Nach dem Amoklauf von München bleibt die Angst

23.7.2016, 12:31 Uhr
Ein 18-jähriger Deutsch-Iraner hat neun Frauen und Männer im Olympia-Einkaufszentrum erschossen und sich auf der Flucht selbst getötet.

© dpa Ein 18-jähriger Deutsch-Iraner hat neun Frauen und Männer im Olympia-Einkaufszentrum erschossen und sich auf der Flucht selbst getötet.

Samstagmittag herrschte Klarheit - der Täter von München war ein Amokläufer. Der 18-jährige Deutsch-Iraner hat neun Frauen und Männer, darunter viele junge Menschen, im Olympia-Einkaufszentrum erschossen und sich anschließend auf der Flucht selbst getötet. Ein politisches oder gar terroristisches Motiv schließen die Ermittler aus. Stattdessen gibt es offenbar Hinweise auf eine depressive Erkrankung des Täters.

Auch wenn der Islamische Staat (IS) nicht hinter der Tat von München steckt, ist klar, dass nach der blutigen Nacht nichts mehr so sein wird wie vorher. In der Silvesternacht war es eine Terrorwarnung, die die Landeshauptstadt kurzzeitig in Angst und Schrecken versetzt hat. Nach der Nacht von Freitag auf Samstag sind neun Opfer des Attentäters zu beklagen. Der Anschlag von München hat weite Teile der Bevölkerung Bayerns und Deutschlands endgültig verunsichert.

Kann man noch  beruhigt zum Einkaufen gehen, wie ist es um die Sicherheit in der Öffentlichkeit bestellt? Eine bislang abstrakte Gefährdung hat uns nun alle erreicht - nicht nur die Münchener. In Nürnberg wurde das erste Klassik Open Air dieses Jahres am Sonntag abgesagt - wegen des Amoklaufes von München. Dafür gab es sicherlich viele gute Gründe: Zehntausende, fröhlich gestimmte Menschen wollten eigentlich einen lauen Sommerabend im Freien genießen, aber wäre das mit Blick auf die unschuldigen Opfer das richtige Signal? Dazu kamen wohl ernsthafte Bedenken der Sicherheitskräfte. Zumal nach Amokläufen die Gefahr von Trittbrettfahrern groß ist.

Gerade am Ende einer Woche, in der Bayern vom Würzburger und vom Münchner Attentäter regelrecht erschüttert worden ist, muss diese Entscheidung der Stadtspitze respektiert werden.  Leicht gemacht haben es sich OB Ulrich Maly (SPD) und seine Mitstreiter sicherlich nicht. Geht es doch auch um die grundsätzliche Frage, ob Terroristen und Amokläufern nicht unnötigerweise Bedeutung eingeräumt wird, wenn Großveranstaltungen nach Attentaten abgesagt werden.

Die Stadtspitze hat dennoch richtig entschieden! Es wäre unverantwortlich am Sonntagabend zu einer Normalität überzugehen, die es kurz nach dem Münchener Amoklauf (noch) nicht geben kann.  Dazu sind die Ereignisse noch zu präsent. Die schrecklichen Bilder des Freitagabends werden uns noch länger beschäftigen.

Der Artikel wurde um 12.31 Uhr aktualisiert.

Der Staat ist nicht machtlos gegenüber dem organisierten Terror. Gegen Amokläufer ist hingegen keine Prävention möglich. Ein Kommentar.

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