Nürnberger Bastler retten defekte Geräte

1.9.2014, 08:30 Uhr
Reparieren statt wegschmeissen, unter diesem Motto kann man sein kaputten Sachen unter fachlicher Anleitung im FabLab in Nürnberg selbst reparieren.

© Stefan Hippel Reparieren statt wegschmeissen, unter diesem Motto kann man sein kaputten Sachen unter fachlicher Anleitung im FabLab in Nürnberg selbst reparieren.

Der Staubsauger zickt, der Plattenspieler gibt keinen Mucks mehr von sich, der Kopfhörer ist zerbrochen. Viele Menschen würden das „olle Ding“ nun in den Müll werfen und ein neues Gerät anschaffen. Nicht so die Bastler vom Nürnberger „Repair Café“. Alle zwei Monate helfen sie gegen eine Spende, Dinge, die nicht mehr so wollen, wie sie sollen, wieder auf Vordermann zu bringen. Im Kampf gegen die Wegwerfgesellschaft kann hierhin jeder kommen, der Spaß an Technik, am Tüfteln und Basteln hat. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Ursula Schubert etwa sitzt mit großen Augen vor dem Innenleben ihres Plattenspielers. Ein Bekannter habe ihr geraten, „das Ding wegzuschmeißen“, erzählt die 51-Jährige. Aber: „Ich bin kein Wegschmeißer, und heutzutage schmeißen die Leute ohnehin viel zu viel fort. Ich denke, wir sollten davon endlich wegkommen.“ Im Jahr 2012 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland 623 000 Tonnen Elektroaltgeräte entsorgt. Viele davon waren vermutlich nicht einmal kaputt. Auch die 47-jährige Sozialpädagogin Elke Lindemayer ist an diesem Tag ins „Repair Café“ gekommen. Sie sagt: „Immerzu neue Sachen zu kaufen, sehe ich nicht ein.“

Klaus Loy ist nun schon seit geraumer Zeit tief in die Eingeweide von Ursula Schuberts Plattenspieler vertieft. Der 53-jährige ist Elektroingenieur und Mitglied des Vereins „Fablab“, der das „Repair Café“ organisiert. Loy sagt: „Wenn man schon reparieren kann, dann sollte man sein Können auch anderen zur Verfügung stellen.“

Auf 200 Quadratmetern gibt es im „Fablab“ verschiedene Bereiche mit speziellen und auch ganz normalen Werkzeugen und Maschinen – von der Dreh-, Näh- und Stickmaschine bis zum 3D-Drucker und der CNC-Fräse. Seit gut einem Jahr gibt es das Nürnberger „Repair Café“ – eins von knapp 120 in Deutschland und mehr als 400 weltweit. Es gibt zudem zahlreiche ähnliche Konzepte mit anderem Namen.

Wer ins „Repair Café“ kommt, muss sich ein wenig für die Reparatur interessieren. „Man muss schon den Willen haben, das Gerät zu verstehen und sich damit zu beschäftigen“, sagt Johannes Rieger, der die Hilfesuchenden in Empfang nimmt und auf die etwa 15 Helfer verteilt. Den Staubsauger einfach abgeben und sich verdrücken, geht nicht. Das will an diesem Tag aber auch keiner der gut 30 Anwesenden.

Elke Lindemayer hilft gerade Rentner Helmut Hädrich, der versucht, einen gebrochenen Kopfhörer zu kitten. Der ehemalige Elektroingenieur sagt, er habe sein handwerkliches Interesse daraus entwickelt, dass er „Schwabe ist und arm war“. „Wenn ich etwas haben wollte, musste ich versuchen, mir das selber zu bauen.“ Zum fünften Mal stellt Hädrich sein Bastler-Können schon zur Verfügung. Sein Hauptantrieb seien dabei die sozialen Kontakte.

Alle hier wollen die alten Geräte nicht aufgeben, ohne es wenigstens versucht zu haben. Festplatten werden gelötet, Kaffeemaschinen und Staubsauger zerlegt. Man müsse sich nur „rantrauen, die Hemmschwelle überwinden“, sagt Michael Mosburger, „FabLab“-Mitglied und Hauptverantwortlicher für die Infrastruktur. „Technik ist kein Hexenwerk“, sagt der 27-Jährige. Medien und Werbung suggerierten den Menschen jedoch: „Du kannst das nicht, du musst das neu kaufen.“ Dabei sei es, „etwas wieder in Gang zu bringen, ein psychologisch ziemlich gutes Gefühl“.

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