Notstand in Nürnberg: Kitas finden keine Erzieher

28.3.2017, 05:54 Uhr
Auf dem Arbeitsmarkt sind Erzieher, aber auch Kinderpfleger, Mangelware. (Symbolbild)

© dpa Auf dem Arbeitsmarkt sind Erzieher, aber auch Kinderpfleger, Mangelware. (Symbolbild)

In Muggenhof konnte eine Krippengruppe erst mit wochenlanger Verzögerung starten. Der Fall sei aber eine Ausnahme, sagt Georg Reif vom Nürnberger Jugendamt. Aktuell komme man mit dem Personal in den 141 städtischen Kindertagesstätten mit 8535 Plätzen "gerade so raus". 2015 sei es enger gewesen. "Es ist aber jedes Jahr eine Herausforderung, für alle Stellen in den Kitas Personal zu finden."

In den städtischen Kindertagesstätten arbeiten 812 Erzieher und 212 Kinderpfleger. Damit seien zwar alle Stellen besetzt, sagt Reif. Doch wenn Erzieherinnen schwanger werden, muss rasch Ersatz her. Den zu finden, werde immer mühsamer. Er plane eine neue Werbekampagne in Zeitungen, im Radio, in sozialen Netzwerken, um Fachkräfte zu gewinnen.

Auf dem Arbeitsmarkt sind Erzieher, aber auch Kinderpfleger, Mangelware. Seit 2013 gilt der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz, die Städte drückten aufs Ausbautempo. Doch die Fachakademien kamen mit der Ausbildung nicht hinterher. Dass diese fünf Jahre dauert, macht es nicht leichter. Man habe den Mangel wie bei den Pflegeberufen kommen sehen, sagt Brigitte Lischka, Kreisgeschäftsführerin des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Ein Problem sei auch die Bezahlung. Berufseinsteiger verdienen rund 2600 Euro brutto. Das müsse mehr werden, "wir sind mit der Gewerkschaft an dem Thema dran".

Derzeit dauere es vier bis acht Wochen oder auch schon mal drei Monate, bis eine freie Stelle besetzt ist, sagt Ulrike Sing. Sie leitet die 13 Kitas des BRK in Nürnberg. Zum Glück sei man ein großer Träger und könne in der Not Personal zwischen Einrichtungen verschieben. "Wir haben aber immer mal wieder kurze Phasen, in denen wir keine Kinder mehr aufnehmen können."

Konkurrenz um die wenigen Erzieher

In Nürnberg sind 343 Kitas mit 18581 Plätzen in freier Trägerschaft. Egal ob BRK, Paritätischer Wohlfahrtsverband oder Arbeiter-Wohlfahrt: Sie alle konkurrieren um die wenigen Erzieher auf Jobsuche. Der Wettbewerb sei hart, sagt Hanne Höfig vom kirchlichen Träger Ekin GmbH, der in Nürnberg 21 Kitas betreibt. Eine Stelle wieder zu besetzen, dauere im Schnitt einen Monat. Höfig ist aber dagegen, bei Eltern unnötige Ängste zu schüren. "Wir dürfen in Nürnberg nicht zulassen, dass wie in München Gruppen geschlossen werden, dafür sind die Wartelisten zu lang."

"Wir haben uns schon vor acht Jahren intensiv Gedanken über Personalmanagement gemacht, um keine Probleme zu bekommen", sagt Raymond Walke, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Paritätischen Kindertagesbetreuung GmbH Nordbayern. Mitarbeiter sollen wohlfühlen, Führungskräfte wurden dahingehend geschult.

"Wir bilden auch selber viel aus." Derzeit sind bei der Paritätischen zwölf angehende Erzieher im fünften Ausbildungsjahr, dem Berufspraktikum. "Für das nächste Jahr haben wir schon fast alle dieser Stellen besetzt."

Dass in Erlangen Berufspraktikumsplätze aktuell nicht besetzt werden können, nimmt Walke zur Kenntnis. Gefragt sei der Erzieherberuf nämlich durchaus. Die Paritätische beteiligt sich mit der Stadt an der verkürzten Erzieherausbildung "OptiPrax". Abgänger mit mittlerer Reife oder einer Berufsausbildung können in vier Jahren Erzieher werden. "Wir bieten sechs Plätze an und hatten 120 Bewerbungen", sagt Walke.

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