Neu am Staatstheater: Das ungleiche Duo für den Klang

22.10.2018, 16:45 Uhr
Neu am Staatstheater: Das ungleiche Duo für den Klang

© Foto: Anja Hinterberger

Die Kombination gibt es wohl nicht oft an einem Theater: Er macht elektronische Klänge von Musik bis Geräusch, und zwar entlang des Probenprozesses eigens für jedes Stück. Sie singt in einer Band, die irgendwo zwischen Deutschpop und ganz eigener Avantgarde hin- und hertingelt, zusammen gestalten sie das Programm in der "3. Etage", wie die kleine Bühne ganz oben im Schauspielhaus heißt.

Die beiden Musiker Kostia Rapoport und Vera Mohrs sind dem Ruf von Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger nach Nürnberg gefolgt und haben dafür Berlin aufgegeben — immerhin. "Nürnberg ist super", sagen sie gleich einmütig und völlig ironiefrei. "In Berlin hat man zwar tausende Möglichkeiten, aber Konkretes wird selten draus, wenn man andere Künstler kennenlernt. Da speichert man dann die Nummer ein und sagt ,wir machen mal was zusammen‘, und das war‘s dann", sagt Rapoport.

Hier dagegen sei das anders. Er und Vera Mohrs schätzen an der Stadt die andere Verbindlichkeit und haben sich schon eifrig in der Szene umgeschaut. "Wir waren im Kater Murr und in der Weinerei, und alle Musik-Events waren gut besucht. Da merkt man eine Wertschätzung des Publikums", sagt Mohrs.

Die beiden Musiker kennen sich seit dem Studium in Hannover. An der dortigen Musikhochschule lernte Rapoport, der 1984 in Russland geboren wurde und als Kind nach Deutschland kam, Komposition und Neue Musik, sie — genauso alt und bei Köln geboren — studierte Songwriting und Gesang.

Dass Mohrs dann auch noch ein Germanistikstudium anschloss, merkt man der Musik an: Sie dichtet gerne kleine Song-Dramen, die zusammen mit ihrer Lust an überraschenden Harmonien kleine, gern auch mal absurde Gesamtkunstwerke ergeben. Während das Klavier ihr Begleitinstrument zur klaren Sopranstimme ist, liebt Rapoport das Tüfteln mit Elektronik: Ein alter Synthesizer aus den 80ern kann ihm da ebenso helfen wie der Computer, der immer dabei ist.

Mit Jan Philipp Gloger versteht Rapoport sich blind. "Manchmal wünscht er sich eine ganz bestimmte Stimmung, und ich hab sie schon auf dem Rechner gebastelt", beschreibt er die Zusammenarbeit. Zur Eröffnung der Spielzeit haben er und Mohrs schon eine Kostprobe ihrer gemeinsamen Arbeit abgegeben: Kleine "Kalenderlieder", die diszipliniert drei Wochen lang Tag für Tag entstanden sind. Während sie derzeit am David Bowie-Musical "Lazarus", das im Februar Premiere haben wird, feilen, nimmt auch das Freitags- und Samstags-Spätprogramm der 3. Etage, für das die beiden verantwortlich sind, klarere Formen an: Improvisationsabende mit wechselnden Künstlern aus dem Theater und der Stadt sind da ebenso geplant wie ein Auftritt der Band "Veras Kabinett" am kommenden Samstag (27. November).

Regelmäßig soll auch die "Goldene Träne" vergossen werden für den traurigsten Beitrag auf der Bühne. Man merkt: Es geht ums Ausprobieren, ums Kontakte-Knüpfen und hochkarätige Herumspinnen gemeinsam mit anderen Künstlern. "Dass wir dafür so ein Forum wie die 3. Etage kriegen, ist wunderbar", sagt Vera.

Zwww.staatstheater-nuernberg.de

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