Nürnberger Schüler machen Knastmauer zum Hingucker

24.11.2013, 07:59 Uhr
Nürnberger Schüler machen Knastmauer zum Hingucker

© Roland Fengler

Bunte Fahnen, überlebensgroße Bären und Sprüche in Riesenlettern zieren die Wand. An ihr hüpfen große, grelle Punkte in Grün, Türkis und Pink entlang, weshalb die 80 Meter lange und 6,50 Meter hohe Knastmauer, die den Pausenhof des Förderzentrums An der Bärenschanze von der Justizvollzugsanstalt (JVA) trennt, nicht wiederzuerkennen ist.

Marcel (15), Schüler und Mitinitiator der Verschönerungsaktion, ist zufrieden mit dem Ergebnis. „Jetzt ist der Pausenhof nicht mehr Grau in Grau, sondern viel farbenfroher. Es ist schöner, die Pausen hier zu verbringen.“ Dem stimmt Inan (15) zu: „Die hohe Mauer hat vorher hässlich und ungepflegt ausgeschaut.“ Ein Zustand, den beide unbedingt ändern wollten.

Gremium überzeugt

Bei einer Jugendversammlung des „laut“-Projekts der Stadt Nürnberg schafften sie es, das Gremium von dem Verschönerungsbedarf zu überzeugen. Die PSD-Bank unterstützte das Projekt mit Fördermitteln in Höhe von 16000 Euro. Auch die JVA Nürnberg beteiligte sich an den Kosten, als sich herausstellte, dass das Verputzen und Grundieren der Mauer aufwendiger wurde als erwartet. Für die Aktion holte sich die Schule den Künstler Julian Vogel ins Boot, der bereits mehrere Kreativprojekte mit Kindern im In- und Ausland realisiert hat.

„Für mich war es eine aufregende Zeit. Als ich die Mauer das erste Mal gesehen habe, war ich von ihrer Größe überwältigt“, erinnert sich Vogel. Gemeinsam mit den Schülern sammelte er Ideen und wählte Motive und Sprüche aus, die zum Nachdenken anregen sollen. Mehrere Hundert Spraydosen und viele Eimer Farbe waren nötig, bis sich die einzelnen Elemente zu einem großen Gesamtbild zusammenfügten.

„Freiraum lassen“

Die Worte „Grenzen setzen“, „Freiraum lassen“, „Zeit haben“ und „Mut machen“ sind nun in großen Lettern zu lesen. Ein langes Band aus Flaggen schlängelt sich an der Mauer entlang. Es symbolisiert die rund 30 Nationalitäten, die hier zur Schule gehen. Julian Vogel zeichnete die Motive vor. Die Schüler strichen große Flächen mit Pinsel und Farbe, kleinere Details sprühten sie.

„Der richtige Umgang mit den Spraydosen musste erst geübt werden. Da konnte ich große Talente entdecken“, sagt Vogel. Die Schüler arbeiteten meistens in Kleingruppen und nicht länger als zwei Stunden am Stück, zum Teil auch in Pausen. „Manche Schüler waren total Feuer und Flamme, bei anderen musste ich mir erst überlegen, wie ich sie motivieren kann“, so Vogel. Inan (15) hat begeistert mitgepinselt. „Es hat richtig viel Spaß gemacht mit Julian Vogel zu arbeiten. Wir haben von ihm viel darüber gelernt, wie man Kunst macht.“

Auch Schulleiterin Gertrud Oswald freut sich über den neuen Anstrich: „Bunt gefällt mir die Mauer hundert Mal besser. Das haben die Kinder toll gemacht. Das Ergebnis ist wunderschön.“ Dem stimmt auch Daniele aus der 9a zu. „Ich komme gerne hierher, um zu sehen, was wir gemeinsam erreicht haben.“ Am besten hat ihm das Sprayen gefallen — „und dass wir dadurch ab und zu weniger Unterricht hatten“.

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