Nürnberger Koch zum "Aufsteiger des Jahres" gewählt

8.10.2018, 10:24 Uhr
Der Aufsteiger des Jahres": Valentin Rottner

© Foto: event@rottner-hotel.de Der Aufsteiger des Jahres": Valentin Rottner

Als sein Handy klingelt, denkt Valentin Rottner gerade gar nicht mehr an den Feinschmecker. Mit Vater Stefan und seinem Küchenchef Andreas Kröckel steht er im Garten und zerlegt ein Reh. Und ist zunächst sprachlos, als sich Madeleine Jakits, die Chefredakteurin des Genuss-Magazins, meldet.

Bereits seit 1985 stellt "Der Feinschmecker" die Frage nach dem begabtesten Nachwuchskoch Deutschlands und kürt den "Aufsteiger des Jahres". Große Namen wie Christian Bau oder Joachim Wissler durften sich mit diesem Titel schmücken. 2016 wurde Stefan Meier (Restaurant "ZweiSinn" in St. Jobst) gewählt (wir berichteten). Damals ging die Auszeichnung das erste Mal überhaupt nach Nürnberg.

"Dass ich Aufsteiger werde, habe ich zwar gehofft, aber nicht zu 100 Prozent geglaubt", sagt Valentin Rottner, der sich erst einmal nicht laut freuen durfte, sondern Stillschweigen bewahren musste. Aber während er der Chefredakteurin zuhört – und kaum noch etwas mitkriegt –, liegen sich Vater Stefan und Andreas Kröckel bereits lachend in den Armen.

Sechs junge Köche, die von Gästen oder Freunden vorgeschlagen worden waren, hatten es in die End-Abstimmung geschafft. Freunde, Kollegen, Familie und die Jungs aus seiner Fußballmannschaft beim ATV Nürnberg hat Valentin Rottner mobilisiert, damit sie ihre Stimme für ihn abgeben. Das hat funktioniert. 1356 Stimmen bekam der 30-Jährige von den Feinschmecker-Lesern, 6109 hatten abgestimmt. Zweiter mit 1186 Stimmen wurde Stefan Barnhusen (Küchenchef des Restaurants "Jellyfish" in Hamburg), auf den dritten Platz kam Fabio Daneluzzi (Küchenchef des "Kronen-Restaurants" und der "Pfälzer Stube" in Herxheim-Hayna) mit 1092 Stimmen.

Sehnsucht nach der Heimat

Eigentlich wollte Valentin Rottner ja Profi-Fußballer werden. Und Fußball spielt der Club-Fan auch immer noch mit Begeisterung. Aber dann zog es ihn doch in die Küche. Er entschloss sich, Koch zu lernen, und wahrte nach Oma Irma und Vater Stefan die Familientradition.

Seine Lehr- und Wanderjahre führten ihn durch diverse Spitzenküchen: Bei Alexander Herrmann im Wirsberger "Posthotel" ging er in die Lehre. Es folgten Stationen auf Sylt bei Johannes King im Zwei-Sterne-Restaurant "Söl’ring Hof" und bei Alessandro Pape im "Fährhaus". Er kochte im "Spatzenhof" in Wermelskirchen und bei Nils Henkel im "Schlosshotel Lerbach".

Doch die Sehnsucht nach der Heimat und vor allem den fränkischen Jagdgründen schlug zu – Rottner kehrte heim nach Großreuth. Zeitweise stand er im Gasthaus bereits mit seinem Vater am Herd, seit April 2018 führt er sein Gourmet-Restaurant "Waidwerk" in einem Teil des "Gasthaus Rottner".

Die Familie und Freundin Anna sind seine Stütze, der Wald der Ort, wo er zur Ruhe kommt und sich bei der Jagd seine Auszeit von der Küche nimmt. Die Auszeichnung sieht er nicht auf seine Person begrenzt: "Sie gilt für mein ganzes Team, von Andreas Kröckel und Stefanie Kneißel bis zu den Azubis und Spülern."

"Ich will den Stern wieder haben"

Das geschmackvoll gestaltete "Waidwerk" heimste bisher viel Lob und Anerkennung ein und wurde in etlichen Genuss-Zeitschriften wohlwollend besprochen. "Sein Stil ist geprägt durch eine puristische Kreativküche mit regionalen und internationalen Zutaten", schreibt "Der Feinschmecker". Der Wald, die Natur, die Jagd, die Region sind die Eckdaten von Rottners präziser, junger Küche, die unter dem Motto "Genuss trifft auf Tradition und Nachhaltigkeit" steht.

Der 30-Jährige sagt von sich selbst, dass er sehr ehrgeizig ist: "Ich will den Stern wieder haben", der von 1998 bis 2003 über dem "Rottner" strahlte. Das sei wie im Fußball: "Die Clubspieler wollen auch gewinnen. Man will schließlich etwas erreichen." Das Gefühl, dass es mit dem Stern klappen könnte, sei da. "Das wäre der Knaller. Und wenn es nicht passiert, darf man nicht frustriert sein. Sondern muss weitermachen." Wie der Club nach seiner 0:7-Niederlage gegen Borussia Dortmund.

Sein größter Wunsch für die Zukunft? "Dass es weiterhin familiär klappt im Gasthaus und alle happy sind!" Und dass die Gäste nicht nur ins "Waidwerk" rennen, sondern genauso gern bei Vater Stefan im "Gasthaus Rottner" dessen feine fränkische Küche genießen. Jetzt heißt es, auf den nächsten Anruf warten – der Michelin vergibt nämlich nicht wie sonst im November, sondern erst im Februar 2019 seine Auszeichnungen.


Mehr Informationen über das "Waidwerk im Gasthaus Rottner" in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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