Mutter und Unternehmerin

26.10.2015, 21:07 Uhr
Mutter und Unternehmerin

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Gleichgesinnte treffen, Tipps austauschen, Inspiration bekommen, vielleicht sogar Geschäftspartner und Kunden finden: Das können Mütter über MomPreneurs. Der Name setzt sich aus den englischen Wörtern für Mutter (Mom) und Unternehmer/in (Entrepreneur) zusammen. Christina Burkhardt, die die lokale Gruppe in Nürnberg organisiert, ist bei ihren Recherchen für eine Projektarbeit über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zufällig auf das bundesweit circa 3000 Mitglieder zählende Netzwerk gestoßen.

„Mir gefiel die Idee und ich fand es schade, dass es in der Region keine lokale Gruppe gab“, erinnert sich die dreifache Mutter. Deshalb habe sie sich an MomPreneurs-Gründerin Esther Eisenhardt in Berlin gewandt und gefragt, was es denn brauche, um eine solche Gruppe ins Leben zu rufen. Eisenhardt wollte erst mal wissen, ob Burkhardt überzeugt sei, dass so etwas in einer Stadt wie Nürnberg funktioniere und es genug Interessenten gäbe.

Die Mitgründerin der ShiftSchool, einer Akademie für digitale Transformation, sagte Ja und bekam beim ersten Treffen der MomPreneurs Metropolregion Nürnberg Ende September recht: 30 Frauen zwischen Anfang 20 und Anfang 60 fanden sich in den futuristischen Design Offices in Nürnberg ein, um sich über Selbstständigkeit und die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen speziell für Mütter auszutauschen.

Eine der Teilnehmerinnen war Katharina Zeutschner. Die Lektorin hat sich bereits 2007 nach der Geburt ihres ersten Kindes mit Textwerker24 selbstständig gemacht. „Weil die damalige Arbeitssituation nicht so war, dass ich Familie und Beruf so vereinbaren konnte, wie ich mir das vorgestellt habe“, erinnert sich die studierte Kunsthistorikerin und Romanistin. Zu dem MomPreneurs-Treffen sei sie gefahren, weil sie gerne netzwerke und mal dem „Alleinwerkertum“ in ihrem Büro entkommen wollte.

Die zweistündigen Treffen der MomPreneurs in Nürnberg finden circa alle zwei Monate und vormittags statt. „Mir ist schon klar, dass das in der Arbeitszeit liegt, aber ich weiß auch, dass Abendtermine für Mütter oft schwer zu realisieren sind“, sagt Burkhardt. Neben Gelegenheit zur Vorstellung der Teilnehmerinnen, zum Netzwerken und Austausch gehören zu den Veranstaltungen immer auch kurze Impulsvorträge von Experten, etwa zum Thema „Marke Ich. Wie positioniere ich mich?“

Flexibilität gewünscht

„Die Idee ist, sich gegenseitig zu helfen, sich zu vernetzen und zu unterstützen“, erklärt Burkhardt. Denn: „Man ist immer zerrissen zwischen Familie und Beruf.“ Viele Frauen machten es sich zusätzlich schwer durch das ständige Bewerten und Vergleichen ihrer Lebensentwürfe. „Mütter, die arbeiten, entschuldigen sich dafür. Und die, die es nicht tun, genauso.“ Insbesondere in puncto Flexibilisierung und Heimarbeit sieht die Betriebswirtin noch viel Entwicklungspotenzial in Deutschland.

Für sie sei die noch immer verbreitete Präsenzkultur letztlich der Grund gewesen, sich nach der Geburt ihres dritten Kindes selbstständig zu machen. „Bei Bewerbungen nach meiner Elternzeit habe ich oft gehört: Interessanter Werdegang, aber mit drei Kindern in Vollzeit arbeiten, das geht bei uns nicht“, erzählt Burkhardt. Mit einer erwarteten Anwesenheit von 40 Stunden im Büro sei das tatsächlich nicht möglich. Mit Heimarbeit vor und nach der Kinderbetreuung aber sehr wohl.

Anja Tschaffler will einen Mittelweg zwischen Festanstellung und Selbstständigkeit gehen: Die Fürtherin, die in Teilzeit in der Personalbetreuung arbeitet, ist gerade dabei, sich nach Kind Nummer eins nebenher als Coach selbstständig zu machen. Ihren Kunden will die Mutter dabei helfen, ihre Karriere voranzubringen, indem sie zunächst ihren heutigen Standort bestimmen und dann ihre Ziele definieren. „Wenn man nicht vorwärts kommt, spielt oft die Persönlichkeit stark rein, weil man zum Beispiel Entscheidungsschwierigkeiten hat oder zu wenig Selbstbewusstsein“, weiß die Personalerin.

Am ersten MomPreneurs-Treffen in der Noris habe ihr besonders die offene Atmosphäre und der bunt gemischte Kreis gefallen: Angefangen von Müttern, die mit dem Gedanken an Selbstständigkeit spielten, über junge Unternehmerinnen bis hin zu „alten Hasen“. Auch die Branchen der Teilnehmerinnen seien breit gefächert gewesen und deckten beispielsweise die Bereiche Text, Fotografie, Eventmanagement, Buchhaltung und Landschaftsbau ab.

Die Beispiele der Frauen zeigen, dass erfolgreiche Gründerinnen nicht unbedingt Risikokapital oder Mitarbeiter brauchen und sich auch nicht grundsätzlich auf 60-Stunden-Wochen einstellen müssen. Schließlich sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer ein Kompromiss, bei dem beide Seiten Abstriche machen müssen, betont Burkhardt. Wie gut das im Einzelfall gelinge, sei nicht zuletzt eine Frage der persönlichen Vorstellungen.

Wer sich für die MomPreneurs Metropolregion Nürnberg interessiert, kann sich an Christina Burkhardt wenden per E-Mail an tina@shiftschool.de sowie unter der Telefonnummer 01 75/ 6 00 42 35. Weitere Infos gibt es unter www.meetup.com/de/MomPreneurs-Nuernberg

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