Neue Verkehrsvorschriften in Nürnbergs Altstadt

17.11.2017, 05:12 Uhr
Neue Verkehrsvorschriften in Nürnbergs Altstadt

© Günter Distler

Der Nissan-Fahrer ordnet sich auf der Beckschlagergasse ganz links ein. Doch dann reißt er plötzlich das Lenkrad herum und steuert seinen Wagen auf die Mittelspur. Denn der dicke, weiße Pfeil auf dem linken Fahrbahnstreifen zeigt auf ihn, den Geisterfahrer: Diese Spur ist für den Gegenverkehr reserviert. Doch an diesem Donnerstag ist er nicht der einzige, der die neue Verkehrsführung noch nicht verinnerlicht hat. "Wir hoffen, dass die Eingewöhnung nicht so lange dauert", sagt Frank Jülich, Leiter des Verkehrsplanungsamtes, auf Anfrage.

Mit der Änderung der Verkehrsführung, die der Verkehrsausschuss am 6. Juli 2016 beschloss, wurden weitere kleinere Maßnahmen umgesetzt: So wird eine Fußgängerampel in der Äußeren Laufer Gasse abgebaut. "Die darf in einer 30er Zone nach neueren Richtlinien nicht mehr stehen, bisher galt noch Bestandschutz. Doch mit dem Umbau ist auch der ungültig geworden", erklärt ein Mitarbeiter vom Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) vor Ort. Außerdem wurden in der Beckschlagergasse Stellplätze auf die Fahrbahn verlegt, um die Straßenquerschnitt zu verkleinern. Davon und vom Gegenverkehr verspricht sich die Stadt, dass Autofahrer künftig den Fuß vom Gaspedal nehmen.

Kritik von Lieferanten

Denn die vormals dreispurig, breit ausgebaute Beckschlagergasse lud viele Verkehrsteilnehmer ein, schneller als das erlaubte Tempo 30 zu fahren. Das war auch der Hauptgrund, warum sich der Ausschuss für die neue Verkehrsführung entschied. Doch mit der neuen Lösung sind nicht alle zufrieden. Dazu zählen Geschäftsleute und Lieferanten. "Wie soll ich das meinem Chef erklären?", fragt ein Mann den Sör-Mitarbeiter. Der junge Mann heißt Arslan Ahmet und er ist Fahrer bei DHL. Mit seinem Lieferwagen kann er jetzt nicht mehr überall stehen bleiben. Stoppt er einfach auf der Spur - was er jetzt nicht mehr darf - bildet sich Stau.

Die Verkehrsteilnehmer hinter ihm, müssten ihn überholen, wenn sie nicht warten wollten, bis Ahmet die Pakete ausgeliefert hat. Doch wegen des Gegenverkehrs ist auch Überholen verboten. "Sollen die Leute ihre Sendungen vom Postamt selbst abholen?", fragt er und merkt, dass ihm der Sör-Mitarbeiter nicht weiterhelfen kann.

Auf Nachfrage erklärt Verkehrsamts-Chef Jülich: "Es gibt dort viele Stellplätzen, wo sich Lieferanten hinstellen können. Die Fluktuation ist hoch. Es kann schon sein, dass man mal 50 Meter laufen muss. Allen kann man es nicht recht machen." Dennoch werde man die Situation weiter beobachten. "Vielleicht muss man doch noch mehr Liefer- und Lademöglichkeiten einrichten."

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