Nervenprobe auf dem Nürnberger Verkehrsübungsplatz

20.2.2017, 05:14 Uhr
Nervenprobe auf dem Nürnberger Verkehrsübungsplatz

© Eduard Weigert

Es ist ein bisschen wie beim Autoscooter. Nur rammen sollten sich die Fahrer nicht. Manches Manöver erinnert dann aber doch an das beliebte Fahrgeschäft. Plötzlich fuchtelt Amleto Cosma mit den Armen. "Da ist ein Stoppschild", ruft der Platzwart in Richtung eines Fahranfängers, der sich mit seinem Wagen langsam, aber zielsicher ohne zu bremsen auf die kleine Kreuzung zubewegt.

Zugegeben, gerade Anfänger können an dieser Stelle leicht den Überblick verlieren. Wer am kleinen Hügel angefahren ist, ohne den Motor abzuwürgen, darf nicht allzu lange in Euphorie verfallen. Denn beim Weg zurück auf den Rundkurs lauert es schon: das Stoppschild.

Ein gutes Dutzend Fahrzeuge ist am Sonntagmittag auf der Strecke am Bierweg. Die meisten nehmen die große Runde, andere konzentrieren sich aufs Einparken. "Früher haben wir dort alte Autos abgestellt", sagt Cosma. Heute touchieren die Fahrer lediglich Reifenstapel, falls sie sich beim Parken verschätzen.

Nervenprobe auf dem Nürnberger Verkehrsübungsplatz

© Eduard Weigert

Stefan Rothmund hat auf dem 1967 eröffneten Platz schon viele Stunden verbracht. "Vor 40 Jahren war ich zum ersten Mal hier, als meine Schwester ihren Führerschein gemacht hat", erinnert sich der 53-jährige Nürnberger. Fünf Jahre später durfte er selbst üben. Heute soll sein Sohn Moritz ein Gefühl fürs Autofahren bekommen. "Ich war schon ein bisschen aufgeregt", sagt der 16-Jährige, "aber ich habe mich sehr darauf gefreut, endlich selbst fahren zu dürfen." Eine Stunde kostet zehn Euro, bis August will er noch öfter hier trainieren.

So entspannt wie bei den Rothmunds geht es aber nicht immer zu am Parcours. Amleto Cosma musste schon manches Familiendrama mitverfolgen. "Einmal hat ein Mann für seine Tochter eine Fünferkarte gekauft", erinnert er sich. "15 Minuten später stieg er entnervt aus dem Wagen und hat die Karte vor meinen Augen zerrissen."

Eingreifen muss Cosma aber nur selten. Wenn Eltern die Nerven verlieren oder Jungfahrer toben, versucht er schnell, sie wieder zur Raison zu bringen. Schließlich soll sich die Unruhe nicht auf andere Testpiloten übertragen. Und die kommen teilweise von weit her: Kürzlich stand ein Auto aus München vor dem Nürnberger Verkehrsübungsplatz: "Bei uns gibt es so etwas ja nicht", klagte der extra angereiste Fahrer.

Motorradfahren aus Leidenschaft

An diesem Sonntag notiert Cosma Kennzeichen aus Nürnberg, Fürth und Erlangen, aber auch aus Hersbruck, Bayreuth und Lauf. Corina Wurmer hat sich mit ihrem Mann Michael aus Pegnitz auf den Weg gemacht. Mit ihrer orangenen KTM Duke 390 und ihrem rosa Helm hebt sie sich nicht nur farblich von der Masse der Autofahrer ab. "Das langsame Motorradfahren ist am schwierigsten", sagt die 34-Jährige. Sie ist froh, bei einer kurzen Pause ihre Handgelenke schonen zu können.

Im April will sie einen 14-tägigen Crashkurs machen, um endlich in freier Wildbahn fahren zu dürfen. Die Leidenschaft fürs Motorradfahren teilt sie mit ihrem Mann, den sie schon oft als Sozia begleitet hat. Künftig möchten die beiden auf zwei Maschinen durch die Fränkische touren.

Dass ihr 16-jähriger Sohn Manuel den Moped-Führerschein macht und in ein paar Jahren wohl selbst Motorrad fährt, lässt die Eltern nachts nicht unruhig schlafen. Nur als Beifahrerin im Auto, gibt Corina Wurmer zu, möchte sie sich ihrem Sohn ungern zur Verfügung stellen. Bloß kein Familiendrama riskieren...

Keine Kommentare