Nürnberg trauert: Alt-OB Peter Schönlein gestorben

1.12.2016, 13:39 Uhr
Von 1987 bis 1996 lang lenkte Peter Schönlein als Oberbürgermeister die Geschicke Nürnbergs.

© Eduard Weigert Von 1987 bis 1996 lang lenkte Peter Schönlein als Oberbürgermeister die Geschicke Nürnbergs.

Er war der Initiator des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises, ohne ihn gäbe es kein Cinecitta, er gab die Impulse für die Nürnberger Kulturmeile und das "Radrennen rund um die Altstadt": Jetzt ist Altoberbürgermeister Peter Schönlein nach schwerer Krankheit mit 77 Jahren gestorben.

Der Sozialdemokrat regierte die Stadt von 1987 bis zu seiner überraschenden Abwahl 1996. Dem gebürtigen Nürnberger und überzeugten Protestanten war es ein Anliegen, die Vergangenheit der Stadt im Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Gleichzeitig wollte er aber ein neues Image prägen: Nürnberg als Stadt der Menschenrechte. Der seit 1995 ausgelobte Preis würdigt engagierte Kämpfer für die Menschenrechte weltweit. 

Auch das Neue Museum ist dank seiner Hartnäckigkeit und Penibilität  entstanden, die seine Gesprächspartner oft Nerven kostete. Schönlein baute die Städtepartnerschaften aus. Ihm war ein Anliegen, Nürnberg internationaler zu machen.

In seine Amtszeit fiel auch die Fertigstellung der Südklinikums, der Bau der Müllverbrennung und der Umbau des Frankenstadions. Die vom rot-grünen Rathausbündnis  angestrebte  Verkehrspolitik verärgerte viele Wähler, denn der öffentliche Nahverkehr sollte deutlichen Vorrang zu Lasten der Autofahrer haben. Auch mit der geplanten Schließung des Sigena-Gymnasiums waren viele Nürnberger nicht einverstanden - ebenso wenig mit dem Bau des Augustinerhofs nach den Plänen des Chicagoer  Architekten Helmut Jahn.

Trotzdem war es eine Überraschung, dass der amtierende Oberbürgermeister 1996  seinem Konkurrenten Ludwig Scholz (CSU) in der Stichwahl unterlegen ist. Schönlein legte daraufhin sein Stadtratsmandat nieder und arbeitete nun als Oberstudiendirektor des  Dürer-Gymnasiums. Nach der Wahlniederlage ließen viele Parteigenossen Schönlein links liegen. Die SPD nutzte seine Erfahrungen und Netzwerke nicht mehr, was den Altoberbürgermeister durchaus schmerzte. 

Das Verhältnis zwischen Partei und Schönlein renkte sich wieder ein: Die Sozialdemokraten feierten ihn bei seinem 75. Geburtstag mit einem großen Fest.  Und der Jubilar äußerte: "Es git keinen Bruch zwischen der SPD und mir. Ich habe keinen Grund, vergrämt zu sein."  In den letzten Jahren hatte sich der gläubige Christ immer wieder  für eine pazifistische Politik stark gemacht.

5 Kommentare