Nürnberger Firma Leoni um 40 Millionen Euro geprellt

16.8.2016, 19:17 Uhr
Der Schaden für den Nürnberger Automobilzulieferer ist derzeit noch nicht wirklich abschätzbar.

© dpa Der Schaden für den Nürnberger Automobilzulieferer ist derzeit noch nicht wirklich abschätzbar.

Seit Monaten sorgt der Nürnberger Autozulieferer Leoni immer wieder für Schlagzeilen: Schwere Managementfehler bei neuen Aufträgen in Rumänien, ein Sanierungskonzept inklusive Stellenabbau auch in Deutschland, der überraschende Rücktritt des für die Problemsparte Bordnetze verantwortlichen Vorstands Frank Hiller. Und jetzt auch noch das: Der einst erfolgsverwöhnte Konzern geht Kriminellen auf den Leim.

Die Betrüger transferierten - ohne dass intern rechtzeitig die Alarmglocken schrillten - 40 Millionen Euro auf Konten im Ausland, wie Leoni am Dienstag in einer Pflichtmitteilung bekannt gab. Man sei "Opfer betrügerischer Handlungen unter Verwendung gefälschter Dokumente und Identitäten sowie Nutzung elektronischer Kommunikationswege" geworden.

LKA hatte vor Masche gewarnt

Zu Details wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Die Beschreibung des Betrugs passt aber auf die sogenannten Chef-Masche, vor der Anfang Juli das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen bundesweit gewarnt hatte. Die Methode: Ein Mitarbeiter in der Buchhaltung erhält eine Nachricht angeblich von oberster Stelle im Unternehmen und wird um Hilfe in einer diskreten Angelegenheit gebeten, wie etwa dem Kauf von Firmenteilen. Dafür müsse schnell Geld ins Ausland überwiesen werden. Die Betrüger halten vorbereitete Zahlungsaufträge bereit, die die jeweils notwendige zweite Unterschrift schon beinhalten. Diese ist jedoch gefälscht.

Leoni zufolge hat der Konzernvorstand eine Untersuchung der Vorfälle eingeleitet, die intern am Freitag erkannt worden waren. Zugleich werden Schadenersatz- und Versicherungsansprüche geprüft. Zudem habe der Konzern Anzeige erstattet, hieß es. Bei der Polizei war diese am Dienstagnachmittag jedoch noch nicht eingegangen, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken mit.

Unklar ist nach Angaben des fränkischen Konzerns, wie stark sich der Betrug auf das Jahresergebnis auswirkt. Wegen der laufenden Sanierungsmaßnahmen hat Leoni ohnehin bereits angekündigt, dass das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen von zuvor 151 Mllionen Euro auf 105 Millionen Euro in diesem Jahr sinken werde. Die Aktie der im MDax notierten Gesellschaft verlor bis Handelsschluss um über sechs Prozent.

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