierten sie im „Schwedenhaus“ eine Waschmaschine und benutzten es als Waschhaus.

Vor zwei Jahren schließlich erwarb Herbert Winkler das Gebäude, der direkte Nachbar. „Herr Winkler hat uns das Haus auf 20 Jahre mietfrei überlassen. Im Frühjahr beginnen wir mit der Sanierung“, erklärt Michael Taschner. Zusammen mit Herbert May, dem Direktor des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim, ist er federführend beim Verein „Nürnberger Bauernhausfreunde“ aktiv. Beide stellen die Einzigartigkeit des Baudenkmals heraus. Erbaut wurde es 1556/57. Es ist das letzte am ursprünglichen Standort verbliebene „Schwedenhaus“. Ein anderes stand in Thon und wurde im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim wiederaufgebaut.

Nichts mit Ikea zu tun

Dann gibt es noch eine Scheune auf dem Gut Mittelbürg, die vom Tiergarten als Futterhaus verwendet wird. Der Begriff „Schwedenhaus“ hat nichts mit Ikea zu tun. Das Gebäude hat vielmehr den 30-jährigen Krieg, die „Schwedenzeit“, überstanden. „Alle alten Gebäude“, sagt May, „hat man einst als Schwedenhäuser bezeichnet.“

Charakteristisch sei das Vollwalmdach, das wie eine Art Mantel das Haus zu bedecken scheint. Bereits Albrecht Dürer hat diesen Gebäudetypus gezeichnet. Angesichts der geringen Gebäudegröße (10,30 Meter lang, 6,20 Meter breit und bis zum First 5,90 Meter hoch) sei das Haus wohl für Tagelöhner errichtet worden. Das ursprünglich ganz in Fachwerk gebaute Haus hat auch einen kleinen Stall, in dem nur wenige Tiere Platz finden. Einen Keller gibt es nicht.

Museum im „Schwedenhaus“

Die geschwärzten Balken der Dachkonstruktion könnten ein Indiz dafür sein, dass das Haus anfangs keinen Schlot hatte und der Rauch aus der Küche frei durch den Dachraum zog. Größere Umbauten erfolgten im 19. und im 20. Jahrhundert. So wurden Teile der Fachwerkkonstruktion durch Ziegelmauern ersetzt.

Recherchen ergaben: 1561 war ein Christof Ketzler Eigentümer des Anwesens. 1825 erwarb die Gemeinde Großreuth das Grundstück und installierte dort ein Hirtenhaus. Bis in die Mitte der 1980er Jahre hinein wurde das Häuschen bewohnt, obwohl die Deckenhöhe gerade einmal zwei Meter misst. Die Sanierung wird durch öffentliche Zuschüsse und Spenden finanziert. Wie viel Geld man in die Hand nehmen muss, ist noch nicht abzusehen. Doch May und Taschner sind zuversichtlich. Immerhin saniere man ein leerstehendes Baudenkmal an Ort und Stelle. Das integrierte Museum werde sich nicht nur mit dem 16. und 17. Jahrhundert beschäftigen. „Der Plan ist, das Schwedenhaus in seiner ganzen Entwicklung zu zeigen. Da wird natürlich auch das 20. Jahrhundert eine Rolle spielen“, sagt Taschner.
 

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