Neue AOK-Zentrale: So soll das Gebäude aussehen

4.6.2017, 05:41 Uhr
Neue AOK-Zentrale: So soll das Gebäude aussehen

© AOK

"Die Nähe zum Versicherten ist und bleibt unser Markenkern", sagte am Freitag Hubertus Räde, stellvertretender Vorsitzender der AOK Bayern, bei der Vorstellung der Pläne für das neue Dienstleistungs- und Verwaltungszentrum der Krankenkasse.160.000 Mitglieder werden von der Hauptgeschäftsstelle am Frauentorgraben aus betreut. In ganz Mittelfranken hat die AOK 620.000 Mitglieder.

Laut Räde muss das Gebäude, das erst 1971 gebaut wurde, abgerissen werden, weil "es langfristig nicht mehr nutzbar ist". Neben der veralteten Haustechnik sei das Haus auch energetisch ineffizient. Hinzu kämen noch die Schadstoffbelastung mit PCB sowie Schäden in der Tiefgarage. "Eine Sanierung des Gebäudes wäre aber teurer gekommen als ein Neubau", sagte Räde.

Durch ein EU-weites Vergabeverfahren hat die AOK versucht, den Entscheidungsprozess möglichst transparent zu machen, um sich nicht den Vorwurf einzuhandeln, Versichertengelder zu verschwenden. "Das wird ein funktionales Gebäude", versicherte Räde. Neun Planungsbüros machten im Juni 2016 insgesamt 16 Vorschläge für sechs Standorte. Am Ende gab es kein Angebot für eine Sanierung des vorhandenen Gebäudes, weil dies offenbar wirtschaftlich nicht zu vertreten war. Dass sich der zentral gelegene und durch den öffentlichen Nahverkehr sehr gut angebundene Standort Frauentorgraben am Ende als der wirtschaftlichste herausstellte, liegt auch daran, dass der AOK das Grundstück gehört.

"Sonst hätten wir nicht zugestimmt"

Den Zuschlag hat am Ende die Firma Hochtief, die nach den Plänen der Architekten Gerkan, Marg und Partner baut, erhalten. Für Jürgen Göppner, Beiratsvorsitzender der AOK-Direktion, ist der Entwurf, der jetzt umgesetzt wird, kein Prunkbau: "Sonst hätten wir auch nicht zugestimmt. Wir müssen darauf schauen, dass mit den Beiträgen der Mitglieder verantwortungsvoll umgegangen wird. Eine Beitragserhöhung ist nicht notwendig." Was der Neubau kostet, wollte aber keiner der Beteiligten sagen, weil es sich um einen EU-weiten Wettbewerb handelt und noch Einsprüche befürchtet werden. Es soll ein hoher zweistelliger Millionenbetrag sein. Bei einer Nutzfläche von 11.000 Quadratmetern und einem Parkdeck mit 225 Stellplätzen dürften schon zwischen 45 und 50 Millionen Euro zusammenkommen.

Neue AOK-Zentrale: So soll das Gebäude aussehen

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Das Gebäude ist für 600 Arbeitsplätze geplant und verfügt am Frauentorgraben über sechs und in der Sandstraße über fünf Geschosse. Der Riegel wird um einen Innenhof herum gebaut und ist etwas schmäler als der Bau aus den 70er Jahren. 2000 Quadratmeter von dem 8000 Quadratmeter großen Grundstücks werden an Hochtief verkauft. Das Bauunternehmen plant, darauf ein weiteres Bürogebäude zu errichten. Die Nutzung steht noch nicht fest. Getrennt werden die beiden Gebäude von einer öffentlichen Passage oder Gasse mit grünen Beeten. Für die Fassade der AOK-Zentrale ist ein grauer Naturstein vorgesehen. Während die Verwaltung der Krankenkasse in den nächsten Wochen für drei Jahre in die Gustav-Heinemann-Straße zieht, werden die AOK-Kundenbetreuer ab 28. August in der ehemaligen Oberpostdirektion an der Bayreuther Straße unterkommen. Telefonnummern, Internetadressen und Öffnungszeiten ändern sich während der Interimszeit nicht. Ab Oktober wird das alte Gebäude entkernt und 2018 dann abgerissen.

Auf dem AOK-Grundstück stand bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts eine Festungsanlage.

Zwischen 1902 und 1905 errichtete der Industrie- und Kulturverein für sich ein prächtiges Jugendstilgebäude. 1935 wurden in den Räumen dieses Vereinshauses die Nürnberger Gesetze beschlossen, die die rassistische Ausgrenzung der Juden pseudojuristisch begründeten. Nach schweren Kriegsschäden wurde der Bau Ende der 60er Jahre abgerissen.

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