Nürnberger auf der Jagd nach der Riesenwelle

20.9.2014, 05:58 Uhr
Nürnberger auf der Jagd nach der Riesenwelle

© Privat (Sebastian Steudtner)

Unspektakulär sieht das silberne Brett aus - und überraschend kurz. Der blonde junge Mann, der das Surfbrett mit einem smarten Lächeln in die Kameras streckt, ist sogar noch ein Stück kleiner als das Sportgerät. Wenn der junge Mann namens Sebastian Steudtner aber zusammen mit seinem silbergrauen Brett ins Wasser geht, ist er einer der Größten. Steudtner gehört zu den weltbesten Surfern.

Und er surft inzwischen nur noch mit den Großen - den großen Wellen. Steudtner, der seine Heimat Nürnberg noch als Teenager verlässt und nach Hawaii zieht, ist heute Big- Wave-Surfer. Das heißt: Er stürzt sich mit seinem Brett in die Wellen, die über 20 Meter hoch sind.

"Oscar-Gewinner"

Aber nicht die Höhe allein lässt so manchen den Atem anhalten. "Solche Wellen haben eine Kraft von 500 000 Tonnen und sind bis zu 70 Stundenkilometer schnell", sagt der 29-Jährige - und lächelt. Nein, Angst hat er keine. Man müsse Respekt vor den Gewalten haben, ja. Aber er vertraut auf seine Fähigkeiten, seinen Willen, seine Leidenschaft - und auf sein Team.

So war er schon einmal erfolgreich. 2009 surft er eine 22 Meter hohe Wasserwand, erhält dafür den "Global Big Wave Award", den Surf-Oscar. Ein Jahr später aber setzt ein Hawaiianer neue Maßstäbe, holt sich in einer fast 24 Meter hohen Welle den Weltrekord. Und das in Nazare in Portugal, also in Europa.

Das lockt auch den Wahl-Hawaiianer zurück in die Heimat, zurück auch nach Nürnberg. "Dass es in Europa solche Wellen gibt, hatte die Szene früher nicht auf dem Schirm. Aber es gibt riesige Wellen." In Portugal will Sebastian Steudtner eine solche surfen, den Rekord brechen. Dafür trainiert er hart, abseits des Wassers - bei Boxen, Radfahren, Joggen, Koordinationstraining -, auf dem Wasser.

Apnoe-Tauchen als Training

Der Nürnberger macht sich mit seinem Brett auf die Suche nach dem größten "Brecher" der Welt.

Der Nürnberger macht sich mit seinem Brett auf die Suche nach dem größten "Brecher" der Welt. © Privat

Und auch im Wasser. „Ich mache Apnoe-Tauchen." Bis zu sechs Minuten kann Steudtner die Luft anhalten. Wenn die Riesenwelle über ihm einstürzt, hilft ihm das freilich nur bedingt. „Dann ist der Puls auf 180, da halte ich vielleicht eineinhalb Minuten durch“, sagt Steudtner. Aber in solchen Fällen hat er Vertrauen „in diese zwei“, sagt er und zeigt auf zwei Jet-Skier. Auf denen sitzen dann Surfer, die Steudtner in die Welle bringen - oder aus dem Wasser fischen. Mit seinem Team ist Steudtner heute bereits in Portugal und bereitet sich auf die Wellen vor, die sich 500 Meter vor der Küste Nazares türmen und 300 bis 400 Meter breit sind. Mit bis zu 80 Stundenkilometern jagt er dort hindurch - und mit dem Nürnberger auch ein Stück Heimat.

Auf seinem schlichten silbernen Brett sind die Namen seiner Unterstützer aufgemalt, die er in der Region gesammelt hat und noch sammelt. Die Idee #wirmachenwelle stammt von Michael Leibrecht. „Wir haben uns gedacht, wir alle, also ganz Nürnberg, begleiten Sebastian auf seinem Ritt auf der größten Welle der Welt“, sagt der Chef der Agentur „machen.de“. Auf diese Weise finanziert der 29 Jahre alte Steudtner auch seinen Rekordversuch. Wer 100 Euro (Firmen; Privatpersonen 50 Euro) zahlt, wird auf seinem Brett verewigt. Und surft mit.

Crowdfunding nennt sich das neudeutsch. Für Sebastian Steudtner, der als Junge auf dem Altmühlsee und dem Rothsee das Windsurfen gelernt hat, hat die Aktion auch mit Heimatverbundenheit zu tun. "In Hawaii steht bei solchen Aktionen immer die ganze Familie hinter einem." Das wünscht er sich auch. Jetzt, wo er wieder häufiger zu Hause ist.

Und im Gegenzug gibt der große Surfer eine große Party im nächsten Jahr. Und will: den Weltrekord feiern.

Infos unter www.startnext.de/wirmachenwelle

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