Nürnberger Friedenstafel wird erstmals abgeriegelt

21.9.2017, 08:50 Uhr
Nürnberger Friedenstafel wird erstmals abgeriegelt

© Michael Matejka

Und dennoch werden Straßen, die am Sonntag zur Friedenstafel führen, nicht alleine mit Fahrzeugen der Polizei, sondern auch aus dem städtischen Fuhrpark gesichert. Klar ist: Die Polizei wird mit Blick auf die Friedenstafel von der Stadt unterstützt.

Sie ist mit dem Hochrisikospiel zwischen der Spielvereinigung Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg, das am Wahlsonntag im Fürther Stadion ausgetragen wird, dem Altstadtfest und diversen Wahlveranstaltungen voll ausgelastet. Um die Straßen zur Friedenstafel rund um den Kornmarkt abzuriegeln, stellt auch die Stadt Fahrzeuge auf, wo sonst Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen würden.

Viele Überstunden

"Grundsätzlich ist der Veranstalter (Stadt Nürnberg; Anm. d. Red.) für die Absicherung zuständig", sagt Elke Schönwald, Leiterin der Polizeipressestelle, auf Anfrage. Aufgrund der vielen Überstunden, die sich wegen der zahlreichen Veranstaltungen bei den Einsatzkräften anhäufen, hätten Polizisten auch Anspruch auf Freizeitausgleich. "Die Friedenstafel wird aber selbstverständlich polizeilich betreut", sagt Schönwald. Schließlich gehe man hier von einer "abstrakt erhöhten Terrorgefahr" aus. Einen Engpass bei den Einsatzkräften durch das Frankenderby gebe es nicht.

Hintergrund ist ein Sicherheitskonzept, das Stadt (Ordnungsamt, Menschenrechtsbüro) und Polizei für die Friedenstafel ausgehandelt haben. Es greift heuer zum ersten Mal. Die Tafel zählt, wie das Nürnberger Bardentreffen oder das Klassik Open Air, zu den potenziellen Anschlagszielen.

Eine Maßnahme ist, alle Zu- und Abfahrten durch größere Fahrzeuge zu versperren. Vor dem Hintergrund der Attentate in London, Nizza und auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin soll dies Anschläge mit Lkw oder kleineren Fahrzeugen verhindern.

Doch sind die Sicherheitsmaßnahmen mit dem Abriegeln der Straßen nicht erschöpft. Teil des Konzeptes ist auch, dass deutlich mehr privates Sicherheitspersonal der Firma Engelhardt im Einsatz ist. Bei Verdacht kontrollieren die Ordner Rucksäcke und Taschen. Da nahezu jeder der Gäste mit einem Rucksack voll Essen zur Tafel kommt, wird das mit einem größeren Aufwand verknüpft sein. Außerdem werden die Tische weiter auseinander stehen, um größtmögliche Fluchtwege zu schaffen.

Höhere Kosten

Für Martina Mittenhuber, Leiterin des Menschenrechtsbüros der Stadt, ist das alles andere als angenehm. "Die Friedenstafel verliert dadurch ihren Charakter. Das Ambiente leidet", sagt sie. Doch sei es wichtig, den Besuchern "das höchstmögliche Sicherheitsgefühl" zu geben. Einen anderen Weg, als in diesem Sicherheitskonzept beschrieben, sehe die Chefin des städtischen Menschenrechtsbüros nicht. Keine Frage, das treibe die Kosten in die Höhe.

Die Friedenstafel gehört zum Rahmenprogramm der Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises. "Sie zeigt sich mit dem Preisträger solidarisch", sagt sie. Das macht es in diesem Jahr nicht einfacher. Denn der Ausgezeichnete selbst wird zu seiner eigenen Sicherheit nicht kommen. Weder sein Name noch sein Wohnort sind der Jury bekannt. Entgegennehmen wird den Preis eine französische Journalistin.

Robert Pollack vom Ordnungsamt berichtet, dass die Stadt nicht zum ersten Mal Fahrzeuge zur Sicherheit aufstellt. Bereits beim Klassik Open Air riegelten Lastwagen aus dem Fuhrpark von Sör (Servicebetrieb Öffentlicher Raum) und Sun (Stadtentwässerung und Umweltanalytik) die
Straßen ab.

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