Nichts für Frauen: Armin Bavand bedient männliche Reiter

31.10.2013, 15:16 Uhr
Nichts für Frauen: Armin Bavand bedient männliche Reiter

© Stefan Kleeberger

NZ: Was kann man denn bei Ihnen kaufen?

Armin Bavand: In erster Linie gibt es hochwertige Reitsportbekleidung für Reiter und Reitsport-Enthusiasten. Dazu Lifestyle-Produkte, die die Interessen und auch das Umfeld meiner Kunden abbilden. Das können Bildbände, Pferdebronzen, Hunde-Accessoires, aber auch Spirituosen sein.

NZ: Was ist das Besondere bei Ihnen?

Bavand: Mein Geschäft richtet sich ausschließlich an Männer, denn das gibt es bisher nicht. Ich bin selber Reiter und fand es immer extrem schwierig, etwas für Männer zu finden. Man muss sich durch richtig viel Frauenbekleidung durchkämpfen, bis man dann die wenigen lieblos dargestellten und zusammengepackten Herrenartikel findet.

NZ: Bei Reitern müssen die Sachen richtig gut passen, da entstehen doch hohe Kosten durchs Zurückschicken?

Bavand: Ich gehe von vornherein davon aus, dass sich meine Kunden eine Hose in mehreren Größen bestellen und dann zurückschicken, was nicht passt. Dafür habe ich keine Umkleidekabine, keinen Laden – das sind nur vermeintlich Ersparnisse, die ich lieber in den Service investiere.

NZ: Was wäre dann der Vorteil Ihrer Kunden gegenüber dem Fachhandel?

Bavand: Gerade wenn es um so eine kleine Zielgruppe geht, kann ein stationärer Händler gar nicht die Auswahl bieten, weil er den Kundenkreis nicht hat. Wenn ich so einen Laden in Nürnberg aufmachen würde, dann hätte ich vielleicht 100 Kunden, die in Frage kommen würden, während ich im Netz europaweit von etwa 800.000 potenziellen Kunden ausgehen kann. Und diese Kunden schauen dann auch gezielt online: Was gibt es für Herren an Reitsportbekleidung? Dazu kommen alle anderen Vorteile, die Online-Handel bietet: Die Ladenöffnungszeiten passen oft nicht, am Wochenende ist man lieber beim Pferd als in einem Laden. Beim Bestellen hat man die Zeit, es anzuprobieren, zeigt es eventuell der Partnerin und sieht, ob es passt oder nicht. Ich denke, es gibt viele Vorteile, die man gegenüber dem stationären Handel ausbauen kann.

NZ: Im Netz versuchen viele ihr Glück und scheitern. Was machen Sie anders, damit das nicht passiert?

Bavand: Ich arbeite seit über einem Jahr an diesem Businessplan, habe alles an Daten, was ich finden konnte, zusammengestellt und ausgewertet. Ursprünglich hatte ich es als Hobbyprojekt gestartet, das ich nebenbei machen wollte. Ich arbeite seit 13 Jahren in der Modebranche in Führungspositionen als Vertriebsleiter, im Produktmanagement und in diversen anderen Managementpositionen, alle diese Erfahrungen fließen mit ein. Die Reiterwelt ist noch mal eine andere, aber die Grundprinzipien des gehobenen Handels bleiben die gleichen. Ich hatte immer das Ziel, mich selbstständig zu machen und habe auch aus diesem Grund BWL studiert. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich zehn Jahre Seefahrt studiert habe und auf einem Ozeandampfer war und jetzt in einem selbst geschnitzten Einbaum durch Flussschnellen paddele, aber genau das macht mir Freude!

NZ: Haben Sie Mitarbeiter?

Bavand: Ich bin erst mal allein. Klar wäre es eine Option gewesen, eine halbe Million Euro Kredit zu organisieren, Fördermittel zu generieren und ein Logistikzentrum mit 20 Mitarbeitern zu eröffnen. Meine Philosophie ist aber eher organisches Wachstum, kleine Schritte und dabei lernen. Ich will selber wissen, was es bedeutet, ein Paket zu packen. Ich habe auch da meine Ansprüche, ich möchte es nicht irgendwie zusammengeworfen verschicken, die Ware wird in Seidenpapier eingeschlagen. Wenn es gut läuft, dann packe ich eben bis morgens um 4 Uhr Pakete! Aber da freue ich mich drauf, es ist ein Abenteuer und gehört dazu.

NZ: Mit wie viel Anlaufzeit rechnen Sie?

Bavand: Man geht klassischerweise von zwei bis drei Jahren aus, bis es läuft. Bisher ist es mein reines privates Investment, allein die Ware bindet viel Geld. Aber es ist hochwertige Ware, die ihren Wert nicht so schnell verliert wie sonst in der Fashion-Branche. Dieser Gedanke der Nachhaltigkeit entspricht meiner Philosophie, und wenn eine Pferdebürste mehr als 20 Jahre hält, dann ist das nachhaltig!

Mehr Informationen finden Sie unter: http://gallant-horseman.com.
 

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