Nürnberger Schul-Projekte mit Mosaik-Jugendpreis ausgezeichnet

12.2.2016, 21:47 Uhr
Die Preisträger von der Jungen Stimme e. V.: (v.l.) Buga Hüseyin, Naz Tabish, Özen Taylan (Junge-Stimme e.V.; 3. Preis), Durduran Tugay (alle Anderen Berufschule 2 Nürnberg, 2. Preis).

© Ralf Rödel Die Preisträger von der Jungen Stimme e. V.: (v.l.) Buga Hüseyin, Naz Tabish, Özen Taylan (Junge-Stimme e.V.; 3. Preis), Durduran Tugay (alle Anderen Berufschule 2 Nürnberg, 2. Preis).

Hasan Gencel ist Lehrer an der Berufsschule 2. Weil die Schule seit drei Jahren Teil des Netzwerkes "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" ist, gibt es den Anspruch, jedes Jahr ein entsprechendes Projekt durchzuführen. "Wir haben uns diesmal mit Islamismus beschäftigt, der ja auch deine Form der Diskriminierung von Andersgläubigen ist."

Außerdem beschäftigten sich die 23 beteiligten Schüler mit Antisemitismus. "Leider ist es so, dass einige islamische Schüler Vorurteile gegenüber dem Judentum haben", so Gencel. Auch Furkan Siner und Tabish Naz nehmen sich da nicht aus. Die beiden Schüler waren im Rahmen des Projekts zum ersten Mal in einer Synagoge. "Wir haben dort auch mit einem Juden gesprochen und gemerkt, dass wir viel mehr gemeinsam haben, als wir denken", erzählt Naz. "Ich habe jetzt keine Vorurteile mehr." Und Siner ergänzt: "Man kann nicht alle Menschen in einen Topf werfen. Die meisten Muslime wollen schließlich auch nichts mit dem IS zu tun haben."

Die Schüler besuchten mit ihrem Lehrer Gotteshäuser aller Art: christliche Kirchen, eine Moschee und eine Synagoge. Sie sprachen darüber, was die Religionen ausmacht, wie Rassismus entsteht – und wie man Vorurteile abbauen kann. Und am Ende drehten sie einen Film über ihre Erfahrungen. Außerdem erstellten die Jugendlichen eine Ausstellung für die Schule, im Rahmen derer sie auch mit ihren Mitschülern ins Gespräch kamen.

Intensive Auseinandersetzung

Die Jury, die aus Mitgliedern der Opferfamilien und Jugendlichen aus Nürnberg und München besteht, lobte die Schüler für die intensive Auseinandersetzung und die Breitenwirkung. Sie bekommen den zweiten Preis, der mit einem Preisgeld über 1700 Euro einhergeht. Der dritte Preis, dotiert mit 1300 Euro, ging an den interkulturellen Verein "Junge Stimme", der am 13. Juni vergangenen Jahres ein antirassistisches Straßenfest mit 20 Infoständen am Aufseßplatz organisierte. Über 1000 Besucher kamen, um sich zu informieren, zu essen und zu trinken. "Das Besondere war, dass am Schluss um 22 Uhr alle Gäste beim Aufräumen halfen", so der Vereinsvorsitzende Taylan Özen.

Die Preisverleihung findet am Freitag, 18. März, im Festsaal des Künstlerhauses statt. Im Vorfeld wird das Stück "Ins Herz" der Theatergruppe "Auf die Zwölf" gezeigt. Autor und Regisseur Dieter Schneider thematisiert die NSU-Morde aus der Sicht einer fiktiven türkischen Familie. "Diese Premiere ist für uns etwas ganz Besonderes – immerhin sitzen Angehörige der echten NSU-Opfer im Publikum."
 

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