Nach Drogenrazzia: Techno-Club "Waschsalon" schließt

5.8.2017, 19:23 Uhr
Nach Drogenrazzia: Techno-Club

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Der Techno-Club "Waschsalon" wird nach der Sommerpause nicht wieder öffnen. Das verkündete Betreiber Martin Weinmann in einem emotionalen Statement via Facebook. "Die Technogemeinde verliert ein Zuhause", schreibt Weinmann. Doch nicht nur das: Gleichzeitig verlieren zehn Mitarbeiter ihre Jobs - und er seine Selbstständigkeit.

Weinmann hatte die kleine Diskothek erst im Juli 2016 an der Adresse des ehemaligen "Marquee Club" in der Klingenhofstraße 58 eröffnet, den er zuvor betrieben hatte. Rund 400.000 Euro hat er nach eigenen Angaben insgesamt in die Räumlichkeiten gesteckt. Ein Jahr später steht er nun vor den Trümmern seiner Existenz, seine finanziellen Reserven sind aufgebraucht.

Verantwortlich für das Aus macht Weinmann das Ordnungsamt der Stadt Nürnberg und die Polizei, denen er Willkür und "geschäftsschädigende Maßnahmen" vorwirft. Konkret meint er damit zum Beispiel eine Großrazzia zur Afterhour im "Waschsalon" am 4. Februar. Rund 70 Spezialkräfte der Polizei und vier Hunde durchsuchten damals fünf Stunden lang den Club und die laut Weinmann 158 anwesenden Gäste nach Drogen. 

Schon im Februar wehrte sich der Betreiber öffentlich gegen die Aktion. Er hielt und hält den massiven Einsatz für unverhältnismäßig. "Meine Barmädels mussten sich in einem Hinterzimmer vor den Beamtinnen nackt ausziehen, obwohl sie sich noch nie etwas zuschulden kommen ließen", sagte er nach der Razzia. Auch ein Nürnberger Anwalt meldete Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Vorgehens der Polizei an. Diese hingegen wertete den Einsatz hinterher als Erfolg: 16 Gäste erhielten nach Polizeiangaben Anzeigen wegen des Besitzes von Betäubungsmitteln, eine Person wegen Handels mit selbigen. Größere Mengen an Drogen förderten die Beamten jedoch nicht zutage. Der Betreiber und seine Mitarbeiter waren sauber.

Die Razzia war aber nicht die einzige Aktion, die Weinmann kritisiert. Seit er den "Waschsalon" eröffnet hat, fühlt er sich von den Behörden gegängelt. Tatsächlich steht das Ordnungsamt Afterhour-Veranstaltungen, die Weinmanns Erfolgsrezept waren, "aufgrund unserer Erfahrungen sehr skeptisch" gegenüber, sagte der stellvertretende Amtsleiter Robert Pollack nach der Razzia. Aktuell fänden solche Partys in zwei oder drei Clubs statt, sagte er damals im Februar.

Techno als Problem?

"Es ist auffallend, dass sie alle das gleiche Musikkonzept fahren", so Pollack. Bei all diesen Afterhour-Techno-Veranstaltungen "kommt es vermehrt zu Drogendelikten". Als Gegenmaßnahme könne der "Waschsalon"-Betreiber andere Musik laufen lassen, den Raum heller ausleuchten und so für eine ruhigere Stimmung sorgen, sagte Pollack.

Mit dem "Waschsalon" ging es da schon bergab. Da die Polizei regelmäßig gezielt Besucher noch vor der Tür kontrollierte, kamen zuletzt immer weniger Gäste. Weinmann wittert dahinter System: "Das vom Ordnungsamt und der Polizei entwickelte Prinzip der Gästeabschreckung, dass der fokussierte Club aus wirtschaftlichen Gründen schließen muss, klappt immer!", schreibt er nun. Er spricht von "behördlich angeordneter repressiver Verfolgung" seiner Gäste und "konstanter Überwachung". Deshalb und aufgrund "des regelmäßigen Eindringens uniformierter Kräfte in den Club müssen wir schließen", so Weinmann. Seinen Kampf gegen die Behörden will er weiterführen, kündigte er an. Auch rechtliche Schritte behält er sich weiter vor.

Der "Waschsalon" ist der zweite Techno-Club der Stadt, der innerhalb kürzester Zeit dicht machen muss. Erst im Mai vergangenen Jahres schloss der "Nano Club" für immer seine Türen. Der Grund? Ärger mit den Behörden.

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