Nürnberg entdecken: Stadt(ver)führungen am Wochenende

24.9.2016, 09:17 Uhr
Bei den Stadtverführungen kann man auch das "Mechanische Theater" unter die Lupe nehmen.

© Fotos: Clemens Helldörfer Bei den Stadtverführungen kann man auch das "Mechanische Theater" unter die Lupe nehmen.

"Jeder kann hier schalten und walten, wie er will - solange er seinen Nachbarn damit nicht ins Gehege kommt", erklärt Andreas Lanzendörfer der Besuchergruppe das Prinzip der Selbsterntegärten in der Bielefelder Straße. Einige Vorgaben gibt es trotzdem - so etwa die, sich an den Richtlinien des biologischen Anbaus zu orientieren. "Bisher hat sich auch jeder daran gehalten", so Lanzendörfer - "wir vertrauen hier unseren Leuten."

Statt zum Gemüseregal im Supermarkt sollten die Nürnberger lieber zur eigenen Gemüse-Parzelle gehen, findet Andreas Lan­zendörfer (r.) vom Verein "Dein Gemüse – Selbsterntegärten e. V".

Statt zum Gemüseregal im Supermarkt sollten die Nürnberger lieber zur eigenen Gemüse-Parzelle gehen, findet Andreas Lan­zendörfer (r.) vom Verein "Dein Gemüse – Selbsterntegärten e. V".

Wer eine der Parzellen übernimmt, erhält von dem Verein ein "Jungpflanzen-Paket", um das er sich dann bis zur Ernte kümmern soll. "Wir nennen uns Bio-Metropole - da sollte eigentlich jeder Bürger Zugang zum eigenen Gemüse haben", fasst Lanzendörfer die Grundidee der Saisongärten zusammen. Auf den Parzellen ist natürlich auch noch Platz für eigene Anbau-Ideen, das Saatgut dafür muss dann aber in Eigenregie besorgt werden. Damit die Pflanzen auch gut bestäubt werden, kümmert sich der Verein "Dein Gemüse - Selbsterntegärten e. V." auch um seine eigenen Bienenvölker und bietet sogar Imkerkurse an. Der Erfolg gibt ihm recht: In diesem Jahr waren sie komplett ausgebucht, für 2017 sind nach Erweiterung der Anbauflächen wieder Parzellen frei.

Wohl niemand, der am Nordturm der Lorenzkirche vorbeikommt, wird die unscheinbare Eisentür zwischen dem Teufelsbrunnen und dem "Kreuzweg" von Karl Prantl bemerken. Dabei verbindet sich mit diesem Eingang eine herrlich verschrobene Geschichte, in der es um die Frage ging, ob die Kirche oder die Stadt im 19. Jahrhundert mehr Einfluss hatte, als es um das Zugangsrecht zum Turm ging.

Auf jeden Fall, so berichtet Kirchenführer Erich Landsleitner, waren sich damals die städtischen Türmer und die kirchlichen Mesner absolut nicht grün: Die einen klagten, dass ihnen immer wieder der Zugang zu ihren Ausguckplätzen auf dem Turm verwehrt würde, die anderen hielten dagegen, dass sich die Türmer nie an die vereinbarten Zeiten halten würden. Nach langem Hickhack wurde es der Stadt dann zu bunt, und man entschloss sich zu einer radikalen Lösung: In den Turm wurde einfach eine neue Öffnung geschlagen, so dass die Türmer nun endlich über einen eigenen Zugang verfügten. Laut Landsleitner wurde vereinbart, dass dieses Schlupfloch nach einer endgültigen Beendung der Streitfrage wieder verschwinden sollte, doch daraus wurde offenbar nichts, wie man aus dem immer noch existierenden Türchen sehen kann.

Über den Umstand, dass die Stadtverführungen nach wie vor sehr populär sind und immer mehr junges Publikum anziehen, freute sich gestern bei der Eröffnung Andreas Radlmaier vom städtischen Projektbüro: "Die Menschen entdecken wieder die Lust auf Nähe und sind neugierig auf ihre Nachbarschaft."

Die als Eintrittskarten geltenden Stadtverführungstürmchen sind am Veranstaltungswochenende in Nürnberg für neun Euro im Infozelt am Sebalder Platz (Sa.: 9.30-21 Uhr, So.: 9.30-19 Uhr geöffnet) und in Fürth in der Tourist-Information am Bahnhofsplatz 2 erhältlich. Infos über das Programm sind unter www.stadtverfuehrungen.nuernberg.de zu finden.

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