Nürnberg freut sich über Rekordhoch bei Gewerbesteuer
17.1.2017, 07:59 UhrDer Finanzreferent erläutert auf NZ-Anfrage, dass der Branchenvergleich für 2016 einen überproportionalen Zuwachs nicht nur im verarbeitenden Gewerbe und der Industrie, sondern auch im Bau- und Grundstückswesen sowie bei den wirtschaftlichen Dienstleistungen ergeben habe. Das für Nürnberg enorm wichtige Banken- und Kreditgewerbe habe zwar nicht zugelegt, "stagniert aber auf hohem Niveau", erläutert Riedel.
Damit leiste es ebenfalls einen ganz maßgeblich Anteil zu dem erfreulichen Resultat. Nach einer Tabelle aus dem Jahr 2014 (aktuellere Daten liegen nicht vor), die sich im städtischen Wirtschaftsbericht 2016 findet, entfallen auf diesen Sektor 34 Prozent des Gewerbesteueraufkommens, das ist mit Abstand der größte Brocken.
Die Gewerbesteuer ist die wichtigste Einnahmequelle der Stadt. Mit den 435,7 Millionen Euro wurde nicht nur ein neuer Rekord erzielt, sondern auch das Ziel des Haushaltsplans, das bei 419,7 Millionen Euro lag, weit übertroffen. "Man ist bei solchen Prognosen natürlich immer lieber etwas vorsichtig. Aber es stimmt schon, der Nürnberger Wirtschaft geht es gut", sagt Michael Fraas (CSU).
Der Wirtschaftsreferent verweist in diesem Kontext auf einige Kennziffern: Was die Arbeitslosigkeit angeht, weist Nürnberg demnach im Vergleich von 20 Großstädten die drittniedrigste Quote hinter München und Stuttgart auf. "Wir haben da Frankfurt überholen können", sagt Fraas. "Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote seit 20 Jahren und im Großstadtvergleich war der Abbau der Arbeitslosigkeit zwischen Dezember 2014 und Dezember 2016 sehr stark." Auch in anderen Statistiken stehe Nürnberg gut da. In einer Tabelle, die das Wirtschaftswachstum von 2009 bis 2014 aufzeigt, liegt Nürnberg im 20er-Großstadtvergleich mit überdurchschnittlichen 20,3 Prozent auf Platz fünf. Spitzenreiter ist Leipzig (33,6), Schlusslicht Bonn (3,3).
Fraas betont zudem die Spitzenposition im Kommunikationssektor, die sich Nürnberg mit München teile: "Manchmal liegen die vorn, manchmal wir.". Dort entstünden auch die meisten neuen Jobs, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen. Doch Fraas verweist auch auf eine andere, vielleicht etwas überraschende Statistik: "Im verarbeitenden Gewerbe sind wir im Großstadtvergleich immer noch auf Rang fünf, sogar knapp vor Stuttgart." Dabei hätten es die Bürger nach dem Ende vieler Traditionsunternehmen gar nicht auf dem Schirm, dass Nürnberg als Produktionsstandort durchaus noch von Bedeutung ist.
Überraschungen sind nie ganz auszuschließen
Wie man der nebenstehenden Grafik entnehmen kann, übertrifft das Ergebnis von 2016 nicht nur deutlich den Mittelwert seit 2006 von rund 375 Millionen Euro, sondern vor allem auch die schwächeren Ergebnisse von 2014 und 2015. Eine detailliertere Analyse, wie es zu diesem Erfolg kommen konnte, sei erst in ein oder zwei Jahren möglich, "wenn die endgültigen Veranlagungen beim Finanzamt vorliegen", sagt Kämmerer Riedel. Schon jetzt ließe sich allerdings sagen, dass "wir diesen Zuwachs gegenüber den Vorjahren fast ausschließlich im letzten Quartal erzielt haben", analysiert der Finanzreferent.
In den letzten drei Monaten des Jahres 2016 nahm die Stadt Nürnberg demnach satte 133,8 Millionen Euro ein, während es im bisherigen Rekordjahr 2013 (99,4), 2015 (95,2) und 2016 (97,7) jeweils unter 100 Millionen Euro waren. "Also haben wir 2016 ein Drittel mehr Gewerbesteuer am Ende des Jahres eingenommen als in den drei Vorjahren. Das war so nicht zu erwarten", sagt der Finanzreferent. Eine Ursachenforschung, wieso die Wirtschaft am Jahresende so anzog, falle schwer, räumt Riedel ein. "Die Gewerbesteuer ist zum Teil auch immer eine Black Box." Positive und negative Überraschungen seien nie ganz ausgeschlossen.
Deswegen werde ein Teil der Mehrerträge auch zurückgelegt, um die Stadtkasse in schlechteren Zeiten schützen zu können; der Zuwachs resultiere nämlich teilweise auch aus Vorauszahlungen der Unternehmen, die von einer günstigen Wirtschaftserwartung ausgehen - erfülle sich die nicht, könnten die Firmen Gelder wieder zurückfordern, was die Bilanzen der kommenden Jahre trüben würde, erläutert der berufsmäßige Stadtrat.
"Wir wissen eben nie, ob es von Dauer ist", warnt Riedel vor zu großer Euphorie. Und sein Kollege Fraas mahnt an, dass die Stadt weiter hart daran arbeiten müsse, der Wirtschaft gute Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Zum Beispiel über die Sicherung neuer Gewerbeflächen.
Die CSU pocht auf Festlegungen, welche Ersatzflächen für das als Bannwald ausgewiesene Hafenindustriegebiet Süd künftig gewerblich erschlossen werden. Als weitere Schwerpunktthemen seiner Arbeit für 2017 begreift Fraas die Weiterentwicklung des Industriestandorts Nürnberg im Zuge von Industrie 4.0, die Gestaltung des digitalen Wandels sowie die Förderung von Unternehmensgründungen.
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