Nachtflüge in Nürnberg: Anwohner gehen auf die Barrikaden

23.1.2015, 06:00 Uhr
Nachtflüge in Nürnberg: Anwohner gehen auf die Barrikaden

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Inzwischen schläft er seelenruhig. Die Nächte, in denen Klaus Restetzki vom Dröhnen eines Fliegers geweckt wurde, sind vorbei. Dafür war ein Umzug nötig, von Buchenbühl nach Leinburg. Der alten Heimat im Nürnberger Norden aber ist Restetzki verbunden geblieben. Er kämpft noch immer gegen den Lärm, der ihn so manchen Schlaf gekostet — und ihn letzten Endes zum Ortswechsel bewogen hat.

Vorsitzender der Fluglärmschutzgemeinschaft Nürnberg und Umgebung ist Klaus Restetzki noch immer. Und er wird nicht müde, gegen den Krach zu kämpfen, der gerade in der Nacht vielen in Einflugschneisen wie Ziegelstein oder Buch den Schlaf raubt. Restetzki und Co. engagieren sich zwar schon seit 30 Jahren. Nun aber setzen sie neu an — auf rechtlicher Ebene.

Rechtmäßigkeit wird untersucht

Wenn sich am kommenden Dienstag die Fluglärmkommission des Airports Nürnberg trifft, dann wird, wie üblich, auch die Flughafenschutzgemeinschaft dabei sein. Diesmal aber mit einem Antrag. „Wir wollen, dass die Rechtmäßigkeit der weiter zunehmenden Nachtflüge untersucht wird“, sagt Restetzki.

Dafür haben er und die Zweite Vorsitzende Marion Grau Akten gewälzt, Bundesverwaltungsgerichts-Urteile beispielsweise. Dort ist zu lesen, dass auf das Gebot zur Nachtruhe in besonderem Maße Rücksicht zu nehmen ist, bevor ein Nachtflug genehmigt wird. Über jeden Nachtflug nämlich muss die Planfeststellungsbehörde entscheiden, jedes Ja muss begründet sein.

Diese Begründung will die Fluglärmschutzgemeinschaft nun schwarz auf weiß. Denn, auch das sagt ein Urteil: Allein die Absicht, dem Flugverkehr (Linien-, Charter- oder Frachtverkehr) bessere Entfaltung zu ermöglichen, rechtfertige es nicht, die Lärmschutzbelange der Anwohner zu vernachlässigen. Oder wie es Marion Grau formuliert: „Wirtschaftlichkeit allein ist kein Totschlagargument.“

"Alle halbe Stunde ein Flug"

Die Flüge mitten in der Nacht machen den Anwohnern zu schaffen. Das Problem: Die nehmen zu. Während im ersten Halbjahr 2014 die Zahl der Flüge insgesamt um ein Prozent zurückgegangen ist, hat die Zahl der nächtlichen Flugbewegungen um satte zehn Prozent zugenommen, speziell in den Sommermonaten.

Klaus Restetzki nennt ein Beispiel: Waren es im August 2013 noch 744 Flüge zwischen 22 und 6 Uhr morgens, also in Nachtrandstunden (22 bis 24 Uhr und 5 bis 6 Uhr) und Nachtkernzeit (0 bis 5 Uhr) zusammengenommen, waren es 2014 schon 875. Also weit über 100 mehr. „Das sind immerhin drei pro Tag mehr. Und oft heißt das, alle halbe Stunde ein Flug.“

Warum das so ist? Die Ziegelsteiner sehen darin eine bewusste Entscheidung der neuen Flughafenspitze um Michael Hupe, „unter dem Vorgänger war das nicht so“. Weil aber die bisherige Argumentation der Gemeinschaft, zum Beispiel wie gesundheitsschädigend nächtlicher Lärm sein kann, bisher keine Wirkung gezeigt hat, setzt man nun den rechtlichen Hebel an. Und auch über das Argument der Gegenseite, dass die nackte Zahl der Beschwerden trotz 10 000 potenziell Lärmgeschädigter sinke, will man nicht weiter streiten. „Das liegt ja einfach an der Resignation. Viele sehen keinen Fortschritt und geben auf.“ Klaus Restetzki sicher nicht.

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