Nürnberger Moschee-Projekt stößt auf krude Vorurteile

16.5.2012, 07:59 Uhr
Nürnberger Moschee-Projekt stößt auf krude Vorurteile

© Matejka

Von einem „Anwohner-Aufstand“ zu schreiben, wie es ein Boulevardblatt unlängst getan hat, wäre verfrüht. Aber das 800 Quadratmeter große Areal könnte sich zur steinigen Baustelle entwickeln für Reinhold Johannes. Denn gegen das Objekt, das der Neumarkter Architekt und sein syrischer Kollege Abdulrahim Reyyes für die AMJ entworfen haben, ist bereits eine Unterschriftensammlung angekündigt.

Die Gründe variieren: Im Internet melden sich viele zu Wort, die schon deswegen gegen die Moschee sind, weil es eine Moschee ist. Die seien Ausdruck islamischer Weltherrschaftspläne und das geplante Haus der AMJ quasi deren Vorposten am Hasenbuck. Dass die Ahmadiyya von vielen Muslimen nicht als Glaubensbrüder anerkannt werden, interessiert ebenso wenig wie Aussagen des Verfassungsschutzes, dass die AMJ weder extremistisch noch gewalttätig sei.

Alle, die nicht krude Verschwörungstheorien und antimuslimische Ressentiments umtreiben, sondern Sorgen um Parkplätze und ähnliches, kann Reinhold Johannes beruhigen. Der zweistöckige Bau, über den sich eine 2,70 Meter hohe Kuppel wölbt, ist mit knapp 600 Quadratmetern Nutzfläche für kein großes Publikum konzipiert. Denn die Nürnberger Gemeinde, deren bisherigen Gebetsräume in der Bulmannstraße an Feiertagen aus den Nähten platzt, besteht nur aus 100 Mitgliedern. Für die, ist Johannes sicher, sind die Parkflächen in der Conradtystraße und die nahegelegene Straßenbahn ausreichend. Das Minarett, das das Gebäude um 6,40 Meter überragt, sei weder begehbar noch habe es Lautsprecher, sagt er und zerstreut eine weitere Sorge. „In keiner unserer 35 Moscheen in Deutschland ertönt der Gebetsruf“, bestätigt AMJSprecher Mohammad Dawood Majoka. „Damit ein Gebetsruf Sinn macht, müssten ja alle Gemeindemitglieder im Umfeld der Moschee leben.“

Noch vor Baubeginn im Sommer, verspricht Majoka, werde man das Projekt den Anwohnern vorstellen, „sobald wir konkrete Pläne haben, die von der Stadt genehmigt sind. Vorher macht es wenig Sinn“. Dass das Thema Moschee Bedenken in der Bevölkerung auslöst, ist ihm bewusst, „aber wir haben mit den Radikalen nichts zu tun“. Majoka ist zuversichtlich, dass die Botschaft auch Skeptiker erreicht: „In vielen Städten, in denen es Widerstände gab“, sagt der AMJ-Sprecher, „sind ehemalige Moscheegegner nun sogar regelmäßig Gäste bei unseren Veranstaltungen.“

Nürnberger Moschee-Projekt stößt auf krude Vorurteile

© Architekturbüro R. Johannes

Bis es so weit ist, schlagen jedoch immer mehr Gegner beim Bürgerverein Hasenbuck auf, deren „Bedenken, Spekulationen und Vorbehalte“ man dort „sehr gut verstehen“ könne. Schließlich habe die Stadt versäumt, über ein derart öffentlichkeitswirksames Vorhaben rechtzeitig zu informieren. Ob man den zu 90 Prozent ablehnenden Tenor der bisherigen Meinungen verallgemeinern kann, wisse man zwar nicht. Trotzdem hat der BV in einem Schreiben an OB Ulrich Maly angekündigt, Einspruch gegen das Projekt einzulegen, falls die Baubehörde nicht umfassend informiert.

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