31-Jähriger erhielt bittere Quittung für Zivilcourage

24.11.2014, 06:00 Uhr
„Ich schlag’ Dich tot“: Martin R. erhielt eine bittere Quittung für Zivilcourage. (Symbolbild)

© Colourbox.de „Ich schlag’ Dich tot“: Martin R. erhielt eine bittere Quittung für Zivilcourage. (Symbolbild)

Die klaffende Platzwunde am Kopf ist mittlerweile verheilt. Von Rs. anderen Verletzungen kann man das nicht behaupten. Der 31-Jährige reicht einem die linke Hand zur Begrüßung, dann stützt er mit ihr sofort wieder seine rechte Schulter ab. Er bewegt sich behutsam, er ist erst vor rund zehn Tagen operiert worden. R. deutet auf eine Röntgenaufnahme, dicke Metallklammern umfassen sein Schlüsselbein.

Es sind die Folgen eines brutalen Übergriffs vom 10. November. Martin R. beobachtete an diesem Tag einen Diebstahl. Er hat die Diebe auffliegen lassen - und bitter dafür bezahlt.

31-Jähriger erhielt bittere Quittung für Zivilcourage

© Foto: privat

Der 31-Jährige hat polnische Wurzeln. Polnisch beherrscht er deshalb aus dem Effeff. Deshalb konnte er die Unterhaltung verstehen, die eine Gruppe von Männern führte, die wie er in der Königstraße unterwegs war. Hier sei es ganz einfach zu klauen, sagte einer. Und wie zum Beweis steckte die Gruppe mehrere Flaschen mit Saucen ein, die auf den Außentischen eines Burgerlokals standen.Martin R. bekam es mit und alarmierte einen Kellner. Mitarbeiter des Lokals hielten einen der Diebe laut R. fest und zerrten die Saucen aus dessen Rucksack. Die Täter entkamen.

Sie hatten es aber offenbar nicht sehr eilig. Denn nach Rs. Schilderungen passten ihn drei aus der Gruppe ein paar Meter weiter, am Abgang zur Königstorpassage, ab. Er sei wüst beschimpft worden. „Ich schlag’ Dich tot.“ Einer schlug Martin R. ins Gesicht, er verdrehte ihm den Arm und brachte ihn mit einer Art Schulterwurf zu Boden.

Der 31-Jährige schrie um Hilfe. Doch niemand schritt ein. „Keiner ist stehengeblieben“, sagt er, obwohl um diese Uhrzeit, es war 21.15 Uhr, etliche Menschen unterwegs waren. Es kam R. wie eine halbe Ewigkeit vor, bis jemand reagierte. Eine ältere Dame habe schließlich die Polizei gerufen, erzählt er. Später half ihm ein Passant. Dieser begleitete ihn sogar zum Arzt.

"Das finde ich traurig"

Dass es so lange dauerte, bis jemand eingeschritten ist, setzt dem 31-Jährigen zu. „Es trifft mich schwer, dass ich um Hilfe betteln und schreien musste und keiner stehenblieb. Das finde ich traurig, dass keine Zivilcourage da ist.“

Die Schlägerei nimmt Martin R. psychisch mit, aber auch die körperlichen Folgen wird er nicht so schnell loswerden. Neben ihm steht eine Tablettenschachtel. Er wird monatelang nicht richtig arbeiten können. Das ist umso härter für ihn, weil er sich als Handwerker, als Kleingewerbetreibender, selbstständig gemacht hat. Mit dem Geld kommen seine Lebensgefährtin und ihr gemeinsamer, acht Jahre alter Sohn sonst einigermaßen über die Runden. „Aber jetzt kann ich nachts nicht schlafen, weil ich mir Gedanken mache, wie ich die Familie ernähre.“

Der 31-Jährige wünscht sich nichts sehnlicher, als dass die Täter gefasst werden. Dann könnte er sie auf Schmerzensgeld verklagen. Es gibt zwar Videobilder von der Tat. Doch darauf sollen die Gesichter nicht zu erkennen sein. Die Polizei sucht laut Sprecher Bert Rauenbusch immer noch nach Zeugen. Martin R.: „Das ist mein letzter Strohhalm.“

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