Nichts Menschliches war ihnen fremd

2.12.2014, 20:56 Uhr
Nichts Menschliches war ihnen fremd

© Matejka

Jules Stauber (1920–2008) war Cartoonist mit Leib und Seele. Seine Cartoons wurden in den Nürnberger Nachrichten und in der Nürnberger Zeitung veröffentlicht, aber auch in der Süddeutschen Zeitung und in der Satire-Zeitschrift Nebelspalter. Große Verlage veröffentlichten seine Blätter als aufwändige Bildbände.

Mit dem Holzhammer-Witz der meisten anglo-amerikanischen Comics hatte sein Wirken jedoch nichts gemeinsam. Staubers Zeichnungen und Grafiken glänzten stets durch eine betont sparsame, sensible Strich-Technik und durch subtilen Humor.

„Humor ist wie ein schwer aufzufindendes Reich“, hat der Kunsthistoriker Karl Heinz Schreyl geschrieben: „Selten gelangen Suchende in dieses Reich, und nur wenige erhalten Heimatrecht. Jules Stauber gehört zu ihnen!“

Nichts Menschliches war ihnen fremd

© Galerie Atzenhofer

Die jetzt bei Atzenhofer ausgestellten Bilder belegen es erneut höchst eindrucksvoll. Das gilt besonders für Staubers im besten Sinne lustvolle, unverkrampft heitere Beschäftigung mit dem Thema Erotik. Der Künstler verwandelt alle möglichen und unmöglichen Dinge wie Scheren, Schuhe, Streichinstrumente oder auch antike Säulen in elegante Symbole des Geschlechtlichen.

Nichts Menschliches war ihnen fremd

© privat

Im Jahr 1955 heirateten der aus der Schweiz stammende Jules Stauber und die 1925 geborene Nürnberger Malerin und Grafikerin Christa Kunze. Bis in die 1980er Jahre war die persönlich überaus charmante, aber auch bescheiden-zurückhaltende Christa Stauber dann nur noch gelegentlich mit ihren Hinterglasbildern und Stoff-Collagen in regionalen Ausstellungen vertreten. Was beim Betrachten der aktuellen Ausstellung erstaunt. Denn offenbar war die Künstlerin in all den Jahren ununterbrochen sehr kreativ und sehr produktiv tätig.

Heitere Gelassenheit

Umso erfreulicher, dass nun bei Atzenhofer ein Teil von Christa Staubers Lebenswerk zeitweilig für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die präsentierten (durchweg farbenfrohen) Malereien und Klebe-Bilder demonstrieren heitere Gelassenheit, eine Weltsicht, die sich bewusst mit dem formal und thematisch Naheliegenden begnügt.

Die Künstlerin verfügt über eine Fantasie, die nicht ins Abseitige führt, sondern das Alltägliche verändert und verschönt. Fast kindlich vereinfachte Darstellungen von Menschen, Tieren und Pflanzen, dazu Fahrzeuge, Schiffe sowie Landschafts- und Gebäude-Fragmente ergeben bezaubernde Mosaike, anrührende Bild-Konstruktionen eines erträumten anderen, unkomplizierteren Seins.

Die Ausstellungsmacher der Galerie Atzenhofer haben ihrer Schau den Titel „Zusammenspiel“ gegeben. Gemeint ist damit die unbeirrbar verständnis- und liebevolle Thematisierung des Menschlichen und sogar des manchmal Allzumenschlichen, welche die Arbeiten von Christa und Jules Stauber verbindet.

Galerie Atzenhofer, Maxplatz 46a: „Christa und Jules Stauber – Zusammenspiel“. Bis 10. Januar, Do.–So. 13–18 Uhr.

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