Nürnberg: DB-Museum gewährt exklusiven Einblick in Bunker

19.11.2017, 08:45 Uhr
In den Zimmern stehen Telefone mit Wählscheibe, an den Wänden hängen alte Karten mit Streckennetzen. So sieht es im alten Bahn-Bunker heute aus.

© Michael Matejka In den Zimmern stehen Telefone mit Wählscheibe, an den Wänden hängen alte Karten mit Streckennetzen. So sieht es im alten Bahn-Bunker heute aus.

Einige Treppenstufen hinab und durch die Werkstatt des Museums hindurch, dann stehen die Besucher vor einer großen Stahltür. Der Eingangsbereich des Bunkers ist gewinkelt gebaut, sagt Rainer Kadner vom Förderverein Nürnberger Felsengänge. "So wäre er vor Druckwellen besser geschützt gewesen." Der Verein bietet in Kooperation mit dem DB-Museum an diesem Wochenende Führungen durch den Bunker an.

Errichtet hat ihn die Reichsbahn bereits 1938 als "Befehlsstelle-Nürnberg". Von hier aus koordinierten Mitarbeiter während des Zweiten Weltkriegs den gesamten Eisenbahnverkehr der Region. In den 1970er Jahren ist der Bunker, der zu großen Teilen unter dem Hof des DB-Museums liegt, mehrmals aus- und umgebaut worden, um für einen möglichen Atomkrieg gerüstet zu sein.

Die 28 eher kleinen Räume tief unter der Erdoberfläche boten Platz für 99 Menschen – vorwiegend Bahnmitarbeiter, erzählt Kadner. Im Zweischichtbetrieb hätten sie vom Bunker aus Gleise, Brücken, Zugläufe und Fahrpläne kontrollieren und Einsatzteams an Unfallstellen schicken sollen. Bis in die späten 80er haben Mitarbeiter der Bundesbahndirektion hier regelmäßig für den Ernstfall "Dritter Weltkrieg" Übungen absolviert.

Letztes TÜV-Siegel aus dem Jahr 1980

In den Zimmern stehen Telefone mit Wählscheibe, an den Wänden hängen alte Karten mit Streckennetzen und entlang der labyrinthischen Gänge ziehen sich fluoreszierende Farbanstriche. Im Ruheraum stapeln sich die Stockbetten bis fast unter die Decke.

Wasser, Essen, Frischluft und Diesel für den Stromgenerator hätten für genau 14 Tage ausgereicht. "Die Menschen sind davon ausgegangen, dass die Strahlung nach zwei Wochen nicht mehr so schlimm sei", berichtet Kadner. "Das war schon sehr naiv – damals aber absolut normal." In der sogenannten Dekontaminationsdusche hätten sich Mechaniker, die an den Dieselmotoren außerhalb des Bunkers arbeiten mussten, mit einer Handbrause und einer Wurzelbürste die atomare Strahlung abwaschen müssen.

Noch lange seien die Maschinen im Bunker gewartet worden, sagt Kadner. Das letzte TÜV-Siegel an dem Kohlefilter zur Luftaufbereitung ist von 1980. "Man hat den Kalten Krieg in den Hinterstübchen lange aufrechterhalten."

Die Führungen am Samstag sind schon alle ausgebucht. Am Sonntag gibt es aber noch einige Restplätze. Eine Anmeldung ist über das Servicecenter im DB-Museum möglich. Der Rundgänge starten von 11 bis 17 Uhr alle 30 Minuten.

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