Neue Shopping-App soll Nürnbergs Innenstadt beleben

22.1.2014, 06:00 Uhr
Neue Shopping-App soll Nürnbergs Innenstadt beleben

© Eduard Weigert

Noch ist die Shopping-App Zukunftsmusik, doch die Erwartungen an sie sind hochgesteckt: Auf einem mobilen Endgerät wie Smartphone oder Tablet-PC installiert, kann die App — die Abkürzung steht für Applikation, in diesem Fall ein kleines Softwareprogramm — Kaufwillige durch die Straßen und Geschäfte lotsen und mit Push-Mitteilungen, also — direkte Benachrichtigung auf das Mobiltelefon, auf tagesaktuelle Angebote aufmerksam machen.

„Das Ziel der Applikation ist es, die Nürnberger Innenstadt vital zu erhalten und das Einkaufserlebnis neu zu gestalten“, erläutert Michael Nordschild, Geschäftsführer der Nürnberger Initiative für Kommunikationswirtschaft (NIK).

„Die App soll Nürnberg als herausragendes Einkaufsziel bei Besuchern bekannter machen. Immerhin haben wir hier die längste zusammenhängende Fußgängerzone Europas und eine Mischung aus bekannten internationalen Marken und kleineren inhabergeführten Betrieben, wie beispielsweise die Nürnberger Meisterhändler“, sagt Alexandra Wuschek, Geschäftsstellenleiterin des Vereins Erlebnis Nürnberg.

Viertägiger Wettbewerb

Vom 7. bis 10. Februar kommen 16 App-Entwickler aus ganz Europa nach Nürnberg, um im Rahmen eines viertägigen Wettbewerbs Ideen zu sammeln und Konzepte für zwei mobile Applikationen zu entwickeln. Neben der App für Nürnberg wird auch an einer für die Stadt Wien getüftelt, die Parks und Naturschutzgebiete für Besucher erlebbar machen soll.

Die beiden vielversprechendsten Konzepte werden von einer Jury, bestehend aus Vertretern des Fraunhofer Instituts IIS und des Vereins Erlebnis Nürnberg, jeweils mit einem Entwicklungsauftrag in Höhe von 20.000 Euro prämiert. „Die neue App ist eine wichtige Gegenmaßnahme, um das Einkaufen vor Ort zu stärken“, so Alexandra Wuschek. „Mit ihr wollen wir auch kleineren Betrieben, die über keinen Onlineshop verfügen, eine Plattform im Internet bieten, auf der sie über ihr Sortiment informieren können.“

Das Besondere an der geplanten Shopping-App: Sie soll auch im Inneren von Geschäften, Einkaufszentren und U-Bahn-Stationen funktionieren. Andere, bereits existierende Applikationen, die über Satellitentechnik navigieren, scheitern bisher an der Eingangstür. Eine lückenlose Navigation macht die vom Fraunhofer Institut IIS in Nürnberg entwickelte Lokalisierungstechnologie Awiloc möglich. Die Technologie ist bereits im Museum Industriekultur im Einsatz und kann auch hinter dicken Mauern punktgenau den eigenen Standort bestimmen.

„Awiloc funktioniert indoor ganz ohne GPS“, sagt Karin Loidl vom Technologie-Marketing des Fraunhofer Instituts. „Aber auch draußen, im Innenstadtbereich, kann Awiloc nur mit WLAN lokalisieren.“ WLAN steht für Wireless Local Area Network, zu deutsch: lokale Funknetze. Awiloc nutzt zur Lokalisierung die für jeden Ort individuelle Verteilung der Signalstärken von WLAN-Sendern, die überall in der Innenstadt vorhanden sind — und kann so potenzielle Kunden bis zu dem Regal führen, in dem das tagesaktuelle Schnäppchen liegt.

Englische Version geplant

Der Nutzer muss sich keine Sorgen um persönliche Daten machen oder befürchten, dass sein Konsumverhalten aufgezeichnet wird, denn die Lokalisierung findet ausschließlich auf dem Endgerät statt. „Awiloc ermittelt nur die Position und schickt sie wieder zurück an das Endgerät. Bei dieser autarken Form der Lokalisierungen ist es hundertprozentig sichergestellt, dass keine Messwerte an einen Server übermittelt werden“, sagt Karin Loidl.

Hat man die Software erst einmal installiert, muss man nicht mehr mit dem Internet verbunden sein, um sie nutzen zu können. Ein klarer Vorteil für Touristen, für die die App auch auf Englisch geplant ist.

Eine wichtige Funktion des Softwareprogramms ist die Suchmöglichkeit nach bestimmten Marken, Waren oder Betrieben. „Die App soll eine Brücke schlagen vom Internetangebot in die Innenstadt. Potenziellen Kunden, die über das Internet etwas Bestimmtes suchen, soll angezeigt werden, dass diese Waren neben den Onlineshops auch sofort und in unmittelbarer Nähe verfügbar sind“, so Alexandra Wuschek. Damit will der Verein Erlebnis Nürnberg den entstehenden Trend unterstützen, sich im Internet über Artikel zu informieren und diese dann vor Ort zu kaufen.

Auf gutem Weg

Auch Michael Nordschild sieht in der App eine Chance, die der Nürnberger Einzelhandel nicht an sich vorbeiziehen lassen sollte. „Wenn die Händler nicht nur jammern wollen, dass Amazon und Co. ihnen das Wasser abgraben, dann müssen sie mit der Zeit gehen.“ Dazu gehöre auch, dass kleine und große Händler selbst aktiv werden und tagesaktuelle Angebote und Sonderaktionen in eine zentrale Datenbank einpflegen. Nur so kann die App auch anzeigen, wo es beispielsweise Zwetschgenmännle oder den modischen Wintermantel zum halben Preis gibt.

Die neue Shopping-App ist Teil des europäischen Forschungsprojekts „SeamlessCities“, in dem Nürnberg eine Vorreiterrolle übernimmt. „Nürnberg ist momentan, was die Entwicklung mobiler Services angeht, auf einem ziemlich vorbildlichen Weg“, konstatiert Nordschild. Doch bis Verbraucher die App auf dem eigenen Smartphone installieren können, dauert es noch. „Die App zu entwickeln ist keine leichte Aufgabe. Aber es kann sein, dass es eine Vorstufe bereits an Weihnachten 2014 gibt“, so Nordschild.

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