NRW-Pleite erschüttert auch die Nürnberger SPD

16.5.2017, 05:25 Uhr
Nürnbergs SPD-Chef Thorsten Brehm ist konsterniert.

© Günter Distler Nürnbergs SPD-Chef Thorsten Brehm ist konsterniert.

"Es ist extrem bitter", sagt Prölß-Kammerer, Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion. "Das ist ein herber Dämpfer", pflichtet der örtliche Parteichef Brehm bei. Vor einigen Wochen hatte er die Niederlage der SPD im Saarland noch relativiert, handle es sich dort doch "um eine bessere Oberbürgermeisterwahl"; die Schlappe in NRW habe ein ganz anderes Ausmaß, räumt Brehm nun ein. "Das ist ein Bundesland mit einer besonderen Strahlkraft. Es muss immer unser Anspruch sein, dort stärkste Kraft zu sein."

Burkert gibt den Grünen die Schuld

Der Nürnberger Bundestagsabgeordnete Burkert war wegen verschiedener politischer Termine am Freitag noch in NRW und spürte schon, dass es schiefgehen könnte für die Genossen. Sowohl Brehm als auch Burkert und Prölß-Kammerer glauben, dass Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zu lange an Innenminister Ralf Jäger festgehalten hat. "Es wäre konsequent gewesen, die Reißleine zu ziehen", meint Brehm. Burkert, der in der von den Grünen verantworteten Bildungspolitik eine weitere Ursache für die Schlappe sieht, rechnet es Kraft hoch an, dass sie sofort von ihren Ämtern zurücktrat.

Von Torsten Albig, lässt er durchblicken, hätte er sich eine ähnlichen Schritt erwartet. Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein hatte eine Woche zuvor ebenfalls verloren. "Das war hausgemacht", so Burkert – mit seinem fatalen Bunte-Interview habe Albig den Sieg gleichsam hergeschenkt. Der Regierungschef hatte sich durch als abfällig empfundene Äußerungen über seine Noch-Ehefrau viele Sympathien verscherzt. Brehm berichtet, dass die Einlassungen Albigs auch in der SPD für Ratlosigkeit gesorgt hätten.

"Von Schulz muss jetzt mehr kommen"

Trotz dieser Wahlpleiten widersprechen die Nürnberger Genossen energisch der These, dass deswegen die Bundestagswahl schon gelaufen sei. "In der Politik ist alles sehr schnelllebig geworden", sagt Brehm. "Wir werden jetzt nicht aufgeben, wir können das schon noch drehen", meint Prölß-Kammerer. "Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen", sagt Burkert und erinnert daran, dass die SPD bundespolitisch immer noch deutlich besser dastehe als vor der Nominierung von Martin Schulz als Kanzlerkandidat. Der Vorsitzende der bayerischen SPD-Landesgruppe im Bundestag verspricht, dass die Genossen im Wahlkampf "Feuer und Flamme" sein werden.

"Von Schulz muss jetzt mehr kommen als nur das Thema Gerechtigkeit", sagt Prölß-Kammerer. "Aber das wird er hinkriegen." Die eigenen Reihen ermahnt sie zur Disziplin. "Wichtig ist jetzt vor allem, dass wir geschlossen bleiben und es nicht zu Grabenkämpfen kommt."

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