Neuer Bildungsbericht: Das sind Nürnbergs Probleme

12.12.2017, 06:00 Uhr
Neuer Bildungsbericht: Das sind Nürnbergs Probleme

© Foto: Michael Matejka

Bildungsgerechtigkeit ist ein Dauerthema und spielt auch im jüngsten Bericht, es ist mittlerweile der vierte, eine Rolle. Grundsätzlich gelöst sei das Problem ungleicher Startchancen, die im Lauf des Lebens nur unter glücklichen Umständen und mit geeigneter Unterstützung kompensiert werden können, noch lange nicht, schreibt Oberbürgermeister Ulrich Maly im Vorwort. "Nicht weltweit, nicht in Europa und Deutschland und auch nicht in Nürnberg", so Maly weiter.

Doch gibt es in seiner Stadt ein wegweisendes Schulmodell, das Abhilfe schaffen kann: die Michael-Ende-Schule in St. Leonhard, wo Hort und Schule eng miteinander arbeiten, wo die Kinder gemeinsam leben und lernen. Da bleibt niemand so schnell auf der Strecke.

Im gebundenen Ganztagsunterricht wie er an der Michael-Ende-Schule praktiziert wird, sieht auch der Oberbürgermeister einen idealen Weg. Genau dasselbe Modell werde es in Nürnberg zwar nicht noch einmal geben, so Maly, aber die Neubauten wie etwa in Thon oder im Südwesten kämen dem Vorbild schon nahe.

42 Prozent der Viertklässler in Nürnberg wechseln von der Grundschule ans Gymnasium. Die Übertrittsquoten fallen je nach Schulsprengel sehr unterschiedlich aus und "deuten einen negativen Zusammenhang zwischen Armutsgefährdung und dem Übertritt auf das Gymnasium an", heißt es in dem Bericht weiter. "Ökonomische Risikolagen" seien in Nürnberg sehr unterschiedlich auf das Stadtgebiet verteilt. Eine hohe Zahl von Hartz-IV-Empfängern lebt zum Beispiel in Muggenhof, Gostenhof, Tafelhof sowie in Teilen von Schweinau, St. Leonhard und der Südstadt.

Zu den guten Nachrichten gehört, dass Nürnberg "eine hohe Attraktivität als Bildungs-, Ausbildungs- und Studienstadt hat". Das hat zur Folge, dass junge Leute verstärkt in die Stadt kommen – haben sie allerdings erst einmal eine Familie gegründet, ziehen sie oft wieder ins Umland. Vor allem wegen der Immobilienpreise.

Was die Berichterstatter in ihrer Analyse außerdem herausfanden: Der Trend zu höheren Abschlüssen in der jüngeren Bevölkerung setzt sich fort. 62 Prozent der Bürger im Alter zwischen 25 und 34 Jahren besitzen die Hochschulreife. Auch die Zahl der mittleren Abschlüsse steigt. Der Weg zum Studium ist mittlerweile immer häufiger nicht der klassische, wie Maly sagt. "Es gibt auch zweite und dritte Wege. Leider wird das duale System dabei immer noch unter Wert betrachtet." Dabei gebe es super Angebote, Ausbildung und Studium zu vereinbaren.

Im Zeitraum 2014/15 haben 1186 junge Leute ihre Hochschulreife an einer Fachoberschule oder Berufsoberschule abgelegt, 1093 erlangten ihre Hochschulreife am Gymnasium. "Benachteiligt sind immer noch Migrantenkinder", sagt Elisabeth Ries, die Leiterin des Bildungsbüros. Sie werden später eingeschult, müssen häufiger ein Jahr wiederholen, besonders in der Grundschule, und sind überproportional an den Mittelschulen vertreten (68 Prozent).

Die Zahl der jungen Leute, die die Schule ohne Abschluss verlassen haben, ging insgesamt von 13 auf 7 Prozent zurück. An den Mittelschulen ist sie aber leicht gestiegen – von 10,3 auf 11,2 Prozent. Betroffen sind vor allem junge Männer mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Gleichzeitig nimmt an den Mittelschulen auch die Zahl der Jugendlichen zu, die die mittlere Reife ablegen.

An den Hochschulen wird es zunehmend eng

Immer mehr Zulauf verzeichnen die Hochschulen in Nürnberg. Was zur Folge hat, dass diese mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Zwei Drittel der Studierenden stammen aus Nürnberg oder der Metropolregion. Rund 14 Prozent kommen aus anderen deutschen Städten und Regionen, 6,6 Prozent aus dem Ausland – Tendenz steigend.

Der erste Bildungsbericht der Stadt Nürnberg ist im Jahr 2011 erschienen, seitdem wird er alle zwei Jahre neu aufgelegt. Für Verwaltung und Politik stellt er eine wichtige Planungsgrundlage dar. Morgen wird er in der Sitzung des Stadtrats vorgestellt. "Er ist die Grundlage für Entscheidungen einer wachsenden Stadt", sagt Elisabeth Ries. Und Oberbürgermeister Ulrich Maly fügt hinzu: "Er macht aus gefühlten Wahrheiten echte Wahrheiten."

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