Nürnberger klagen über ausgefallene Straßenbahnfahrten

19.12.2017, 05:52 Uhr
Nürnberger klagen über ausgefallene Straßenbahnfahrten

© Foto: Stefan Hippel

Seit dem Start des Winterfahrplans am 2. Dezember gibt es heftige Proteste in der Südstadt, weil die neue Linie 7, die zwischen Hauptbahnhof und Tristanstraße entlang der Allersberger Straße verkehrt, werktags nur noch alle 20 Minuten bis 20 Uhr und danach - sowie sonn- und feiertags - gar nicht mehr fährt. Als jetzt kürzlich am Morgen aus dem 20- ein 30-Minuten-Takt wurde, gingen VAG-Kunden auf die Barrikaden. Zugleich beobachteten Fahrgäste Probleme auf der Linie 4, die zuletzt häufig mit Verspätung unterwegs war.

Von "strukturellen Problemen" ist in Fachkreisen die Rede, sprich: Die Verkehrsbetriebe haben zu wenig Fahrzeuge, um defekte Züge adäquat ersetzen zu können. Dieses Gerücht bestätigt VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger: "Es ist richtig, dass wir auf den Linien 7 und 4 zeitweise einen Zug weniger im Einsatz hatten, was der Betrieb durch die Besetzung mit jeweils zwei Fahrern und die Reduzierung der Ausgleichszeiten versucht hat, zumindest abzumildern."

Was den Fuhrpark betrifft, bestätigt Seitzinger, dass die Reserve schon alleine deshalb reduziert sei, "weil durch die Modernisierung der GT6N, der dreiteiligen Fahrzeuge, zwei fehlen". Insgesamt werden schrittweise 40 Straßenbahnen (14 vom Typ GT6N und danach 26 vom Typ GT8N), die in den 1990er Jahren in Betrieb gingen, bis Anfang 2022 von Grund auf erneuert, "um sie für weitere 15 bis 20 Betriebsjahre fit zu halten". Gesamtkosten: 24 Millionen Euro.

Es kracht alle zwei bis drei Tage

Seitzinger betont: "Die Maßnahme muss sein. Kommen dann aber unvorhersehbare Ausfälle von Fahrzeugen dazu, wird es im wahrsten Sinne eng. Aber es wird immer so gesteuert, dass es Fahrten gibt, wenn auch mit einer Verspätung." Zu den saisonalen Problemen gehört die erhöhte Zahl an Unfällen im Winter. "Alle zwei bis drei Tage", so VAG-Sprecherin Stefanie Dürrbeck. Nicht nur die Witterung, sondern auch das Missachten von Verkehrsregeln gilt als Auslöser, "weil abgebogen oder gewendet wird, wo es nicht erlaubt ist".

"Wir erleben das oft in der Sulzbacher Straße, wo über abmarkierte Gleisbereiche gefahren wird, oder speziell an der Einmündung Bartholomäusstraße stadteinwärts, wo trotz eines Geradeaus-Fahrverbotes gewendet wird und es zu Unfällen kommt. Auch in der Bucher Straße zwischen der Haltestelle Juvenellstraße und der Einmündung Gärtnerstraße kracht es häufiger mal", berichtet Dürrbeck. Selbst bei den drei im Sommer 2017 grün abmarkierten Schutzzonen am Stresemannplatz, Westtorgraben und in der Gibitzenhofstraße hat es seitdem immerhin sechs Unfälle gegeben. Die VAG will diesen Pilotversuch aber erst nach zwei Jahren bewerten.

Im Übrigen hat die VAG noch mit einem technischen Problem zu kämpfen, das die Anzeige der Straßenbahnen an den Haltestellen betrifft, die außerplanmäßig eingesetzt werden. Dies führe zu fehlerhaften, verspäteten Anzeigen. Angesichts der heftigen Kritik - insbesondere an der Linie 7 - hat SPD-Stadtrat Nasser Ahmed einen Bericht im Stadtrat gefordert - inklusive Vorschlägen für eine verbesserte Versorgung.

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