Nürnberger "Holzhäusla" von einst

29.4.2013, 00:00 Uhr
Nürnberger

© Linke, Brock

Jochen Obermeier muss leicht in die Knie gehen, hier in der niedrigen Gartenlaube aus dem Jahre 1920. Der Vorsitzende des Stadtverbands Nürnberger Kleingärten passt mit seinen gut 1,80 Metern einfach nicht rein. In der Mitte des Raumes steht ein gedeckter Esstisch, mit historischen Porzellantellern und Tassen fürs Kaffeekränzchen - so, als warte er auf seine Besitzer, die jeden Moment hereinkommen und sich hinsetzen könnten.

Doch die hölzerne Laube ist ein Museumsstück, so wie die sechs anderen, die im Grün der Kolonie sauber aufgestellt sind. Diese hier stand am Kohlbuck in Erlenstegen, eine Anlage, die vor Jahren schon aufgelöst wurde. Ein Thema, das den Vorsitzenden Obermeier seit seinem Amtsantritt verfolgt: „In den 50er Jahren gab es in Nürnberg noch rund 10.000 Kleingärten.“ Heute sind es nur noch 5990.

„Wir fordern von der Stadt, dass jüngste Verluste bald ersetzt werden“, sagt er. Im Auge hat der Verband dafür die vorgesehenen Flächen in Röthenbach, in Rehhof und andere Bereichen. „Daran sieht man aber auch, dass wir nach und nach an den Rand der Stadt gedrängt werden.“

Strom für die Lauben

Früher gehörten noch viel mehr Kolonien zum Bild der Kernstadt. Es ist eine Entwicklung, die Obermeier vor dem Hintergrund der Diskussion um den Klimawandel nicht nachvollziehen kann. Frischluftschneisen, Grünzüge, die für neuen Sauerstoff sorgen, gehen abhanden, weil beispielsweise unter dem Druck des Wohnraummangels in der Stadt nachverdichtet wird.

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© Linke, Brock

Dauerbrenner im Verband ist auch die umstrittene Stromversorgung vieler Kolonien. Seit 1983 sei laut Bundeskleingartengesetz an Lauben kein Stromanschluss zulässig. „Bestandschutz gilt aber für alle Gärten, die vor 1983 bereits existiert haben.“ Hintergrund: Die begehrten Lauben sollen nicht bewohnbar sein. Doch ist dieser Passus im Gesetz nach Obermeier nicht mehr „zeitgemäß“.

Die Stadt gewährt daher den sogenannten Arbeitsstrom - das heißt, Strom darf nur außerhalb der regulären Ruhezeiten am Tag gezapft werden. Doch selbst diese Regel ist mittlerweile aufgeweicht worden. Laut Obermeier steht die Stadt auch dazu. „Wir haben immer mehr Familien mit Kindern und die brauchen den Strom. Außerdem ist der sicherer als Gas.“
 

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