Neue Schulturnhalle erinnert an „Rostlaube“

27.5.2013, 07:00 Uhr
Neue Schulturnhalle erinnert an „Rostlaube“

© Harald Sippel

Der Streit um die Fassade des Acht-Millionen-Euro-Komplexes war abzusehen. „Rostlaube“ sagen schon lange Spötter in Berlin zum Gebäude der Freien Universität in Berlin, dessen Außenhaut aus dem wetterfestem, rötlich schimmernden Baustahl gefertigt ist . Ähnlich despektierliche Worte fielen über das Landgericht in Mannheim oder das Essener Haus der Geschichte, deren Fassaden auch aus dem rostroten Cortenstahl bestehen.

Kein Wunder, dass bei der neuen Dreifachturnhalle in der Nürnberger Nordstadt ebenfalls Passanten die Nase rümpfen, seitdem dort die Fassade montiert wird. Laut Experten bildet dieses Material auf der Oberfläche „durch Bewitterung unter der eigentlichen Rostschicht eine besonders dichte Sperrschicht aus festhaftenden Sulfaten oder Phosphaten, welche das Bauteil vor weiterer Korrosion schützt“.

Hochbauamtsleiter Wolfgang Vinzl war bewusst, „dass diese Rost-Stahl-Fassade nicht jedermanns Sache ist“. Sie sei aber Teil des preisgekrönten Entwurfs des Architektenbüros Peck und Daam aus München gewesen. Vinzl verteidigt die „lebhafte Oberfläche, die gut zu dem Gebäude passt“. Außerdem habe das Material einen großen Vorteil: Etwaige Schmierereien können einfach mit Stahlwolle entfernt werden.

„Ein eigener Charme“

Die Ansichten über die ästhetischen Qualitäten gehen aber kräftig auseinander. Mittelschulrektor Rudi Groh sagt diplomatisch: Die „Rost-Optik“ sei noch zu Zeiten seines Vorgängers Ditmar Heinl festgelegt worden. Er selbst habe „nur bei der Gestaltung im Innenbereich mitwirken dürfen“, die rostigen Elemente hätten aber „einen eigenen Charme“. Groh ist jedenfalls „total gespannt, wie die Schüler darauf reagieren“.

In Elternkreisen sieht man das Erscheinungsbild des Neubaus mit einem gewissen Stirnrunzeln, wie Norbert Dischinger andeutet. Elternbeiratsvorsitzende Heike Hein versteht durchaus den Sinn der rostigen Metall-Elemente bei der Fassade, was das Beseitigen von Graffiti angeht. Sie ist dennoch nicht sonderlich begeistert: Die Turnhalle hätte „schülergerecht aussehen sollen“, dabei verweist sie auf Projekte, bei denen Uhlandschüler „eine super Wandgestaltung hingelegt haben“. Auf den Gewöhnungseffekt baut derweil Wolfgang Vinzl. Er verspricht auch, dass die voroxidierten Stahlteile „mit der Zeit immer homogener werden“, zudem fehle noch der Feinschliff.

Erhöhte Konzentration

Mehr Kopfzerbrechen als die Fassade bereitet dem Hochbauamtschef das Problem mit den Folgen der verlegten Phenolharz-Dämmplatten. Wie berichtet, wurde im Neubau eine stark erhöhte Konzentration des schädlichen Gases 2-Chlorpropan gemessen. Laut Vinzl ist klar, dass die Dämmplatten samt Estrich ausgetauscht werden müssen. „Wir sind am Abstimmen“, betont er mit Blick auf eine neue Ausschreibung dieser Arbeiten. Trotz dieses Problems verspricht Vinzl, dass die neue Turnhalle zu Schuljahrsbeginn Mitte September fertig ist, weil der Hallenboden nicht betroffen sei, sondern nur Umkleiden und Duschen. Allerdings unter der Bedingung, „dass nicht noch etwas passiert“.

Zwei Monate später werden allerdings erst die Räume für den Nachmittagsunterricht und den Jugendtreff fertig, die alle belastet sind. Optimistisch ist Vinzl im Übrigen, was die Zukunft betrifft: Dank der Cortenstahlfassade müsste der Neubaukomplex weit über 50 Jahre halten.
 

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