Neuer Trend: Bekommt Nürnberg ein Holzhochhaus?

28.7.2018, 05:28 Uhr
Neuer Trend: Bekommt Nürnberg ein Holzhochhaus?

© J. Zotter / RWT PLUS ZT GmbH

Seinen Spitznamen hat das Projekt schon von den Planern selbst bekommen, noch bevor es überhaupt fertig ist: "HoHo" nennt sich das Holzhochhaus, das im neuen Wiener Stadtteil Aspern ein Hingucker werden soll. 24 Stockwerke, 84 Meter, knapp 20 000 Quadratmeter Gewerbefläche: Das sind die Eckdaten für das Projekt der cetus Baudevelopment GmbH, in das unter anderem ein Restaurant und ein Hotel einziehen werden.

Der Kern der Konstruktion besteht zwar aus Stahlbeton, doch ansonsten setzt Geschäftsführerin Caroline Palfy auf Holz und will unter anderem mit unverkleideten Wänden eine besonders gemütliche Atmosphäre schaffen. "Beide Materialien ergänzen sich perfekt", sagt die Baumeisterin. Der Turm ist bereits bis zum zehnten Stockwerk gewachsen, für das Frühjahr 2019 ist die Eröffnung geplant. Doch dass Holz derzeit weltweit als Baustoff auch im Hochhausbereich Furore macht, liegt nicht in erster Linie an seinen optischen Qualitäten.

Große Energieersparnis

Architekten und Bauherren haben das Material vor allem mit Blick auf die gute Öko-Bilanz (wieder-)entdeckt. Die Wiener Projektplaner haben ausgerechnet, dass die Bauweise ihres "HoHo" im Vergleich zu einer konventionellen Fertigung 300.000 Megawattstunden Primärenergie einspart . Ein Argument, das auch Philipp Macke anführt, einer der Projektleiter der Hamburger "Wildspitze", die Deutschlands höchstes Holzhochhaus werden soll, mit Wien aber von den Maßen her nicht ganz mithalten kann. Knapp 60 Meter und 17 Stockwerke sind in der Hafencity geplant.

Bauherr ist neben einer Immobilien GmbH die Deutsche Wildtierstiftung, die in den unteren Geschossen unter anderem eine multimediale Ausstellung plant. In den oberen Stockwerken sollen rund 190 Wohnungen entstehen. Doch noch ist das Projekt des Büros Störmer, Murphy and Partners in der Planungsphase, wie Macke betont. Dass auch Hamburg auf Holz setzt, begründet der Architekt jedoch ebenfalls mit der Nachhaltigkeit. Im Unterschied zum Beton werde bei dessen Herstellung deutlich weniger Energie verbraucht. 

Noch etwas spricht aus Sicht der Architekten für die Holzbauweise: Etliche Elemente werden vorproduziert, was die Bauzeit deutlich verkürzt. Billiger ist die Holzbauweise jedoch nicht, was auch am höheren Aufwand für den Brandschutz liegt. Doch auch da gebe es Lösungen, wie Macke betont. In Hamburg sei die Feuerwehr von Anfang an in die Planungen involviert, "da werden keine Risiken eingegangen". So werde die "Wildspitze" komplett mit Sprinkleranlagen ausgestattet, bestimmte Bauteile könne man in nicht brennbare Materialien einkapseln.

"Holz vielleicht nur zweitbeste Lösung"

Ohnehin wird das Gebäude nicht komplett aus Holz gebaut, Sockel und die unteren Geschosse sollen ebenso wie die Treppenhäuser aus Stahlbeton entstehen. Doch auch tragende Holzbalken sind aus Sicht der Planer sicher, wenn sie dick genug sind. Die Verkohlung auf der Oberfläche schließe den Brand im Inneren ab. Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich sieht den Trend zum Hochhaus aus Holz dennoch skeptisch. Der perfekte Brandschutz lasse sich nur mit sehr viel Technik realisieren, so Ulrich. "Und das wäre sehr, sehr teuer."

Bei Ein- und Mehrfamilienhäusern habe Holz viele Vorteile, doch bei größeren Projekten sei der Baustoff schwierig. Sollte der Bauantrag für das Hochhaus in Langwasser eingehen, werde die Stadt "so genau hinschauen wie immer", so Ulrich, der das Material auch wegen der höheren Kosten kritisch sieht. Höhere Baukosten würden schließlich auch das Wohnen verteuern. "Vielleicht ist Holz nur die zweitbeste Lösung." Doch noch ist das Projekt des St. Gundekar-Werks Eichstätt in der Planungsphase, Anwohner kritisieren die Höhe und befürchten Probleme bei der Zufahrt.

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