Nürnberg: Katholische Kirche will sich neu aufstellen

11.4.2018, 05:32 Uhr
Nürnberg: Katholische Kirche will sich neu aufstellen

© Michael Matejka

Über zwölf Jahre soll der Prozess "Stadtkirche gestalten – Nürnberg 2030" die katholischen Strukturen in der Stadt umbauen. Noch sei nichts beschlossen, betonte Nürnbergs katholischer Stadtdekan Hubertus Förster am Dienstag. Nur das Ziel steht  fest: eine "Kirche für alle" und die Entlastung der Pfarrer.

Das soll durch die Gründung von Kirchenzentren passieren. In fünf solcher Einrichtungen, so die Idee, konzentrieren sich künftig Priester und andere Hauptamtliche. "Hier wird vorgehalten, was die Pfarreien nicht mehr können", sagte Förster: Eucharistiefeiern, Hochzeiten, Taufen, Dienstleistungen. Die 42 Nürnberger Pfarreien sollen aber bestehen bleiben. Sie sollen zu sogenannten Kirchorten unter der Leitung von Ehrenamtlichen werden. Auch ein Kindergarten oder Altenheim könne "Kirchort" sein. Hier soll Gottesdienst und Gemeindeleben stattfinden, weitgehend frei von Verwaltungsarbeit.

Immer weniger Mitarbeiter

Anlass zu der Neuordnung gibt das Erzbistum Bamberg, zu dem zwei Drittel der Nürnberger Gemeinden zählen. Die immer drückendere Personalknappheit zwingt die Diözese, ihre Seelsorgeeinheiten noch größer zu fassen. Weil immer weniger Menschen Priester, Pastoral- oder Gemeindereferent werden wollen, verteilt sich auch im Nürnberger Teil des Erzbistums die Arbeit auf immer weniger Schultern.Bis 2022 kürzt der Stellenplan die Priester von 18 auf 13, das übrige Pastoralpersonal von 13,5 auf 11. Im kommenden Jahrzehnt rechnet die katholische Kirche deutschlandweit mit einer Halbierung ihres Seelsorgepersonals. In den Eichstätter Gemeinden stehen ähnliche Kürzungen bevor.

Dazu kommt die generelle Abkehr von der Institution. Eine Analyse des Nürnberger Statistik-Amts belegte kürzlich die stetige Schrumpfung der christlichen Kirchen zugunsten der konfessionslosen Bevölkerung. Derzeit sind noch 25 Prozent der Nürnberger katholisch, das sind 131.000 Menschen. In den kommenden 15 Jahren ist der Rückgang auf 100.000 zu erwarten.

Reformsuche erschwert

Die Reformsuche der Pfarrer wird allerdings durch eine örtliche Besonderheit erschwert. Sie wollen die Stadt künftig als einen Kirchenraum organisieren, obwohl sich Nürnberg auf zwei Bistümer verteilt. Das Bistum Eichstätt, das den Stadtsüden abdeckt, hat bereits vor einem Jahr seine Pfarreien neu gruppiert. Der Bamberger Erzbischof müsste gemäß den Planungen 2019 erst einmal die Vorschläge genehmigen.

Nicht nur kirchenrechtliche Hürden wären zu überwinden. Auch die Fürsorge für die Ehrenamtlichen sei nicht zu unterschätzen, sagte Heike Sohr, die als Pastoralreferentin in St. Martin den Prozess begleitet. Schon heute könnten Engagierte in den Gemeinden kaum noch mehr ihrer Zeit investieren. Doch gerade in der Großstadt nähmen 80 oder 90 Prozent der Kirchensteuerzahler nicht mehr am kirchlichen Leben teil, schilderte Förster. Viele wollten trotzdem dazugehören, jedoch nicht automatisch in ihrer Stadtteilgemeinde. Es gelte, diesen Kreisen offene Angebote zu machen. Gleichzeitig müssten die Geistlichen vom Anspruch befreit werden, "für alles zuständig sein zu müssen".

Peter Laufkötter, Vorstandsmitglied des Katholikenrats, begrüßte die Reformideen, obwohl er einen "holprigen Start" in den Gremien kritisiert. "Die Zeiten, in denen das Gemeindeleben vom Priester gestaltet wurde, sind endgültig vorbei. Der geweihte Alleinentscheider ist kein zukunftsfähiges Modell." Jetzt komme es darauf an, die Basis in den Gemeinden gut zu informieren. Für den 6. Oktober ist daher ein stadtweiter "Synodaler Tag" für alle Interessierten geplant.

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