Muss Karstadt in Langwasser schließen?

21.7.2014, 13:02 Uhr
Im Karstadt an der Lorenzkirche (im Bild) müssen sich die Beschäftigten offenbar keine Sorgen machen. Anders sieht es bei der Filiale in Langwasser aus.

© Harald Sippel Im Karstadt an der Lorenzkirche (im Bild) müssen sich die Beschäftigten offenbar keine Sorgen machen. Anders sieht es bei der Filiale in Langwasser aus.

Zu den Pflichten des Eigentümers Nicolas Berggruen gehöre im Interesse der rund 17 000 Mitarbeiter, ein Konzept zur nachhaltigen Sicherung der Standorte und Arbeitsplätze vorzulegen, verlangte ver.di-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Karstadt droht die Schließung zahlreicher Filialen, die Zukunft der Beschäftigten ist ungewiss.

Das Magazin Focus zitiert aus einer Studie, nach der insgesamt 29 der bundesweit 83 Filialen des Essener Warenhaus-Konzerns Karstadt keine langfristig tragfähige Marktposition haben. Die Liste, die von dem Warenhausexperten Gerd Hessert aufgestellt wurde, umfasst Filialen von Neumünster und Bremerhaven im Norden über Fulda und Mainz in der Mitte bis München sowie Lörrach im Süden.

In Bayern listet Hessert die Filialen in Nürnberg-Langwasser – mit nach den letztverfügbaren Angaben rund über 70 Mitarbeitern – , Bamberg, Bayreuth, München (OEZ) und Memmingen auf. Diese bayerischen Standorte stuft der Handelsexperte als "sehr stark gefährdet" ein. In Bamberg ist die Stadtspitze ob dieser Einschätzung erzürnt.

"An diesen Standorten kommt vieles zusammen: die generelle Konkurrenz durch Online-Anbieter, die sinkende Attraktivität des Warenhauses als Einkaufsstätte, aber auch eine geringe Wirtschaftskraft der Umgebung", bilanzierte Hessert, der früher selbst im Management des Essener Konzerns tätig war, und inzwischen Lehrbeauftragter für Handelsmanagement an der Uni Leipzig ist.

Filiale an der Lorenzkirche überdurchschnittlich profitabel

Im Nürnberger Karstadt-Haus an der Lorenzkirche mit rund 400 Beschäftigten muss man sich wohl weniger Sorgen machen. Die Filiale gilt als überdurchschnittlich profitabel. "Unser Haus ist nach wie vor in den schwarzen Zahlen", betont erst vor kurzem der dortige Betriebsratschef Franz Knopp gegenüber unserer Zeitung. Bei Karstadt war gestern niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Karstadt verfügt derzeit noch über 83 Warenhäuser. Die 28 Sporthäuser sowie die drei Premiumhäuser Kadewe in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München wurden im vergangenen Jahr an eine Investorengruppe um den österreichischen Immobilienentwickler René Benko verkauft.

Vor einigen Tagen hatte Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt das Unternehmen überraschend nach nur fünf Monaten wieder verlassen. Wenig später hatte Karstadt-Aufsichtsratschef Stephan Fanderl einen harten Sanierungskurs angekündigt. Zuvor hatte er über "berechtigte Sorgen um die Profitabilität" von etwa jedem vierten der insgesamt 83 Warenhäuser gesprochen. Mit Einschnitten sei zudem in der Hauptverwaltung in Essen und in der Logistik zu rechnen.

Alles auf dem Prüfstand

Wenig beruhigend war auch, was die beiden Karstadt-Interimschefs Kai-Uwe Weitz und Miguel Müllenbach am 15. Juli in einem Schreiben an die Mitarbeiter erklärt hatten. Um Karstadt zu retten, müsse alles auf den Prüfstand, hieß es darin.

Karstadt-Gesamtbetriebsrat Hellmut Patzelt kritisierte, es sei unverständlich, dass der Eigentümer zur aktuellen Lage schweige. Man habe die Unternehmensleitung aufgefordert, unverzüglich Sanierungspläne auf den Tisch zu legen. Der Gesamtbetriebsrat werde sich nicht einfach eine Liste mit Häusern vorlegen lassen, die geschlossen werden sollten.

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