Namensgleichheit: So lebt der zweite Jogi Löw

2.7.2016, 06:00 Uhr
Auch so kann ein Joachim Löw aussehen. Der 46-jährige Frankfurter trägt denselben Namen wie der berühmte Fußballnationaltrainer – und muss sich deshalb einiges anhören. Täglich wird er mit seinem Namensvetter konfrontiert.

© dpa Auch so kann ein Joachim Löw aussehen. Der 46-jährige Frankfurter trägt denselben Namen wie der berühmte Fußballnationaltrainer – und muss sich deshalb einiges anhören. Täglich wird er mit seinem Namensvetter konfrontiert.

Die Mitarbeiter reservierten für den besonderen Gast die beste Suite, stellten Champagner kalt und einen Früchtekorb bereit. Sie putzten sich für diesen besonderen Tag besonders heraus. Sitzen die Haare? Ist das Hemd sauber? Diese Gedanken musste den etwa zwölf Angestellten durch den Kopf gegangen sein, als sie um 14 Uhr Spalier in der Lobby standen. Sie erwarteten jeden Moment den Bundestrainer.

Dann endlich: Die Tür öffnete sich, die Herzen schlugen höher. Doch die Aufregung hielt nur kurz an. Denn der Mann, der das Hotel betrat, hatte weder dunkle Haare noch den typischen schwäbischen Dialekt bei der Begrüßung. Die Angestellten ließen den erschrockenen Mann mit den blonden Haaren passieren. Der berühmte Sportler aus dem Schwarzwald könnte schließlich jeden Moment folgen. Da soll der unbekannte Gast besser nicht im Weg rumstehen.

Entsetzte Gesichter

Doch dieser sorgte nur wenige Augenblicke später wieder für entsetzte Gesichter bei der Mannschaft. Nämlich als er beim Einchecken seinen Namen nannte: Joachim Löw. Da wurde den Hotelangestellten klar, dass sie "nur" einen Namensvetter beherbergen würden – und nicht den Nationaltrainer höchstpersönlich.

Zehn Jahre später lacht Joachim Löw noch immer über diesen Vorfall. "Das war eine ziemlich peinliche Situation – für uns alle", erzählt der Frankfurter mit dem berühmten Namen. Das Zimmer und den Champagner durfte er trotzdem behalten. Er war damals aus beruflichen Gründen in Nürnberg, und es war sein erstes Erlebnis dieser Art.

Je erfolgreicher die Fußball-Nationalmannschaft wurde, desto öfter gab es Verwechslungen. Heute kann der 46-Jährige kaum noch seinen Namen nennen, ohne komisch angeschaut zu werden. Vor allem, wenn er seinen Ausweis oder die EC-Karte vorlegen muss. Einfach mal in Ruhe im Supermarkt mit Karte zahlen – das geht nicht mehr. Es ist dann immer dieselbe Reaktion, schmunzelt er: der Blick nach unten, kurzes Innehalten, erschrockener Blick nach oben. Enttäuschung.

Name als Eisbrecher

Für seine Arbeit in einer Medienagentur macht sich Löw dies zunutze. Bei Neukunden sei der Name ein Eisbrecher. Auch habe ein früherer Arbeitskollege in seinen Lebenslauf geschrieben, dass er mit Joachim Löw zusammengearbeitet habe. Und auf Messen habe er einen "großen Visitenkarten-Verschleiß", lacht er. Manch einer erzählt ihm dort auch, wieso er ein guter Kandidat für sein Team wäre. Und damit ist nicht die Arbeit in der Medienagentur gemeint.

"Ich bin wie eine Projektionsfläche." Täglich wird er von Bekannten und Fremden darauf angesprochen, was der Bundestrainer wieder einmal verbockt habe – und dass er seine Hände lieber außerhalb der Hose lassen sollte. Dass er dem "Original" kein Stück ähnlich sieht, ist manchen dabei egal. "Viele haben das Bedürfnis, etwas zu sagen" – da reiche auch die Frankfurter Version, so scheint es. Sie beginnen das Gespräch dann oft mit den Worten: "Gut, dass ich Sie mal treffe." Er höre dann geduldig zu, weil er das immer sehr lustig finde. Gesehen habe er den anderen Joachim Löw jedoch noch nie.

Nervt das nicht auch mal? "Nein, ich sehe das locker." Ihm bangt es jedoch davor, wenn sein Namensvetter mal nicht mehr so beliebt wie jetzt sein sollte. "Heute möchte ja auch keiner mehr Boris Becker heißen." Außerdem spielt er auf die laufende EM an: "Wäre Deutschland in der Vorrunde ausgeschieden, könnte ich mich nicht mehr blicken lassen." Der Eintracht-Frankfurt-Fan tippt im Viertelfinale gegen Italien am Samstag deshalb auf ein optimistisches 2:0. Er wird sich das Spiel in Luxemburg ansehen, wo er beruflich unterwegs ist. Na, wenigstens kann er hier in Ruhe schauen, oder? Sicher sei er sich da noch nicht, antwortet er: "Ich muss dort einen Tisch reservieren."

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