Nürnberg: Semesterticket kommt frühestens im Herbst 2015

14.6.2014, 12:36 Uhr
In anderen Städten Standard: das Semesterticket. Nürnberg muss weiter auf eine Lösung für Studenten warten.

© dpa In anderen Städten Standard: das Semesterticket. Nürnberg muss weiter auf eine Lösung für Studenten warten.

Vor 20 Jahren hat Uwe Scheer mit dem Studium begonnen. „Schon damals wurde über das Semesterticket diskutiert“, erinnert er sich. Inzwischen ist Scheer Sprecher des Studentenwerks Erlangen-Nürnberg. Doch das Ticket gibt es noch immer nicht. „Es ist längst überfällig“, sagt auch Studentenwerks-Geschäftsführer Otto de Ponte. „Der VGN muss endlich ein Angebot vorlegen und zwar kein Hinhalteangebot, wie wir das in der Vergangenheit hatten. Wir fordern ein echtes Semesterticket.“

Seit Jahren diskutieren Studierende, das Studentenwerk, der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) und die Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen über ein Semesterticket für die Metropolregion. Noch in diesem Jahr sollen nun endlich die entscheidenden Schritte gemacht werden.

Mobilitätslahmheit bremst die Studenten

Bislang können Studenten Semesterwertmarken kaufen. Sie gelten in der Vorlesungszeit, aber nicht in den Semesterferien. Wer nur in Erlangen fährt, zahlt dafür 104,40 Euro für vier Monate. Wer Vorlesungen in Nürnberg und Erlangen hat, weil er Lehramt oder Wirtschaftsingenieurwesen studiert, zahlt 260,80 Euro. Damit ist das jetzige Angebot des VGN das teuerste für Studenten in ganz Deutschland. „Unsere Hochschulregion kann ihre Vorteile im Städtedreieck nur mit einem attraktiven Semesterticket ausspielen“, sagt de Ponte. „Durch die aktuelle Mobilitätslahmheit der Studierenden geraten wir ins Hintertreffen.“ Alle Verantwortlichen hätten das erkannt, nun müsse der VGN in die Gänge kommen.

Alle warten auf die Ergebnisse einer Fahrgastbefragung, die der Verbund 2012 in Auftrag gegeben hat. Sie soll zeigen, wie Studenten bislang die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und welche Tickets sie dafür kaufen. Erst dann will der VGN das neue Angebot berechnen, denn es soll mindestens so viel Geld einbringen wie bislang. Als erster Termin für die Veröffentlichung der Daten war September 2013 vorgesehen, dann Januar 2014, dann März und nun soll es „Ende Juni, Anfang Juli“ so weit sein.

Bis die ersten Studenten das Semesterticket nutzen können, wird es trotzdem bis zum Wintersemester 2015/2016 dauern. Wenn die Ergebnisse vorliegen, ist noch viel zu tun. Verträge müssen unterschrieben und Satzungen geändert werden. „Wir bereiten die Urabstimmung unter allen
Studierenden vor“, erklärt Johannes Schilling. Der 23-Jährige studiert im siebten Semester Informatik an der Uni Erlangen-Nürnberg und hat die neue Internetseite des Aktionsbündnisses Semesterticket programmiert. Dort kann jeder unter anderem nachlesen, warum ein Ticket, dass von allen mit dem Studentenwerksbeitrag solidarisch bezahlt wird, nicht mehr als 64,32 Euro kosten darf. Das entspricht 1,6 Prozent des Bafög-Höchstsatzes pro Semester und gilt daher als sozialverträglich. Die Aktiven zeigen dort auch, warum sich ein neues Semesterticket sogar für die lohnt, die in Erlangen wohnen und dort studieren.

Das neue Ticket nützt allen etwas

„Wer nur einmal im Monat am Wochenende zu seinen Eltern zum Beispiel nach Bayreuth fährt, zahlt 17,40 Euro“, erklärt Sven Schwarm. „Der Sockelbeitrag würde nur etwa zehn Euro pro Monat kosten.“ Schwarm ist Mitglied im Studierendenparlament der TH Nürnberg. Das Gremium hat in seiner Sitzung am Mittwochabend beschlossen, im November ebenfalls alle Studierenden zum Semesterticket befragen zu wollen. Schilling wird dafür sorgen, dass alle online abstimmen können, so dass möglichst viele mitmachen.

Vorbild ist München. Dort haben sich 58 Prozent aller Studenten an der Umfrage beteiligt, mehr als 80 Prozent stimmten für das Ticket, das der MVV dann im Herbst eingeführt hat. 70 Prozent kauften das Zusatzticket, das der Münchner Verkehrsverbund anbietet, um rund um die Uhr fahren zu dürfen. Es kostet 200 Euro für sechs Monate.

Für 59 Euro ist man nur von 18 Uhr bis 6 Uhr mobil. „Im Moment ist das der einzig mögliche Weg“, sagt Schwarm. „Besser als nichts.“ Der VGN teilte auf Nachfrage mit, dass im Juli eine Abstimmung mit den Verkehrsunternehmen geplant ist. Danach wird kalkuliert.

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