Nürnberg greift nach den Sternen

26.10.2007, 00:00 Uhr
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© Siebert

Dazu gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die schlechte: Das Original ist in der Norishalle nicht zu sehen. «Das Museum Halle würde die Himmelsscheibe wohl nur an ein großes Museum verleihen, gegen eine Versicherungssumme im Millionenbereich», sagt Christine Bockisch-Bräuer von der NHG. Polizeischutz für die Scheibe wäre vielleicht auch nötig. Doch nun die gute Nachricht: Der Besuch der Wanderausstellung aus Halle lohnt sich trotzdem. «Wir haben extra auf das Original verzichtet, dafür darf man bei uns die Reproduktion auch anfassen», scherzen die Veranstalter der NHG.

Kalender und Kultobjekt

Im Foyer der Norishalle ist eine Nachbildung ausgestellt - sie zeigt die Scheibe in dem Zustand, wie sie von den illegalen Sondengängern aufgespürt wurde. Sogar mit Staub und Lehm ist sie bedeckt, daher die vornehme Blässe der bunten Himmelsscheibe. Neben vielen interessanten Schaukästen, Tafeln und Filmen sind im ersten Stock noch Reproduktionen zu sehen, die die verschiedenen Phasen der 3600 Jahre alten Scheibe zeigen. Denn sie wurde im Laufe der Zeit mehrfach verändert.

Schön sieht sie aus - aber wozu war die Bronzeplatte mit ihren Goldapplikationen eigentlich gut? In der ursprünglichen Fassung ist die Scheibe mit einem Vollmond, einem Sichelmond und Sternen bestückt. Eine Konzentration von sieben Sternen in der oberen Hälfte bildet das Sternbild der Plejaden. Deren letzte Sichtbarkeit am westlichen Abendhimmel im März und ihr Wiedererscheinen am Morgenhimmel im Oktober fielen mit Aussaat und Ernte zusammen. Damit könnte die Himmelsscheibe als Erinnerungshilfe und für die Bestimmung des bäuerlichen Jahres gedient haben. Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere Interpretationen. Gesichert ist, dass in der zweiten Phase der Bearbeitung zwei sogenannte Horizontbögen am Rande hinzugekommen sind.

Diese Bögen nehmen Bezug auf die Daten der Sommer- und Wintersonnenwende. Wurde die Scheibe auf dem Mittelberg bei Nebra richtig positioniert und mit ihr der Sonnenuntergang am etwa 80 Kilometer entfernten Brocken angepeilt, so konnte sie als Kalender zur Verfolgung des Sonnenjahres genutzt werden. Ob die Scheibe aber tatsächlich als Instrument genutzt wurde oder lediglich das Wissen über diese Bestimmungsmöglichkeiten darstellt, lässt sich nicht klären.

Klar zuordnen kann man hingegen die nächste Ergänzung auf der Himmelsscheibe: Am unteren Rand wurde ein Schiff hinzugefügt, das einen eindeutigen Bezug zur Sonne hat. Solche Sonnenbarken kennt man auch von ägyptischen Abbildungen. Die Darstellung als Schiff könnte die allnächtliche Überfahrt der Sonne von West nach Ost symbolisieren. Das Sonnenschiff auf der Nebra-Scheibe deutet jedenfalls darauf hin, dass sie auch für religiöse oder kultische Zwecke genutzt wurde. Schließlich waren Religion und Astronomie einst eng miteinander verbunden.

Ausstellung «Ein Himmel auf Erden» in der Norishalle, Marientorgraben 8. Öffnungszeiten: Mo. und Fr. 10-21 Uhr, Di. bis Do. 10-17 Uhr, Sa. 13-17 Uhr und So. 10-17 Uhr; bis zum 17. Februar 2008. Eröffnung der Ausstellung am So., 28. Oktober 2007, um 11 Uhr, mit Vorträgen u.a. zur kriminellen Fundgeschichte.

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