Nürnberg ist ab sofort Medizin-Studentenstadt

23.8.2014, 05:58 Uhr
Im September fängt das erste Studienjahr im Nordklinikum an (Symbolbild).

© colourbox.de Im September fängt das erste Studienjahr im Nordklinikum an (Symbolbild).

Die ersten 50 Studierenden treffen sich am Montag zu den Einführungswochen. Sie kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Am 15. September fängt dann ihr erstes Studienjahr an: Humanmedizin an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg, Standort Nürnberg - kurz PMU Nürnberg.

Damit macht sich auch in Franken ein Trend bemerkbar, der in der staatlich regulierten Medizinerausbildung in Deutschland gerade viel Staub aufwirbelt. Immer mehr Krankenhäuser bilden mit Hilfe von Partnern aus dem EU-Ausland ihren eigenen Nachwuchs aus. Abiturienten tun sie damit einen Gefallen. Medizin ist anhaltend beliebt, auf einen deutschen Studienplatz kommen fünf Bewerber.

Auch das Nürnberger Klinikum ist die Kooperation mit der PMU eingegangen, um sich mit einer hauseigenen Ärzteausbildung zu profilieren. Zwar kann es seine künftigen Absolventen zu nichts verpflichten, hofft aber, dass einige als Arbeitnehmer hängenbleiben. Noch kann das Großkrankenhaus seine Stellen problemlos besetzen, doch will es sich für prophezeite schwierigere Bewerberlagen rüsten.

13.000 Euro pro Jahr

Für die Uni auf seinem Gelände in St. Johannis hat das Klinikum eine „Medical School GmbH“ als Tochterunternehmen gegründet. Der Salzburger PMU-Rektor Prof. Herbert Resch übt sein Amt auch für Nürnberg aus. Vizerektor ist Prof. Wolfgang Söllner, Chefarzt der Psychosomatik am Klinikum. Die Besonderheiten des Studienangebots haben schon im Vorfeld für Aufmerksamkeit gesorgt. Vor allem die Gebühren: Pro Jahr müssen die Studenten 13.500 Euro bezahlen. Das Studium dauert fünf Jahre, ein Jahr weniger als an deutschen Universitäten, doch der Lehrbetrieb hat kürzere Pausen. Es schließt mit dem österreichischen, in Deutschland anerkannten Titel „Dr. univ. med.“ ab.

Für das kommende Studienjahr in Humanmedizin haben sich an der PMU rund 1000 Interessenten beworben, darunter ein paar Hundert nur für den Standort Nürnberg. Ausgewählt wurden sie nach anspruchsvollen Tests und Einzelgesprächen. Wie in Salzburg sollen die Studenten von Anfang an in die Klinik einbezogen sein; unterrichtet werden sie hauptsächlich von Klinikumsärzten und von Dozenten der Ohm-Hochschule.

Ärzteverbände verteufeln Konzept

Während das Modell den Studienanfängern und auch manch etabliertem Mediziner als plausibel und wohltuend praxisnah erscheint, verteufeln es Wissenschaftsvertreter und Ärzteverbände. Besonders der Medizinische Fakultätentag verunglimpfte die PMU bereits als Leichtgewicht in der Forschung und bei den Theoriegrundlagen. Die Zusammenarbeit mit einer Universitätsklinik sei unverzichtbar.

Wohl auch, weil diese Neugründungen im standesbewussten Medizinbetrieb so argwöhnisch beäugt werden, gibt sich das Klinikum extrem zugeknöpft, was Einzelheiten zum Studienbetrieb betrifft. Im September will es bei einer Pressekonferenz mehr bekanntgeben.

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