Nürnberger Ex-Prostituierte fordert Ende von käuflichem Sex

17.11.2017, 17:12 Uhr
Die ZDF-Reportage gibt intime Einblicke in das Rotlichtmilieu Deutschlands.

© André De Geare Die ZDF-Reportage gibt intime Einblicke in das Rotlichtmilieu Deutschlands.

Die 27-Jährige attackierte bereits in diesem Frühsommer nach zwei Morden im Nürnberger Rotlichtmilieu die Beratungsstelle Kassandra, weil diese aus ihrer Sicht die Arbeit im Bordell verharmlose. "Viele Frauen erleben in den Zimmern Gewalt, viele halten es nur mit Alkohol oder Drogen aus, sind traumatisiert", sagte sie der Lokalredaktion.

In der Reportage für ZDFinfo wiederholt Norak: "Prostitution ist keine Arbeit. Das ist einfach nur Gewalt, was man da erlebt." Nach sechs Jahren als Sexarbeiterin stieg sie aus, noch während der Arbeit im Bordell hatte sie ihr Abitur nachgemacht. Sie bekam eine Vollzeitstelle als Tierpflegerin — im Film, der auch in Nürnberg gedreht wurde, sind Fotos von ihr bei der Arbeit im Tiergarten zu sehen.

93 Prozent aller Sexarbeiterinnen kommen aus dem Ausland

Heute studiert sie Jura – auch, um für ein Verbot der Prostitution kämpfen zu können. Um diesem Ziel näher zu kommen, äußerte sie sich im Sommer in überregionalen Medien. In der Öffentlichkeit nennt sich die 27 Jährige, die nicht mehr in Nürnberg lebt, Sandra Norak. Tatsächlich heißt sie anders.

In Nürnberg kontrollierte die Polizei 2016 insgesamt 1519 Prostituierte, es gibt aber eine Dunkelziffer. 93 Prozent der Sexarbeiterinnen kommen laut Polizei aus dem Ausland, Armutsprostitution sei auch in Nürnberg verbreitet. Sandra Norak sagt in der TV-Dokumentation, dass sie in jedem Club Menschenhandel beobachtet habe. "Ich habe auch Frauen gesehen, die geschlagen werden. Und ich habe auch Freier gesehen, die das gesehen haben und dann trotzdem die Dienstleistung in Anspruch genommen haben."

Schweden sagt Protitution den Kampf an

Norak ist überzeugt: Würde in Deutschland das schwedische Modell eingeführt, nachdem sich ein Freier strafbar macht, wenn er zu einer Prostituierten geht, nähme in der Gesellschaft der Respekt vor Frauen zu. Doch politisch ist dies bislang nicht gewollt. Auch die Nürnberger Beratungsstelle Kassandra ist gegen ein Verbot von käuflichem Sex. Die Reportage zeigt deutlich, wie viel Geld das Sex-Business den Bordellbetreibern, aber über Steuern auch dem Staat in die Kassen spült. Deutschland sei zum "Bordell Europas" geworden, lautet die These.

Internationale Anbieter organisieren beispielsweise mehrtägige Rundreisen in FKK Clubs, weil in Deutschland Prostitution im Unterschied zu Frankreich, Irland oder Norwegen nicht verboten ist. Auf dem Reiseplan eines großen, amerikanischen Anbieters von Sex-Reisen steht auch ein FKK Club in Großreuth bei Schweinau.

Sobald Mann am Flughafen gelandet ist, werde er diskret zum Club chauffiert, verspricht die Homepage. Der Club selber wirbt online mit "täglich mindestens 30 weiblichen Gästen, die für alles offen sind". Laut Polizeisprecher Robert Sandmann sind die FKK Clubs in Nürnberg kein Kriminalitätsschwerpunkt, Stichwort Menschenhandel. "Wir beobachten im Umfeld nichts Auffälliges." 

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